You are currently viewing „GERADE JETZT GEMEINSAM!“

„GERADE JETZT GEMEINSAM!“

Gerade jetzt gemeinsam!“ Mit einem Bekenntnis zu Toleranz, weltanschaulicher und religiöser Pluralität und Dialog zwischen den Religionen hat die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland auf die Terroranschläge in Paris reagiert: „,Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem’ (Römer 12,21). Diese Aufforderung verpflichtet uns. Wir werden Hass nicht mit Hass beantworten und für gewaltfreie Konfliktlösungen eintreten. Wir wenden uns gegen Diskriminierung, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus und betonen das gemeinsame Engagement von Christen, Juden und Muslimen für Gerechtigkeit und ein friedliches Zusammenleben in unseren Gesellschaften“, heißt es in einem „Wort der Synode“, das das oberste Leitungsgremium der rheinischen Kirche am Nachmittag verabschiedete.

Gerade jetzt gemeinsam! – das synodale Bekenntnis könnte durchaus als Slogan für eine künftige Kampagne taugen. Oder doch zumindest als „Dachmarke“, so sieht es der Kölner Synodale Lukas Pieplow (Kirchenkreis Köln-Mitte) am Rande der Tagung in Bad Neuenahr, „könnte das Votum der Landessynode als Antwort auf den islamistischen Terror und zur Stärkung aller demokratischen Gegenkräfte in Kirche und Gesellschaft öffentlichkeitswirksam werden.“ Erarbeitet wurde das Wort wesentlich im Theologischen Ausschuss und im Ausschuss für öffentliche Verantwortung.

An dessen Entstehung und Akzentuierung war der Kölner Rechtsanwalt Lukas Pieplow nicht unmaßgeblich beteiligt, würdigte der Leiter der Melanchthon-Akademie, Pfarrer Dr. Martin Bock, seinen Mitsynodalen: „Dem Impuls von Lukas Pieplow folgend, sind wir nicht von der Grundlage – unterschiedlicher, weiter zu diskutierender religiöser – Werte als Voraussetzung für die Formulierung des Wortes ausgegangen. Sondern wir haben uns auf die gemeinsamen Grundlagen des Rechts und unseres Rechtsstaates bezogen.“ Nach Ansicht von Bock fördert diese Positionierung gerade auch den interreligiösen Dialog, denn „auf diese gemeinsamen Rechtsgrundlagen sind wir alle angewiesen.“ Das unterstreicht auch Lukas Pieplow: „Die Werte-Debatte bleibt ja schillernd, doch in der Frage des Angewiesenseins auf einen gemeinsamen Rechtsfrieden und in der Bejahung des Rechtsstaats herrscht unter multireligiösen Demokraten bereits Einigkeit.“

Der Leiter der Melanchthon-Akademie und Landessynodale Pfarrer Dr. Martin Bock erläutert in Bad Neuenahr das "Wort der Synode" dem Pressesprecher des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Günter A. Menne.
In dem heutigen Text heißt es: „Die Terroranschläge in Paris hat die Synode mit Erschrecken und Empörung wahrgenommen: Die Brutalität dieser Verbrechen macht uns Angst. Die kriminellen Taten, ihre religiöse Begründung und ihre extremistischen und antisemitischen Motive fordern uns heraus. Diese Gewalt mitten in Europa richtet sich gegen das Selbstverständnis unserer offenen und religiös pluralen Gesellschaften. Sie zielt bewusst darauf ab, deren Freiheit zu zerstören. Wir beklagen, dass Menschen, die zu unseren Gesellschaften gehören, sich zu solchen Taten verleiten lassen. Wir fühlen uns verbunden mit den muslimischen Gemeinden, die genauso fassungslos vor diesem Geschehen stehen.“

Und weiter: „Wir danken allen Menschen, die sich für ein gutes Miteinander in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in Schulen und Kindertagesstätten und in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen engagieren. Wir erleben, dass es in erster Linie die persönliche Begegnung ist, die ein friedliches Zusammenleben ermöglicht und sich auch in Krisen bewährt. Wir ermutigen alle Menschen in unserer Kirche, bestehende Kontakte zu den muslimischen Gemeinden zu vertiefen, Begegnungen zu suchen und sich den Herausforderungen zu stellen – gerade jetzt gemeinsam.“

Alle demokratischen gesellschaftlichen Kräfte können sich nun von der Synode der rheinischen Kirche mit ihrem Wort „Gerade jetzt gemeinsam!“ von Bad Neuenahr aus angesprochen und eingeladen fühlen, den „Slogan“ weiterzutragen und das Wort vor Ort mit Leben zu füllen, mit Aktionen zu konkretisieren – so sehen das auch (und tun das bereits vielfach) die vier Kölner Superintendenten, Rolf Domning (Köln-Mitte, und zugleich Stadtsuperintendent), Markus Zimmermann (Köln-Nord und zugleich Stellvertretender Stadtsuperintendent), Andrea Vogel (Köln-Rechtsrheinisch) und Dr. Bernhard Seiger (Köln-Süd) – hier im Bild mit dem für Köln und Region zuständigen Dezernenten der Landeskirche, Bernd Baucks, in einer Sitzungspause.

Gemeinsam plädieren sie dafür, in der aktuellen Situation für den gesellschaftlichen und multireligiösen Frieden einzutreten sowie im Dialog über unterschiedliche Traditionen, Haltungen und Werte weiter zu debattieren – auf der schon eindeutig gegebenen und bejahten Grundlage des Rechts. Und damit Vertrauen zu fördern und zu bilden: „Gerade jetzt gemeinsam!“

Hinweis: Der vollständige Text wird zeitnah auf der neuen Internetseite www.gerade-jetzt-gemeinsam.de freigeschaltet sein, bis es soweit ist, kann der Text auch hier abgerufen werden: www.ekir.de/url/Tbp

Text: Günter A. Menne
Foto(s): Günter A. Menne, Angelika Knapic