You are currently viewing Gemeinde Lechenich hat eine halbe Stelle zur Koordination ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe eingerichtet

Gemeinde Lechenich hat eine halbe Stelle zur Koordination ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe eingerichtet

„Diese Arbeit ist mir eine Herzensaufgabe“, beschreibt Ute Pratsch-Kleber ihr neues Tätigkeitsfeld in der Evangelischen Kirchengemeinde Lechenich als Koordinatorin der ehrenamtlichen Betreuung von Flüchtlingen und Asylsuchenden.

Nach einem Aufruf der Stadt Erftstadt an Bürgerinnen und Bürger, sich ehrenamtlich um Flüchtlinge zu kümmern, meldeten sich 88 Frauen und Männer. „Mit der Koordinierung der ehrenamtlichen Arbeit war die Stadt überfordert und bat unsere Gemeinde um Unterstützung“, erinnert sich der Lechenicher Pfarrer Helmut Schneider-Leßman. „Wir schätzen es sehr, in welchem Maße Menschen bereit sind, sich einzusetzen. Das Ehrenamt steht ja mehr und mehr auf dem Prüfstand. Da braucht es auch gute Begleitung“, meint der Seelsorger. Im Presbyterium sei man sich schnell einig gewesen, eine zunächst auf zwei Jahre befristete 50-Prozent-Stelle zu schaffen. „Unsere Gemeinde ist finanziell gut aufgestellt und so haben wir uns entschieden, an diesem Punkt zu investieren“, so Schneider-Leßmann.

Gute Vernetzung, Sprachkenntnisse und Weltoffenheit
Ute Pratsch-Kleber, die seit 1994 mit ihrer Familie in Erftstadt wohnt, scheint wie geschaffen für die neue Aufgabe, die sie seit März dieses Jahres mit großem Engagement ausfüllt, denn auch ihr Vater musste einst als Flüchtling sein Heimatland Schlesien verlassen. Der Gemeinde ist sie nicht unbekannt, dort setzt sie sich seit langem ehrenamtlich für soziale Belange ein. Schneider-Leßmann betont, er sei sofort davon überzeugt gewesen, dass sie – nicht zuletzt auch wegen ihrer guten Vernetzung vor Ort – die richtige Person für diese Aufgabe sei. Als sie von der Stellenausschreibung erfuhr, dachte Pratsch-Kleber: „Das ist genau das Richtige für mich. Ich hatte zuvor schon eine Afrikanerin begleitet und wusste daher, welche Hilfe nötig ist. Außerdem habe ich gute Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch, das war sicher auch ein entscheidender Faktor, dass man sich für mich entschieden hat.“ Ihr Interesse an Kulturen und an Menschen verschiedener Herkunft sowie die vielen beruflich bedingten Reisen waren ebenfalls von Vorteil.

Enge Zusammenarbeit mit bestehenden Flüchtlingsbetreuungsvereinen
„Zuerst wusste ich nicht, was auf mich zukommt, aber nach wenigen Wochen kann ich schon sagen, es läuft unglaublich gut“, freut sich Pratsch-Kleber. „Ich bin Ansprechpartnerin der ehrenamtlichen Betreuer und Betreuerinnen, vermittle Begleitung für Flüchtlinge und kümmere mich um Erfahrungsaustausch und Informationsveranstaltungen“, beschreibt sie ihre Aufgaben. Dazu zähle die enge Zusammenarbeit mit dem städtischen Integrationsbeauftragten, den Flüchtlingsbetreuungsvereinen Pro Asyl Lechenich und dem Ökumenischen Arbeitskreis für Flüchtlingshilfe Liblar. „Beide Arbeitskreise haben schon über 20 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Flüchtlingen. Die machen das komplett ehrenamtlich und ich kann in vielerlei Hinsicht davon profitieren“, so Pratsch-Kleber.


Ehrenamtliche bringen sich mit ihren Fähigkeiten ein
Viele Projekte und Angebote für Flüchtlinge seien bereits gestartet, berichtet die neue Koordinatorin. Neben vielen Deutschkursen gebe es verschiedene Angebote von Yoga über Aquafitness für Frauen und Mädchen, Spielkreise für Kinder und Musikangebote für Kinder und Jugendliche. „Das machen alles Ehrenamtliche“, erklärt Pratsch-Kleber. „Jeder bringt seine Fähigkeiten mit ein. Aber auch viele Institutionen bieten ihre Hilfe an. Der stellvertretende Leiter der Musikschule Liblar bietet zum Beispiel Musik mit dem Cajon für Kinder und Jugendliche ab elf Jahren an, und der Health Place e.V., ein Zentrum für Sport und Gesundheit in Lechenich, macht Sportangebote für zwei Gruppen á acht Kindern.“

Fahrradwerkstatt repariert Fahrräder kostenlos
Aber auch Hilfe im alltäglichen Leben wird angeboten. So gebe es einen Fahrdienst mit wöchentlich wechselnden Mitarbeitern, Begleitung bei Behördengängen oder zu Ärzten und Unterstützung beim Sport durch Schülerinnen und Schüler. „Bislang wurden sechs gespendete Fahrräder kostenlos in einer Fahrradwerkstatt von einem Ehrenamtlichen zusammen mit den Flüchtlingen repariert. Das Material hat ein Fahrradladen aus Kerpen gespendet“, erzählt Pratsch-Kleber. Viele weitere Projekte seien noch in Planung, zum Beispiel soll es ein gemeinsames Kochen jeweils für Männer und für Frauen geben, ebenfalls von Ehrenamtlichen angeleitet, und der Tennis-Club Liblar werde in den Sommerferien Kindern ein kostenloses Tennistraining anbieten. „Sogar im Gymnasium Lechenich gibt es für Siebt- und Achtklässler Projekte zur Willkommenskultur, die von einigen Lehrern initiiert wurden“, meint die Lechenicherin.

Großes Fest zum Kennenlernen
Zusätzlich zu den bereits bestehenden Flüchtlingsunterkünften in teils angemieteten Häusern in Liblar werden zurzeit neue Häuser für Flüchtlinge in Lechenich gebaut, die bis spätestens Juli 2015 fertiggestellt sein sollen. Zu diesem Anlass ist ein großes Fest geplant, bei dem sich dann alle noch besser kennenlernen sollen.

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Privat