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Superintendentin Susanne Beuth leitete die virtuelle Synode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte.

„Gemeindenahe Diakonie“ und Wahlen für die Landessynode auf der virtuellen Frühjahrssynode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte

Wie geht man in Corona-Zeiten zur Synode? Ganz einfach. Man bleibt zu Hause oder im Büro. So geschehen bei der Zoom-Video-Frühjahrs-Synode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte am Freitagabend. 55 Synodale waren online, als Superintendentin Susanne Beuth die Synode eröffnete. Lobende Worte fand sie gleich zu Beginn für die Kirchenleitung in Düsseldorf, die unbürokratisch schnell erlaubt hat, dass Synoden im Internet möglich seien.

Wegen anfänglicher technischer Schwierigkeiten bei der Einspielung der Videoandacht wurden die Wahlen für die Landessynode vorgezogen. „Leichtes Gepäck“ hatte die Evangelische Kirche im Rheinland den Synodalen auch hierbei ermöglicht: Die Blockwahl durch eine sofort in Kraft tretende Änderung der Geschäftsordnung der Kreissynode. Da der Nominierungsausschuss für jede Position genau eine Person gefunden hatte und es auch während der Synode keine weiteren Vorschläge gab, wählte die Kreissynode per Blockwahl Markus Herzberg, Pfarrer an der AntoniterCityKirche, Kerstin Meyer aus der Gemeinde Nippes und Bernd Margraf aus der Gemeinde Deutz/Poll zu Abgeordneten der Landessynode. Als Stellvertreter und Stellvertreterinnen wurden Pfarrerin Miriam Haseleu aus Nippes, Pfarrer Armin Beuscher aus Lindenthal und Pfarrer Christoph Rollbühler von der Christuskirche, Diana Zulfoghari aus der Gemeinde Köln, Hella Juliane Plewe aus der Gemeinde Klettenberg und Eva Hoffmann von Zedlitz aus der Gemeinde Köln gewählt.

Dann war die Technik bereit für die Andacht aus der Kartäuserkirche, die als filmischer Einspieler gehalten wurde. Die beiden Pfarrer Christoph Rollbühler und Uwe Rescheleit ließen es im wahrsten Sinne des Wortes zunächst mal „krachen“. Bernd von der Heyde spielte in der Kartäuserkirche ein E-Gitarrensolo aus dem Lied „Little wings“ von Jimi Hendrix. Nachdem Rescheleit eine Übersetzung des Liedtextes vorgelesen hatte, nahm Rollbühler den Faden auf und verband ihn mit der Pfingstpredigt des Apostel Petrus. Er empfahl den Synodalen „leichte Gedanken, denn wenn sie schwer sind, fallen sie zu Boden“. Und: „Mut zur Lücke heißt auch Weglassen.“ Man solle mit denen reden, die Visionen hätten. „Es braucht Lücken, damit wir Vision entwickeln können für die Gemeinden und die Kirche. Dann kommen wir zur Nähe zu Gott und den Menschen. Deshalb ist ja zum Beispiel die Diakonie so wertvoll.“ Das Video der Andacht können Sie hier anschauen:

Damit schlug der Pfarrer der Christuskirche den Bogen zum Hauptthema der Synode: „Gemeindenahe Diakonie“. Assessorin Miriam Haseleu leitete in das Thema ein und nannte die Diakonie einen Hauptpfeiler der kirchlichen Arbeit.

„Viele bleiben in der Kirche wegen der Diakonie.“ Martina Schönhals, stellvertretende Geschäftsführerin der Diakonie Köln und Region, gab anschließend einen Überblick über die Arbeit des Diakonischen Werkes Köln und Region gGmbH in der Region. Neben der Seelsorge, dem missionarischen Dienst, der Kirchenmusik und der christlichen Erziehung und Bildung gehöre die Diakonie zu den originären Aufträgen der evangelischen Kirche. Auftrag der Diakonie sei, Menschen zu helfen, die Hilfe brauchen, Menschen am Rand der Gesellschaft zu helfen, Anwältin der Schwachen zu sein und Ursachen von sozialer Not gegenüber Politik und Gesellschaft zu benennen. Für die Zusammenarbeit von Gemeinden und Diakonie sei es entscheidend, dass man voneinander wisse. Es gelte, gemeinsam neue Zielgruppen zu erschließen, Netzwerke zu erweitern, die Lebensqualität in den Sozialräumen zu verbessern und die Kirche und die Diakonie als Einheit sichtbar zu machen. Schönhals schloss mit einem Zitat von Wolfgang Gern, der viele Jahre Leiter des Diakonisches Werk in Hessen und Nassau und Kurhessen Waldeck war: „Kirche ohne Diakonie ist Gerede, Diakonie ohne Kirche ist Getue.“

In einem Film stellen die sechs Gemeinden des Kirchenkreises Köln-Mitte ihre diakonischen Angebote vor. Und die sind vielfältig und reichen von den Lindenthaler Diensten und ihrer Kleidersammlung in der Matthäuskirche, vom Seniorennetzwerk im Friedrich-Lamerdin-Haus bis zur Lebensmittelausgabe im Tersteegenhaus, von der Initiative „Herbstgold“ der Gemeinde Köln bis zum ambulanten Hospizdienst in der Innenstadt, vom Kirchenasyl an der Christuskirche bis zur Weihnachtsaktion in der Lutherkirche, von der OT Werkstattstraße bis zum Seniorentreff an der Yorckstraße, vom Besuchsdienst in Riehl bis um telefonischen Besuchsdienst in Deutz Poll. Die Vorstellung der diakonischen Projekte im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Mitte können Sie hier anschauen:

Anschließend trafen sich die Delegierten in Kleingruppen in sogenannten digitalen „Breakout-Rooms“ und diskutierten per Video über diakonische Arbeit in den Gemeinden. Themen waren Geflüchtete und Asyl, Obdachlose, Hospiz, Kinder- und Jugendarmut, Seniorenarbeit und Seniorennetzwerke, ambulante und stationäre Pflege und Nachbarschaftshilfe. Bei der Zusammenfassung der Ergebnisse wies Pfarrer Rollbühler darauf hin, dass es in Krisenzeiten leicht sei, Ehrenamtliche zu gewinnen. „Schwierig ist es immer, sie zu halten. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn wir im Bereich Nachbarschaftshilfe ein Coaching, eine Art Ausbildung anbieten würden.“

Pfarrer Rescheleit berichtete, dass die Finanzierung von Pflegekräften für ältere Menschen meist nicht auskömmlich sei. Andreas Werner, Presbyter aus Lindenthal, betonte, dass Familien in den vergangenen Wochen „oft allein gelassen wurden“. Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe habe es in weiten Bereichen nicht gegeben. „Wir haben ja Räume wie unsere Offenen Türen und das girlspace, in denen wir das ausgleichen können.“ Auch hier sei die Vernetzung wichtig und es müsse Geld vor allem in die sozialen Brennpunkte fließen.

Eva Hoffmann von Zedlitz lobte die Hospizarbeit im Kirchenkreis. „Sie ist flächendeckend gewährleistet und es gibt eine gute Zusammenarbeit. Wir alle müssen abschiedlich leben lernen.“ Sie regte an, dass die Hospizarbeit in Gemeindegruppen und Schulen zum Thema gemacht werden soll.

Miriam Haseleu, stellvertretende Superintendentin des Kirchenkreises, stellte das Thema „Gemeindenahe Diakonie“ vor.

Pfarrerin Haseleu forderte im Umgang mit Geflüchteten, Räume zu öffnen, damit „sich unsere Kirche verändert durch Menschen, die eine andere Kultur haben. Diversität ist eine dringende Aufgabe der Zukunft.“ Pfarrer Beuscher nannte die Obdachlosigkeit ein „schwer zu greifendes Thema, obwohl sie uns in der Stadt auf Schritt und Tritt begleitet“. Er schlug vor, dass Jugendgruppen aus den Gemeinden vertraut gemacht werden sollen mit der Obdachlosenarbeit der Diakonie. Die Synode einigte sich im Anschluss darauf, den Diakonieausschuss des Kirchenkreises um Expertinnen und Experten zu erweitern. Gemeinsam sollen so die diakonischen Projekte und Angebote im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Mitte weiterentwickelt werden.

Nach etwas mehr als drei Stunden ging die erste Video-Synode des Kirchenkreises dann dem Ende entgegen. Vor dem abschließenden Segen war es an Superintendentin Susanne Beuth, ein Fazit der Video-Synode zu ziehen: „Für das erste Mal war das doch gar nicht so schlecht.“ Dem schlossen sich viele Synodale und die Gäste an und lobten im Chat die innovative Art der Synode, die gute Vorbereitung und die souveräne Durchführung.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann / APK