Mit einer fünfeckigen Stele aus Stahl will eine Initiativgruppe in Köln an die Dominikanermönche Meister Eckhart, Albertus Magnus und Thomas von Aquin erinnern, die im 13. Jahrhundert in einem Kloster in Köln lebten. Aufgestellt werden soll die Stele am ehemaligen Klostergelände in der Kölner Innenstadt, die Straße verweist auf das Kloster: „An den Dominikanern“. Dort stand bis 1998 die Kölner „Hauptpost“, nachdem man das Kloster 1880 abgerissen hatte. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Seniorenresidenz. Die 2,15 Meter höhe Stele dokumentiert auf ihren fünf 80 Zentimeter breiten Flächen neben den Biographien und Werken der Mönche auch die Geschichte des Klosters und der Post. Die Initiativgruppe hatte sich 2004 zusammengefunden während einer Tagung der evangelischen Melanchthon-Akademie zum Thema „Die Vernunft der Mystik“ bei einem Spaziergang der Teilnehmenden unter der Leitung des Architekten Professor Peter Busmann zum Thema „Mystische Orte in Köln“. Busmann zeichnet auch verantwortlich für die technische Planung der Stele, die grafische Gestaltung hat der Kölner Grafiker Hermann Vogel übernommen.
„Beitrag zum kollektiven Gedächtnis unserer Stadt“
Stadtsuperintendent Ernst Fey nannte drei Gründe, warum Protestanten an Dominikanermönche und insbersondere an den Mystiker Meister Eckhart erinnern wollen: „Die Geschichte der Reformation beginnt nicht erst mit der Reformation, sondern mit der Entstehung der christlichen Kirche. Die Reformation hat sich ja nie verstanden als ein Abbruch, sondern immer als eine besonders profilierte Fortsetzung der Kirchengeschichte, die mit der christlichen Urgemeinde beginnt.“ Die Mystik eines Meister Eckharts sei wie die Reformation als Erneuerungsbewegung innerhalb der christlichen Kirche zu deuten. „Und darüber hinaus hat Meister Eckhart zu den ersten gehört, die in deutscher Sprache gepredigt haben, was Luther noch 100 Jahre später tief beeindruckt hat.“ „Und ich freue mich“, fuhr der Stadtsuperintendent fort, „dass die Protestanten in Köln damit ihren Beitrag zum kollektiven Gedächtnis unserer Stadt leisten können.“ In der Tat erinnert bislang kaum etwas in Köln an den Dominikanermönch Eckhart und dessen Wirken in der Domstadt. Fey hofft, dass die Stele zum 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln steht, der am 6. Juni beginnt.
Der Dominikanermönch Meister Eckhart: Ausbildungsjahre in Köln
Der Literaturwissenschaftler Dr. Helmut Meyer, Mitglied der Initiativgruppe, gab einen kurzen Abriss des Lebens von Meister Eckhart. Der wurde 1260 bei Gotha geboren und trat wohl mit 16 Jahren in den Dominikanerorden in Erfurt ein. Nach Ausbildungsjahren in Köln und Paris und zahlreichen tätigkeiten als Prediger und Verwalter im Orden wird Meister Eckhart 1315 zum Provinzial mit Amtssitz Straßburg gewählt und mit einer Sonderaufgabe bedacht: der Betreuung und Oberaufsicht über rund 65 Frauenklöster in Straßburg, im Elsass, im oberen Rheintal und im heutigen Südwestdeutschland. Dabei stieß er auf die breite Bewegung der Beginen, Frauengemeinschaften, die sich neben den unter kirchlicher Aufsicht stehenden Klöstern bildeten und denen der Klerus sehr misstrauisch gegenüberstand. Meister Eckhart wird mit der brisanten Aufgabe betraut, diese Frauen „auf Linie“ zu bringen. Die Beginen wurden nämlich der Häresie verdächtigt. Meister Eckhart verurteilte jedoch den Glauben der Beginen nicht, sondern versuchte ihn zu „bilden“. Dazu gehörte auch, Predigten in deutscher Sprache zu halten. Das brachte ihm ein Inquisitionsverfahren ein, dass 1329 damit endete, dass eine päpstliche Untersuchungskommission in Avignon einzelne Sätze aus Eckharts Schriften und Predigten als häretisch oder zumindest häresieverdächtig einstufte. Eckhart, fast 70 Jahre alt, starb auf dem beschwerlichen Fußweg nach Avignon, wo er sich verteidigen wollte. Cornelia Kleijn-Stangnier, Leiterin des Meister-Eckhart-Hauses und ebenfalls Mitglied der Initiativgruppe, betonte die Qualität der Schriften des Mytikers, sie seien vor allem auch „praktische Lebensratgeber.“
Wenn das Geld da ist, kann die Stele sofort errichtet werden
Ganz und gar profan ist im Gegensatz dazu das Anliegen der Initiativgruppe: Die Stele soll rund 10.000 Euro kosten, rund 2.000 sind bereits sicher. „Wir suchen jetzt Sponsoren, die die restlichen 8.000 Euro aufbringen“, erklärte Pfarrer Marten Marquardt, Leiter der Melanchthon-Akademie. Er hat unter anderem Kontakt zum katholischen Stadtdekanat aufgenommen. Bislang gebe es aber noch keine Zusage für eine finanzielle Unterstützung. Die Stadt Köln hat die Baugenehmigung erteilt, die Entwürfe sind fertig – wenn das Geld zusammen gekommen ist, kann die Stele sofort errichtet werden. Wer sich beteiligen möchte, wendet sich am besten unter Telefon 0221/93 18 03-0 an die Melanchthon-Akademie.
Foto(s): ran