Eine Gemeinde braucht eine eigene Kirche. Das Gebäude als Identität stiftender Mittelpunkt des Gemeindelebens ist unverzichtbar für eine positive Entwicklung. Das sahen die protestantischen Christinnen und Christen in Königsdorf nicht anders. Zwar waren es nur etwa 250, die 1954 den Entschluss zum Kauf eines Grundstücks an der heutigen Pfeilstraße fassten, doch der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus war stark. Im Oktober 1959 wurde dann der Grundstein für die Christuskirche gelegt, und 1960, vor 50 Jahren wurde die evangelische Kirche in Königsdorf eingeweiht.
Kirchenneubau für rund 100.000 Mark
Der Architekt Siegfried Knoch, der heute noch in einem Frechener Seniorenheim lebt, gestaltete den Bau. Für heutige Verhältnisse standen ihm vergleichsweise lächerliche Beträge zur Verfügung: 80.000 Mark sollte der Bau inklusive Inneneinrichtung – aber ohne Glocken und Orgel – kosten. Mit den Gesamtkosten plus den Kosten für die Glocken kam das Projekt Kirchenneubau schließlich auf 100.899,93 Mark. Die Orgel wurde dann 1963 in der Christuskirche aufgebaut. Ein nicht unwichtiges Zeichen erinnert noch heute an die teilweise turbulente Bauphase: das Kreuz auf dem spitz zulaufenden Glockenturm. Das ursprüngliche Vorhaben, einen Künstler mit der Gestaltung zu beauftragen, scheiterte an den fehlenden Mitteln. Knoch bastelte aus verzinkten Stahlrohren ein Kreuz, schweißte Rundeisen, die die Dornen darstellen sollten, an das Gebilde und ließ es auf dem Turm aufstellen. „Dieses Provisorium ist bis heute geblieben“, schmunzelt Monika Weinmann, seit 1996 Pfarrerin an der Christuskirche.
Neubau des Gemeindehauses und Erweiterung der Kirche
Sie ist erst die zweite Seelsorgerin im Bezirk Königsdorf der Evangelischen Kirchengemeinde Weiden. Denn obwohl die Protestantinnen und Protestanten 1960 ihre eigene Kirche bekamen, mussten sie auf einen eigenen Pfarrer noch etwas länger warten. Zunächst kam ein Pfarrer aus Weiden nach Königsdorf, später übernahm der Brauweiler Seelsorge die Betreuung der Gemeindeglieder in dem Ortsteil von Frechen. Erst 1968 wurde Königsdorf ein eigenständiger Pfarrbezirk der Evangelischen Kirchengemeinde Weiden. Helmut Schmale war der erste Pfarrer, der bis 1996 dort arbeitete. Bei seinem Amtsantritt waren es rund 800 Gemeindeglieder, die zu seinem Bezirk gehörten. In Schmales Amtszeit fiel auch die bauliche Erweiterung des Gemeindezentrums 1982. Für 1,26 Millionen Mark wurde das neue Gemeindehaus neben der Kirche errichtet. Es verfügt vor allem über einen großen Saal für Versammlungen und Veranstaltungen sowie Büros, Besprechungs- und Gruppenräume. Der bisherige Gemeindesaal, der direkt neben dem Gottesdienstraum lag, wurde 1985 in die Kirche integriert. Die erhielt im selben Jahr außerdem eine neue Orgel, drei neue Fenster und einen neuen Altartisch.
Zehn Jahre ökumenische Gemeindepartnerschaft
Mit den katholischen Brüdern und Schwestern der Gemeinde St. Sebastianus Frechen-Königsdorf, heute Teil der Pfarreiengemeinschaft Frechen, verbindet die Königsdorfer Evangelen schon seit langem eine enge Freundschaft. In den Siebziger Jahren begann die Zusammenarbeit, die zu zahlreichen gemeinsamen Veranstaltungen führte und 2000 in die Unterzeichnung einer ökumenischen Gemeindepartnerschaft mündete. Deren zehnjähriges Bestehen ist das zweite Jubiläum, das die Gemeinde in Königsdorf in diesem Jahr feiert.
KLaus Bednarz bei „Königsforfer Literaturforum“
Die Ökumene ist ein wichtiger Baustein des Gemeindeprofils, daneben stehen Gottesdienste in überlieferter und neuer gestalt im Mittelpunkt des Gemeindelebens: „Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen, Krabbel- und Kindergottesdienste, Schulgottesdienste, Salbungs- und Heilungsgottesdienste“, zählt Pfarrerin Weinmann die verschiedenen Formen auf. Rund 2000 Gemeindemitglieder hat der Bezirk Königsdorf heute, Tendenz steigend. Den steten Zulauf führt Weinmann hauptsächlich auf viele Neubaugebiete im Ort zurück, die auch die Gesamt-Einwohnerzahlen von Frechen-Königsdorf gesteigert haben. „Aber auch auf unsere gute Arbeit“, betont sie. Zu der gehört als weiterer Schwerpunkt die offene Jugendarbeit. Mit dem „Königsdorfer Meeting Point“, allgemein nur als „Kömp!“ bekannt, trägt die Gemeinde das einzige Kinder- und Jugendzentrum in Königsdorf. Aber auch die gemeindliche Kinder- und Jugendarbeit sowie Angebote für junge Familien nehmen einen breiten Raum ein. Als „Schnittstellen zwischen Kirche und Gesellschaft“ bezeichnet Weinmann die kulturellen Veranstaltungen in der Christuskirche. Dazu gehört neben Konzerten und Ausstellungen vor allem das „Königsdorfer Literaturforum“, das seit rund sechs Jahren unterschiedliche Veranstaltungen an der evangelischen Kirche organisiert. So waren schon der Journalist Klaus Bednarz und der Autor Günter Wallraff zu Gast in Königsdorf, aber auch viele Nachwuchsautoren haben durch das Literaturforum eine Bühne erhalten.
Konzert, Ausstellung und Sommerfest
Nach dem Festgottesdienst zum 50-jährigen Bestehen der Christuskirche, der bereits Ende Januar stattfand, ist ein Festkonzert am Sonntag, 30. Mai, ab 18 Uhr der nächste Termin im Jubiläumsjahr. Dabei wird auch eine Ausstellung zu Geschichte und Geschichten rund um die evangelische Gemeinde in Königsdorf eröffnet. Beim Sommerfest am Sonntag, 11. Juli, wird noch einmal das Kirchenjubiläum gefeiert, bevor zum Ende des Kirchenjahres am Sonntag, 31. Oktober, die Festwoche zum zehnjährigen Bestehen der ökumenischen Gemeindepartnerschaft eingeläutet wird.
Foto(s): Jörg Fleischer