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v.l. Markus Wieland, Stadtsuperintendent Bernhard Seiger

„Gottes Gnade ist Liebe”- Ordination von Prädikant Markus Wieland

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Dieser Satz aus der Apostelgeschichte begleitet Markus Wieland  schon lange. Er hat für ihn so große Bedeutung, dass er ihn als Spruch für seine Ordination als Prädikant auswählte. Am Sonntag hat Bernhard Seiger, als Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd, den 57-jährigen Presbyter im Rahmen eines Festgottesdienstes in der gut besetzten Kreuzkirche in Wesseling in das geistliche Ehrenamt eingeführt. Dabei betonte er, dass es „keine Ordination erster und zweiter Klasse“ gebe. Trotz der Unterschiede zum Amt eines Pfarrers, die etwa den Umfang  des Dienstes und die Verantwortung  für die Gemeinde betreffen, seien Prädikanten gleichermaßen befähigt, das Wort Gottes zu verkündigen.

Mit eigener Lebens- und Glaubenserfahrung die Vielfalt der Verkündigung bereichern

Mehr noch: Mit ihrer „eigenen Lebens- und Glaubenserfahrung“, mit ihrer anderen Perspektive bereicherten sie die Vielfalt der Verkündigung. Wieland könne von seiner guten Kenntnis der Evangelischen Kirchengemeinde Wesseling, in der er seit vielen Jahren ehrenamtliche Arbeit leistet, profitieren, außerdem  gelte er als ein „Mensch mit Bodenhaftung“. Seiger sprach vom Gottesdienst als einem  „besonderen Schutzraum“; in ihm habe ein Prediger die Aufgabe, Menschen, die „Nahrung für ihre Seele brauchen“, von ihren Sorgen zu entlasten. Damit knüpfte er an den Wahlspruch für diesen Sonntag an: „All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Die Aufgabe, solchen Trost zu spenden, sei anspruchsvoll, schließlich könne derjenige, der predige, Gottes Wort  immer nur mit seinen eigenen Worten vermitteln, sagte Seiger und fügte hinzu: „Dazwischen kann Spannendes passieren.“

Markus Wieland – ein „Mensch mit Bodenhaftung”

Wieland ist vor zehn Jahren von der katholischen zur evangelischen Kirche gewechselt. Er ist verheiratet, hat Musikwissenschaft studiert und arbeitet als Dozent in der Pflege und als Lerncoach. Wie alle Prädikanten, die den Dienst an Wort und Sakrament und in der Seelsorge ausüben, hat er landeskirchliche Vorbereitungskurse besucht. Den Anstoß dazu gaben Gespräche mit Gemeindepädagoge Volker Koschnik, mit dem Wieland bei Gottesdiensten im Präses-Held-Haus, einem Altenheim der Diakonie Michaelshoven, zusammenarbeitete. Koschnik, der den Ruhestand näher kommen sah, ermunterte ihn, sich – so wie er selber es getan hatte – zum Prädikanten ausbilden zu lassen, um selber Gottesdienste in Altenheimen abhalten zu können.

Pfarrer Gerd Veit bestärkte Wieland in dem Vorhaben. So begann er im Januar 2017 in Wuppertal die Zurüstung. Anfängliche Bedenken fing Veit, der am Sonntag mit durch den Festgottesdienst führte, als Mentor auf. Wieland kamen seine Erfahrungen mit der Konfirmandenarbeit seit 2010 zugute, ebenso die Andachten in den Evangelischen Frauenhilfen, von denen er regelmäßig eingeladen wurde. Im April dieses Jahres absolvierte er den Abschlusskurs mit Prüfung. Die Ausbildung habe sein Verständnis der Bibel und seinen Glauben vertieft, sagt er.

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ – seit der Jugend habe er herauszufinden versucht, wie dieser Satz, der früher einen „autoritären Beigeschmack“ zu haben schien, zu verstehen sei, führte Wieland in seiner Ordinationspredigt aus. Gott zu „gehorchen“ bedeute, auf ihn zu hören, darauf, „was uns gut tut“ und dadurch zu erfahren: „Gottes Gnade ist Liebe.“ Es  bedeute, „sich selbst zu überwinden” und seine eigenen Interessen „im Gefühl der Zuwendung anderen gegenüber“ zurückzustellen gemäß dem Bibelwort: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

Als positives Beispiel, sich einem anderen Willen unterzuordnen, nannte Wieland das freiwillige Engagement vieler Helferinnen und Helfer für Geflüchtete. Als Prädikant hat er sich vorgenommen, „die Leute in einer Sprache anzusprechen, die sie verstehen“ und auf diese Weise „vielleicht auch den ein oder anderen  Zweifler“ zu erreichen.

Text: Clemens Schminke
Foto(s): Clemens Schminke