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Gemeinsam auf Gottes Wort hören

Viele Jahre feiern die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Bayenthal und die Katholische Pfarrgemeinde St. Matthias und Maria Königin am 2. Advent einen ökumenischen Gottesdienst. An diese Tradition knüpften die Gemeinden zuletzt nicht nur an, sie setzten ihr „ein kleines Krönchen“ auf, wie der katholische Pfarrer Hans Stieler formulierte. Damit meinte er die Partnerschaftsvereinbarung, die im Rahmen des Gottesdienstes in St. Maria Königin in Köln-Marienburg von Vertretenden beider Gemeinden unterzeichnet wurde. Dazu traten auf evangelischer Seite Pfarrer Dr. Bernhard Seiger und der Presbyteriums-Vorsitzende Klaus von Harleßem an den Altar. Auf katholischer Seite ratifizierten Pfarrer Hans Stieler und die Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Elisabeth Kalb.

Bereicherung für beide Gemeinden
Ermutigt durch den 12. Kölner Ökumenetag im Mai 2012 haben die beiden Gemeinden beschlossen, ihre „in fünfzig Jahren gewachsene und seit 1967 ausdrücklich in vielen ökumenischen Veranstaltungen gelebte Partnerschaft“ verbindlich zu erklären, heißt es in der Vereinbarung. Getragen von den Laien und Geistlichen der Gemeinden, mit dem Ökumenischen Arbeitskreis als Basis, habe die Partnerschaft „das Leben beider Gemeinden nachhaltig bereichert“. Diese äußere „sich zurzeit in gemeinsamen Aktivitäten auf verschiedenen Gebieten“, in gemeinsamen Gottesdiensten, geistlichen Angeboten, Bildungsangeboten und Festen. „Schwerpunktmäßig wollen wir das gottesdienstliche Feiern pflegen, gemeinsam auf Gottes Wort hören, das ökumenische Lernen voranbringen und nach dem gemeinsamen diakonischen und karitativen Auftrag unserer Gemeinden fragen“, verpflichten sich die Partner.

Wie Geschwister in großer Treue
„Was wir hier heute tun, ist lange gereift und vorbereitet“, stellte Seiger der Verlesung und Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung voran. „Das geschwisterliche Leben unserer Gemeinden findet seit langem in großer Treue und Selbstverständlichkeit statt.“ Für Seiger ist es „ein Schatz, dass wir als Nachbarn und Geschwister zusammen leben, beten, singen, feiern und nach dem Glauben suchen können." Dazu habe der ökumenische Arbeitskreis viel beigetragen. Dieser habe in jetzt 47 Jahren immer neue Impulse gesetzt; Impulse geistlicher, diakonischer und gedanklicher Art, dankte Seiger den einstigen wie aktuellen Mitwirkenden. Die Vereinbarung ermutige darin, auf diesem Weg entschlossen weiter zu gehen. „Ich wünsche uns für die Zukunft der Ökumene fünf Dinge“, so Seiger. „Lasst uns als Geschwister weiterhin gegenseitig aufeinander acht haben! Lasst uns viel vom Wirken des Geistes Gottes erwarten – er trägt die Kirche, nicht wir Menschen mit unseren Strukturen und Schwächen. Lasst uns treu sein in den kleinen Schritten der Ökumene im Alltag. Wir erhoffen Kraft zum Tragen und Mittragen, wenn uns der Partner, die Partnerin braucht und im Gegenwind steht. Lasst uns auf die Verheißungen Gottes vertrauen, der eine lebendige und unverkrampfte Kirche will, die sich nicht mit sich befasst, sondern auf ihn verweist.“

In die Tat umsetzen
In seiner Predigt charakterisierte Monsignore Rainer Fischer den Gottesdienst als Schlussstein und zugleich Wendemarke in der gemeinsamen Arbeit beider Gemeinden. Nun werde sie fest geschrieben und besiegelt, damit sie nicht mehr auseinander falle oder vergessen werde. Verträge würden nicht geschrieben, um sie in einer Schatulle aufzubewahren, sondern in die Tat umzusetzen und mit konkretem Handeln zu beleben, so der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Köln. Er fasste die Erfordernisse ökumenischen Denkens und Handelns in drei „kleine“ Sätze, die er anschließend erörterte. Erstens: „Gemeinsam auf das Fundament schauen.“ Die Sprengkraft des Evangeliums fordere uns heraus, über den Tellerrand unserer Kirchengemeinden hinaus zu schauen. Ökumene gehöre selbstverständlich zu jedem Christen, beginne in jedem einzelnen Herzen. „Christus will, dass alle eins seien. Das ist unser Motor.“ Diese hohe Vorgabe bilde das maßlose Maß für unser stümperhaftes Bemühen um Einheit. „Der Reichtum des einen befruchtet die Lebensart des anderen, ohne ihn zu bevormunden“, betonte Fischer. Gemeinsam sich Christus zuwenden schaffe auch Gemeinsamkeiten untereinander. „Mit Gebet alleine schaffe ich es nicht, aber ohne Gebet oder Gottesdienst geht es erst recht nicht.“

„Gemeinsam nach draußen schauen, in die Welt hinein“
Zweitens: „Zueinander aufschauen, um miteinander sehen zu lernen.“ Fischer verwies auf die Fähigkeit der Christen, im anderen den Bruder, die Schwester im Glauben wieder zu erkennen. Es gebe genug Gemeinsames. Eine Begegnung auf Augenhöhe „nimmt den anderen an wie er ist, und nicht wie ich ihn gerne hätte“, gab Fischer zu bedenken. Diese Art der Ökumene müsse primär gelebt und bezeugt werden. Aber oft habe er den Eindruck, „wir bleiben bei uns, gehen nicht an den Rand." Doch wer Verträge einfordere, müsse wissen, „dass er über das hinausgehen muss, was er unterschrieben hat, sonst kommt er nicht an den Rand." Drittens: „Gemeinsam nach draußen schauen, in die Welt hinein.“ Wege gebe es viele, aber sie müssten begangen werden, forderte Fischer. Die Vereinbarung mache Mut, auf dem Weg Christi zu gehen. „Lasst uns alle gemeinsam den Aufbruch wagen, um zu erkennen, dass Christus schon lange am Ufer steht, zu dem hin wir uns gerade aufmachen.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich