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Haus Wiesengrund wurde ausgezeichnet!

Viele, die in ihrer Kirchengemeinde oder übergemeindlich haupt- oder ehrenamtlich arbeiten oder Angebote wie Seniorenfreizeiten nutzen, waren schon einmal im Haus Wiesengrund in Überdorf in der Nähe von Nümbrecht zu Gast. Neben der angenehmen Atmosphäre im wunderschön im Oberbergischen gelegenen Tagungs- und Gästehaus des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region sowie der liebevollen und engagierten Betreuung durch die Mitarbeitenden des Hauses, wird insbesondere das gute Essen allen, die schon einmal dort waren, im Gedächtnis bleiben.

Abwechslungsreich, regional, gesund und vor allem lecker schmeckt es, was das Küchenteam den Gästen auftischt. Dafür erhielt das Haus nun eine Auszeichnung im Rahmen des „100-Kantinen-Programms“, initiiert vom NRW-Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerium.

„NRW i(s)t gut!“
Auf einer Fachtagung in den Düsseldorfer Rheinterrassen zum 100-Kantinen-Programm mit dem Titel „NRW i(s)t gut!“ am 19. November 2015 zeichnete NRWs Umweltminister Johannes Remmel 23 Pionierkantinen aus, die schon heute auf regionale Lebensmittel setzen und so als Vorbild dienen können. Jürgen Lauff, Hausleiter im Haus Wiesengrund, nahm die Auszeichnung für das Konzept des Hauses zum Einsatz von Produkten aus regionaler Herkunft und artgerechter Tierhaltung in Empfang. Ziel der Veranstaltung war es, erste regionale Netzwerke aus Lieferanten und Abnehmern aufzubauen und durch Informationsaustausch und gemeinsame Aktionen im Bereich Regionalmarketing Unternehmen zu fördern. Das Haus Wiesengrund zählt zu den Pionieren, die mit Best-Practice-Beispielen andere Kantinen motivieren sollen, an diesem Programm teilzunehmen.

Christliches Profil schärfen
Rund 25 Personen verpflegt Jürgen Lauff und sein Küchenteam jeden Tag mit Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Auslöser für die Beschäftigung mit der Frage nach einem Konzept für regionale Lebensmittel war unter anderem der Wunsch nach einer "Schärfung des christlichen Profils". Lauff und sein Team legten Kriterien fest, dabei gelangten sie schnell zum Thema "Bewahrung der Schöpfung und nachhaltige Entwicklung" – und das fängt bereits beim Einkauf und der Zubereitung an. Dazu gehörten aber auch Fragen wie „Wie präsentiere ich das Essen meinem Gast? Und was geschieht mit Essensresten?’“, erklärt Lauff.

"Regionale Lebensmittel – das hört sich einfacher an, als es ist!"
Die Entscheidung, nur regionale Lebensmittel zu verwenden – das heißt, sie werden in NRW, und zwar nicht weiter als 75 Kilometer entfernt, produziert – resultierte aus dieser Auseinandersetzung. „Das hört sich allerdings einfacher an, als es ist“, stellt er fest. Denn für das Tagungshaus, das sehr abgeschieden liegt, passende Lieferanten in der Nähe zu finden, ist nicht so einfach. „Da müssen wir regelmäßig dran arbeiten! Die Infrastruktur hat sich verändert. Früher gab es noch den Bäcker vor Ort oder Molkereien überall. Jetzt wird die Milch erst mal durch halb Deutschland gekarrt, bis sie dann wieder zu uns zurückkommt“, so Lauff. Selbst der Kartoffelbauer, der die Wiesengrunder Küche noch bis vor zwei Jahren belieferte, hat seinen Betrieb eingestellt. Seither kommt das Gemüse von einem Lieferanten, der zwar aus der Gegend kommt, seine Produkte aber nicht selbst produziert. Bei Fleisch, Wurst und Eiern sei dies zum Glück anders, erklärt Lauff. Die liefere eine Regionalvermarktungsinitiative von Erzeugern, Verarbeitern und Vermarktern des Bergischen Landes. Auf Massentierhaltung wird natürlich verzichtet.

Hohe Akzeptanz bei den Gästen im Haus Wiesengrund
Aber: Qualität hat ihren Preis! Die höheren Preise für Fleisch etwa gleicht das Tagungshaus dadurch aus, dass die Portionen kleiner sind. "Unser Ziel ist es, wirtschaftlich neutral zu arbeiten. Wir müssen die Kosten im Blick behalten, denn die Umstellung auf regionale Lebensmittel darf keine höheren Ausgaben verursachen", erklärt Lauff. Beschwert habe sich bisher noch keiner. Auch die Umstellung vom Service am Tisch auf ein Büffet werde von den Gästen positiv aufgenommen. „Manchen fehlte zuerst die Tischgemeinschaft, aber jetzt kann jeder selbst entscheiden, was und wie viel er isst. Das kommt gut an“, berichtet der gelernte Koch, der vor 23 Jahren das Regiment in der Küche übernahm und seit 2009 das Haus Wiesengrund leitet. Durch das persönliche Gespräch ließen sich Unklarheiten in der Regel sofort beseitigen. Außerdem informiert er seine Gäste durch Hinweise und Poster über die Lieferanten. „Der Gast ist für mich und meine Mitarbeitenden etwas Besonderes! Wer nicht auf die Lebensmittel achtet, die er einkauft, hat auch keine Achtung vor den Gästen“, beschreibt Lauff die Philosophie seines Hauses. Das merken natürlich auch die Besucherinnen und Besucher. Die Zimmer sind oft lange im Voraus ausgebucht, 90 Prozent der Gäste sind Stammbucher. „Es kommt immer häufiger vor, das wir Gruppen absagen müssen, weil wir einfach keine Kapazität mehr haben“, bedauert er.

Weitere Kantinen sollen motiviert werden
Über die Auszeichnung des NRW-Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministeriums freut sich Lauff sehr. „Wir sind stolz, zu den Pionierkantinen zu gehören, die anderen von ihren Erfahrungen berichten können“, denn der nächste Schritt werde sein, weitere 100 Kantinen zu motivieren, sich an dem Programm zu beteiligen. Damit komme man den Menschen entgegen, die sich wohlschmeckende und frische Gerichte aus der Region auch bei Kantinenessen wünschen, vor allem aber unterstütze man die regionale Wirtschaft.

Weitere Informationen gibt es auch auf der Homepage von Haus Wiesengrund.

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW