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Archivbild aus der Reformationskirche in Köln-Bayenthal

Generationswechsel in der Gemeinde Bayenthal – Ein Neuanfang unter besonderen Umständen

Es ist ein Neuanfang: In der Gemeinde Bayenthal wurde ein neues Presbyterium gewählt. Das Ritual der Wahl, durch die alle vier Jahre ein ehrenamtliches Leitungsgremium gewählt wird, fand auch in diesem Jahr statt – auch wenn alles anders ist.

Sonderregelung

„Unser Presbyterium hat sich in einer Sondersitzung am 17. März darauf geeinigt, die von der Landeskirche und dem Kirchenkreis getroffene Sonderregelung zu nutzen und die Entpflichtung und Einführung auf schriftlichem Wege durchzuführen“, erklärt Pfarrer André Kielbik. Eigentlich war die Einführung für den 22. März geplant, doch der feierliche, öffentliche Gottesdienst mit anschließendem Empfang konnte aufgrund der gesundheitlichen Gefahren durch das Corona-Virus nicht stattfinden. „Er wird zu einem späterem Zeitpunkt nachgeholt“, so Kielbik. Der schriftliche Vorgang sei abgeschlossen, so dass das neue Presbyterium nun handlungsfähig sei.

Konstituierende Videokonferenz

„Wir gehen pragmatisch mit der Situation um“, sagt Alexandra Wisotzki (53), die in der Gemeinde als Finanzkirchenmeisterin aktiv ist. Die erste konstituierende Sitzung, die am 1. April stattfinden wird, werde man als Videokonferenz abhalten. „Das ist natürlich nicht so einfach oder auch gewohnt, wie eben eine persönliche Sitzung – aber wir sind sehr froh über die Mittel, die von der Landeskirche zur Verfügung gestellt wurden, damit wir die Videokonferenz technisch ermöglichen können“, führt sie weiter aus. Aktuell müssen alle Angebote aus der Gemeinde ein wenig auf „Schmalspur“ gehalten werden. Bereiche, wie zum Beispiel die Seniorenarbeit würde aber gerade jetzt in der Krise ganz besonders stark gepflegt werden, etwa durch bestimmte Unterstützungs- und Gesprächsangebote.

Finanzkirchmeisterin Wisotzki

Die Finanzkirchenmeisterin wurde 2012 das erste Mal ins Presbyterium gewählt und kam damals über die Kinderkirche zur Gemeinde. „Seitdem bin ich dabei“, berichtet sie. Anfangs habe sie in vielen Ausschüssen gearbeitet, seit vier Jahren liegt ihr Schwerpunkt im Bereich der Finanzen, „obwohl ich immer noch in Ausschüssen bin“, schmunzelt sie hörbar. In den letzten Jahren musste sie vor allem einen Sparkurs einleiten, die Ausgaben überwachen und die Einnahmen vergrößern. Das Vermögen der Gemeinde wurde neu bewertet, die Haushaltsstruktur neu erfasst.

Das neue Presbyterium der Gemeinde hat sich verjüngt, „in den letzten Jahren hat sich viel verändert“, so empfindet es Wisotzki. Durch Kirchenaustritte würden etwa die Einnahmen der Kirchen zwangsläufig weniger werden, obwohl die Gemeinde viele Taufen habe. „Ich überlege schon manchmal, was in 2030 sein wird“, sinniert sie.

Drei Eckpfeiler der Gemeindearbeit

Drei Schwerpunkte sehe sie in der Gemeindearbeit, die in all den Jahren konstant waren und bleiben: Dies sei der Kindergarten, die professionelle Kirchenmusik und die Seniorenarbeit. Alle drei seien die Eckpfeiler der Gemeindearbeit, hinzu kämen viele Veranstaltungen, die von der Gemeinde für alle Interessierten, auch unabhängig von der Kirchenzugehörigkeit angeboten werden.

Alexandra Wisotzki wurde wiedergewählt, drei andere Presbyter – Dr. Ulrike Wehling, Christoph Riethmüller und Dr. Joachim Trebeck – wurden neu in das Gremium gewählt, es gab auch Abschiede. So ist Klaus von Harleßem, langjähriger Vorsitzender, nach über 30 Jahren aus dem Presbyterium ausgeschieden. 1988 war er erstmals in das Bayenthaler Presbyterium gewählt worden, seine Amtszeit umspannt 32 Jahre. Zudem war er seit 1995 Vorsitzender des Gremiums, länger als jeder andere in der Geschichte der Gemeinde, abgesehen von Pfarrer Rathschlag, der von 1899 bis 1933 Vorsitzender war.

Langjähriger Vorsitzender Klaus von Harleßem

Durch den Kindergarten kam er zur Kirche, berichtet er rückblickend. Zur Finanzierung des Studiums habe er als Fremdenführer gearbeitet und dabei viel Theologisches in Architektur und Kunst gelernt und weitervermittelt. 1982 besuchte er einen Lehrgang zum evangelischen Religionslehrer, „das brachte mich dazu, die Reformationskirche regelmäßig zu besuchen“, so von Harleßem. Nach einigen weiteren Berührungspunkten mit der evangelischen Kirche wurde er 1987, damals von Pfarrer Weiß, gefragt, ob er bereit sei, im Presbyterium mitzuarbeiten. „Mit großem Respekt vor dem Amt und mit der milden Aussicht auf nur elf Termine pro Jahr habe ich dann zugesagt“, schilderte er in einem ausführlichen Gespräch, welches Superintendent Bernhard Seiger noch vor der eigentlichen Wahl des Presbyteriums und somit auch der Verabschiedung des langjährigen Vorsitzenden von Harleßem führte. Aus dieser Zeit habe er gelernt, dass heute beim Anwerben neuer Presbyterinnen und Presbyter ehrlicher mit der zu erwartenden zeitlichen Belastung umgegangen werde.

In 30 Jahren viel gelernt und viel erlebt

Hervorragende Menschen, die sich für die Gemeinde und ihre Zukunft mit ihren jeweiligen Gaben einsetzen – diese bleiben von Harleßem in Erinnerung. „Stellvertretend für alle möchte ich Frau Teuscher nennen, die es in tiefem Glauben auch in schwierigen Situationen schaffte, uns mit einem Gebet zusammenzubringen, oder Herrn von Massow, der erfolgreich auf die Einhaltung des Prinzips der Gleichbehandlung der unterschiedlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter drang“, blickt er zurück. Die Vorbereitung und Durchführung der Wahl des Nachfolgers von Pfarrer Weiß 1995 sei ein besonderer Höhepunkt gewesen. Einer von vielen Höhepunkte sei auch der Besuch von Jugendlichen aus der Partnergemeinde Komptendorf kurz nach der Wende 1990 gewesen. Vieles mehr ließe sich aufzählen – doch nun gilt es auch, nach vorne zu schauen.

Das neue Leitungsorgan

Am ersten März wurde das neue Gremium gewählt und es setzt sich nun aus Alexandra Wisotzki, Ute Dorow-Müller, Malte Rachow, Tobias Kauer, Regina Dinter, Dr. Ulrike Wehling, Dr. Joachim Trebeck und Christoph Riethmüller zusammen. Die Wahlbeteiligung lag bei 10,42 Prozent. „Wir gratulieren den Gewählten herzlich zur Wahl und danken allen Kandidatinnen und Kandidaten für ihre Kandidatur und die Bereitschaft, der Gemeinde ehrenamtlich zu dienen. Dies verdient hohen Respekt“, betont Kielbik..

Da es keinen Kandidaten für das Amt der/des gewählten Mitarbeitenden gegeben hat, bleibt diese Stelle unbesetzt. Die Entpflichtung der drei scheidenden Presbyter sowie die Einführung der gewählten Presbyterinnen und Presbyter erfolgte auf der Grundlage einer rechtlichen Sonderregelung auf schriftlichem Wege.

Im Moment stellt die Gemeinde Gottesdienste als Audio-Podcast auf der Homepage zur Verfügung. Die Texte samt Predigt stehen außerdem auf der Homepage als Download bereit. Die Texte hängen zudem in Umschlägen mit der Aufschrift „Gottesdienst to go“ an der Kirchentür und können mitgenommen werden.

www.kirche-bayenthal.de

 

Text: Judith Tausendfreund
Foto(s): Thorsten Kern