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Traditionell feiert die ACK Köln zu Jahresbeginn einen ökumenischen Gottesdienst.

„Gott braucht unsere Liebe“ – Ökumenischer Gottesdienst der ACK Köln zum Jahresauftakt

Unter dem Motto „Gewagt! Was hindert’s, dass ich mich taufen lasse?“ stand kürzlich der ökumenische Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln (ACK) in der Alt-Katholischen Kirche Christi Auferstehung an der Jülicher Straße. Ökumenepfarrer Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, erinnerte in seiner Ansprache an Thomas von Imbroich. Der Mennonit wurde am 5. März 1558 in Köln hingerichtet, nachdem er am 23. Dezember des Vorjahres verhaftet worden war. Imbroich war radikaler Pazifist, erklärte Bock. Auch deshalb sei seine Hinrichtung ein „bedauerlicherweise notwendiges Exempel“, habe ein Sprecher des damaligen Bischofs verlautbaren lassen.

Im Gefängnis schrieb Imbroich ein umfassendes Glaubensbekenntnis, das hinausgeschmuggelt wurde und sich sehr schnell verbreitete. Darin schreibt der Mennonit über die Säuglingstaufe und bekennt sich zur sogenannten Glaubenstaufe, die Erwachsenen vorbehalten ist. Tausende Christen, als Wiedertäufer zusammengefasst, wurden in jenen Jahren mit kirchlichem Segen und auf kirchliches Drängen ermordet. Darunter waren Adolf Clarenbach und Peter von Fliesteden die in Köln bekanntesten.

Gerhard Westerburg gründete in Köln eine Täufergemeinde, die bis zu 700 Mitglieder gezählt haben soll. Er war begeistert vom sogenannten „Täuferreich“ in Münster und spendete auch selbst die Taufe. Westerburg wurde der Häresie angeklagt und verurteilt, konnte jedoch flüchten. In jener Zeit war es verboten, Wiedertäufern eine Wohnung zu bieten. Auch die Aufnahme in die Zünfte wurde ihnen verwehrt. „Wir suchen kein Reich auf Erden. Unser Schwert ist das Wort Gottes. Mit dieser Waffe werden wir das Reich des Teufels zerstören“, sei das Motto der Wiedertäufer gewesen.

„Wer war mein erster Missionar?“

Oberkirchenrätin in Ruhe Barbara Rudolph hielt die Predigt.

Oberkirchenrätin in Ruhe Barbara Rudolph hielt die Predigt. In der Apostelgeschichte 8,26-40, tauft Philippus einen Kämmerer aus Äthiopien an einer Wasserstelle auf dem Weg zwischen Jerusalem und Gaza. Ein Engel sagte Philippus, er solle dem Wagen des Kämmerers folgen. Philippus hörte, dass jener den Propheten Jesaja las. Er fragte ihn, ob er denn auch verstehe, was er lese. Der Kämmerer antworte: „Wie könnte ich, wenn mich niemand anleitet?“

In der Apostelgeschichte heißt es dann weiter: „Da tat Philippus seinen Mund auf und, ausgehend von diesem Schriftwort, verkündete er ihm das Evangelium von Jesus. Als sie nun weiterzogen, kamen sie zu einer Wasserstelle. Da sagte der Kämmerer: Siehe, hier ist Wasser. Was steht meiner Taufe noch im Weg? Er ließ den Wagen halten und beide, Philippus und der Kämmerer, stiegen in das Wasser hinab und er taufte ihn. Als sie aber aus dem Wasser stiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus. Der Kämmerer sah ihn nicht mehr und er zog voll Freude auf seinem Weg weiter. Den Philippus aber sah man in Aschdod wieder. Und er wanderte durch alle Städte und verkündete das Evangelium, bis er nach Cäsarea kam.“

„Glaube und Taufe können wir nicht selbst machen“, sagte Barbara Rudolph. Für jeden selbst stelle sich die Frage: „Wer war mein Philippus? Wer hat meinen Glauben gestärkt oder verändert? Jeder begegnet auf seinem Lebensweg so vielen Menschen. Wer war mein erster Missionar? Oder war es eine Frau? Die Mutter?“ Der Kämmerer werde in der Lutherbibel Eunuchos genannt. „Dieser fragende Mensch steht für alle, die in ihren Möglichkeiten beschnitten sind.“ Als Eunuch habe er den Tempel in Jerusalem nicht betreten dürfen. „Erst als er auf dem Rückweg ist, beginnt sein Leben für ihn neu“, erklärte Rudolph. „Wenn er nicht zu Gott kann, kommt Gott zu ihm. Das nennen wir heute nachgehende Seelsorge. Der Eunuch erkennt durch die Auslegung der Schrift seine Beziehung zu Gott. Im Schutzraum Jesu Christi wird sein Rückweg sein Lebensweg.“ Aber auch zum Hinweg, wenn in der Apostelgeschichte auch das Bekenntnis fehle: „Ohne unsere Liebe kann sich nicht erfüllen, was Gott mit uns vorhat. Es bewegt uns alle, wie wir unseren Kindern zu einem lebendigen Glauben verhelfen.“

Unterstützung für Äthiopisch-Orthodoxe Gemeinde Köln

Rudolph berichtete, dass sie in einer Baptistengemeinde groß geworden sei. „Und ich habe meinen Platz in der evangelischen Landeskirche gefunden.“ Die ehemalige Oberkirchenrätin wies darauf hin, dass der Kämmerer auf dem Weg von Jerusalem nach Gaza unterwegs war. „Die Straße war öde“, steht in der Bibel. „Auf der öden Straße wird Gottes Wort ausgelegt. Dass die Menschen sich bei all ihrem Leid mit Gott verbunden fühlen, das macht uns Hoffnung trotz aller Sorge“, nahm sie zu der Lage im Gazastreifen Stellung.

Chöre der Äthiopisch-Orthodoxen Gemeinde gestalteten den Gottesdienst mit.

Die Kollekte war für die Äthiopisch-Orthodoxe Gemeinde in Köln bestimmt, deren Chöre im Gottesdienst gesungen hatten. Eine Vertreterin der Gemeinde wies auf die desolate Situation in Äthiopien hin und verwies auf den faktischen Kriegszustand, in dem sich das Land befinde. „Hungersnöte und ansteckende Krankheiten sind dort an der Tagesordnung. Jede Hilfe ist vonnöten angesichts der Grausamkeiten der Regierung. Volksgruppen werden mit Drohnen bombardiert, Soldaten verbrennen die Felder. Orthodoxe Christen werden gepeinigt und verfolgt.“ Die Vertreterin bedankte sich ausdrücklich bei den Kölner Mitchristen und -christinnen für ihre Unterstützung, etwa bei der Einrichtung von Produktionsstätten für Getreidemühlen. „Die Zusammenarbeit in der ACK ist wirklich wunderbar“, sagte sie.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann