46 Jahre im Dienst der Kirche, 39 Jahre davon im gleichen Büro: Wer bietet mehr? Verdienter könnte ein Ruhestand wohl kaum sein.
Ende April endet auf eigenen Wunsch die Amtszeit von Rolf Hintsch, Geschäftsführer des Evangelischen Verwaltungsverbandes Köln-Süd/Mitte. „Wir feiern eine Andacht, und deshalb soll es auch mit einem Bibelwort losgehen. Sie haben in 46 Jahren unglaublich viel erlebt. Freudiges, Anstrengendes, Überraschendes und immer wieder Neues. Der Wandel prägt unser Leben und meist auch unser Berufsleben. So ist das auch bei Ihnen. Die Vielfalt der Emotionen und Aufgaben kannten auch unsere Vorväter und Vormütter schon“, sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger zu Beginn seiner Andacht in der Brühler Andreaskirche.
Seiger zitierte aus Prediger 3, 3-7: „Alles Ding hat seine bestimmte Zeit, jedes Ding unter dem Himmel hat seine Stunde. Pflanzen hat seine Zeit, und Ausreißen hat seine Zeit. Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit. Klagen hat seine Zeit, und Tanzen hat seine Zeit. Suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit, Schweigen hat seine Zeit, und Reden hat seine Zeit. Alle unsere Zeit aber steht in Gottes Händen.“ Seiger ist auch Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd und seit der Verwaltungsstrukturreform seit 2013 „eng mit Rolf Hintsch auf dem Weg“.
Rolf Hintschs Weg
Eng auf dem Weg mit der Kirche unterwegs ist Hintsch schon deutlich länger. Alles begann Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts im evangelischen Jugendzentrum in Frechen. „Das war praktisch unser zweites Zuhause“, erinnert er sich. Besonders die Jugendfreizeiten im Berner Oberland, die von einem charismatischen Jugendleiter organisiert wurden, haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Reiner Zufall, dass er eines Tages in einem Werbeblatt eine Anzeige sah, mit der die Evangelische Kirchengemeinde Weiden einen Auszubildenden suchte.
Hintsch bewarb sich und wurde eingestellt. Sein Chef war der Gemeindeamtsleiter Dietmar Jendreyzik, der später Karriere im Kirchenverband Köln und Region machte. Karrierepläne schmiedete Rolf Hintsch in jener Zeit nicht. Am 7.7. 1977 – „das Datum vergesse ich nie“ – absolvierte er nach nicht einmal zwei Jahren die Abschlussprüfung und war schon drei Wochen später Angestellter im Gemeindeamt in Lindenthal am Lindenthalgürtel und hätte sich wohl nicht träumen lassen, dass sein Weg zur Arbeit 39 Jahre dorthin führen würde.
Seigers Worte von „Überraschendem und immer wieder Neuem“ haben in Hintschs Berufsleben wahrhaftig Spuren hinterlassen. 1983 wurde er als stellvertretender Gemeindeamtsleiter verbeamtet und nach dem Weggang seines Vorgesetzten 1992 Leiter des Gemeindeamtes in Lindenthal. Im Jahr 2000 war er maßgeblich an einer der ersten Verwaltungsfusionen beteiligen. Die Lindenthaler richteten mit der Gemeinde Klettenberg eine gemeinsame Verwaltung ein. Leiter: Rolf Hintsch. Die Einheiten wurden immer größer. 2004 war er Chef im Gemeindeamt KölnErft, von dem aus einige Kölner Gemeinden und auch aus dem Umland verwaltet wurden.
Evangelischer Verwaltungsverband Köln-Süd/Mitte
Im Zuge der landeskirchlich angeregten Verwaltungsstrukturreform entstand schließlich der Evangelische Verwaltungsverband Köln-Süd/Mitte, zu dessen Geschäftsführer die Kreissynodalvorstände der Kirchenkreise Süd und Mitte Hintsch bestellten. Mit der Aufnahme der Arbeit durch den Verband trat Hintsch am 1. Januar 2017 die Stelle an. „Das ist das Geheimnis der Zeit, dass wir sie in so verschiedener Gestalt erleben, Aufbau und Ende, Freude und Schmerz, Schweigen und Reden.
Ich glaube, es lässt sich ganz viel Ihrer Zeit im Dienst für unsere Kirche dort hineinlesen“, sagte der Superintendent in seiner Ansprache und erinnerte insbesondere an die anstrengende Zeit der Strukturreform: „Ganz klar ‚Ausreißen und Neupflanzen.‘ Das war ein mittelgroßes Amt für 18 Kirchengemeinden und zwei Kirchenkreise. Das war eine komplexe Aufgabe! Ich sehe die vielen Ordner noch vor mir mit all den Fragen, die wir klären mussten. Das würde bis ein Uhr dauern, das alles aufzuzählen. Das waren aufregende Zeiten. Und wir sind dankbar, dass Sie all diese Wege mitgegangen sind und bereit waren, dann Geschäftsführer zu werden.“
Dankeschön
„Sie haben alles sehr verbindlich und stets freundlich betrieben. Es waren gute Begegnungen, für die ich Ihnen dankbar bin. Mit Ihnen verbinde ich Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Zu Ihnen kann man Vertrauen haben. Das ist ein großer Schatz. Es war eine große Leistung, diese Verwaltung, die aus fünf Verwaltungen, eben auch zwei Kirchenkreisbüros, zusammengeführt wurde, zu vereinen und einen gemeinsamen Geist zu bilden. Das ist noch nicht fertig, da haben wir alle noch ein bisschen zu tun“, beendete Seiger seine Ansprache und dankte Hintsch ausdrücklich für seine Arbeit. Danach traf man sich zu einem geselligen Ausklang. Per Zoom-Konferenz.
Foto(s): Stefan Rahmann