„Friedensbewegter Vollblutseelsorger – engagierter, supervernetzter, stets menschennaher Kümmerer im Veedel und in der Region – akademiegeprüfter, angelernter Rheinländer – Multitalent mit Extradosis Kreativität, Lebensfreude und Humor – Musikliebhaber von Rock´n ´Roll bis Bach – leidensfähiger Fan des 1. FC Köln – einer der immer mittendrin ist, zu jedem Anlass die richtigen Worte findet und Menschen mitreißen kann – kurz: ein Seelsorger met Hätz und Siel.“
Zur Verabschiedung von Pfarrer Otmar Baumberger in den Ruhestand hatte der langjährige Presbyter Hans-Egon Schmitz im Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dellbrück/Holweide um kurze Statements gebeten. Die trug er am Ende eines feierlichen Gottesdienstes als Grußworte vor. Rund 400 Gäste verfolgten, wie Pfarrerin Andrea Vogel, Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, Otmar Baumberger nach 37 Jahren im Pfarramt an der Christuskirche in Köln-Dellbrück entpflichtete. Die wohl weiteste Reise hatte Professor Dr. Klaus Otte aus Basel, der Otmar Baumberger in seiner Gemeinde an der Nahe konfirmiert hatte und ihm zum theologischen Vorbild wurde. Otte dankte Baumberger für „Mut, Humor, Widerstandskraft und die jahrzehntelange Freundschaft.“ Musikalisch gestaltete den Gottesdienst der Posaunenchor „Heilix Blechle“. Die Kantorei Coro con Spirito, die Pauluskantorei und ein Orchester auf historischen Instrumenten führten mit Gesangssolisten die Bach-Kantate „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“ auf.
Stellvertretend für den Stadtsuperintendenten und die beiden Superintendenten der Kirchenkreise Köln-Nord und Köln-Mitte überreichte Superintendentin Vogel eine Beffchen-Torte, eine schwarz ummantelte Torte mit weißem Talar-Kragen. Diese erhält traditionell das Kölner Dreigestirn bei seinem Empfang im Haus der Evangelischen Kirche. „Wir waren uns einig: Karneval kannst Du von uns am besten“, schmunzelte Vogel. In ganz Köln und darüberhinaus erlangte der Wahl-Kölner Otmar Baumberger Bekanntheit als Präsident der evangelischen Karnevalssitzung, der „Prots-Sitzung“. In Dellbrück rief er den ökumenischen Sessions-Eröffnungs-Gottesdienst ins Leben. Seine Predigten auf Kölsch verbesserte er mit dem Diplom der Kölsch-Akademie. Seine Begeisterung für den Kölner Karneval machte ihn vor 20 Jahren zum Senats-Pfarrer der Karnevalsgesellschaft UHU. Beim Dellbrücker Boore Schnäuzer Ballett tanzte er mit, wann immer der volle Terminkalender es zuließ. Und er vertrat den Stadtsuperintendenten beim ökumenischen Sessions-Gottesdienst im Kölner Dom.
Mit Baumberger arbeitete Vogel rund 30 Jahre im Kreissynodalvorstand zusammen. Seit 2009 war er als Assessor ihr Stellvertreter. „Vieles vom Dienst eines Pfarrers geschieht im Verborgenen“, sagte Vogel, „wir können nur ahnen, wo Dein Engagement Früchte gebracht hat.“ Sie dankte auch seiner Frau Erika Baumberger und den Söhnen Phillip, Niklas und Malte für ihr Engagement in der Gemeinde, das nicht selbstverständlich sei.
Schon der Beginn der Amtszeit in Dellbrück am 01. Oktober 1981 war ungewöhnlich: Gemeinsam mit dem Pfarrer-Ehepaar Mazuch bezogen Erika und Otmar Baumberger das große Pfarrhaus am Mauspfad als Wohngemeinschaft. Die Arbeit mit Familien und Jugendlichen wurde zu einem Schwerpunkt in der Gemeindearbeit: mit jährlicher Familienfreizeit, Vater-Kind-Zelten, Jugend- und Konfirmandenfreizeiten, einige erlangten Kultcharakter. Politische Auseinandersetzungen gab es bei den Streitgesprächen in der Reihe „Dellbrücker Forum“ und auch im Presbyterium. Als junger Pfarrer eckte Baumberger mit seinen Überzeugungen für den Frieden und die Bewahrung der Schöpfung bei manchem an. Die Besuche in den Partnergemeinden des Kirchenkreises in Brasilien, Taiwan und im Kongo haben ihn geprägt.
„Kirche darf nicht abgehoben sein und keine Antworten auf Fragen geben, die keiner gestellt hat“, so Baumberger in seiner Abschiedspredigt. Ein Witz durfte auch hier nicht fehlen: „Zwei Männer haben sich mit einem Heißluftballon verfahren. Da sehen sie unten einen Spaziergänger und fragen ihn: `Können Sie uns sagen, wo wir hier sind?´ Er ruft herauf: `Ja, in einem Heißluftballon!` Da sagt der eine Ballonfahrer zu dem anderen: `Der muss Pfarrer sein: Er kann laut und deutlich reden und verkündet die Wahrheit – aber es hilft nicht wirklich weiter.“
Humorvoll und musikalisch präsentierten die beiden Pfarrer-Kollegen Klaus Völkl und Ulrich Kock-Blunck ihre Grußworte zum Abschluss der fast dreistündigen Feier in der Kirche – zum Abschied zitierten sie den alten Rock-Klassiker „Born to be wilde“: „Bleib wild, Otmar!“
Foto(s): Niklas Baumberger