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Gelungener Frauentag im Kirchenkreis Köln-Süd. In Frechen ging es um die Frage nach „Glück?!“

Die „alte Frau“ ist zu Gast beim Frauentag im Kirchenkreis Köln-Süd. Sie betritt langsam die Bühne der Aula des Christlichen Jugenddorfs Frechen. Gestützt auf einen Stock, fallen ihr die Schritte sichtlich schwer. Dann beginnt sie zu erzählen: von ihrer Lebenswanderung durch den Wald der Wichtigkeit, die Wüste der Wirklichkeit, das Tal der Traurigkeit und das Meer der Mutlosigkeit. Aus diesem trostlosen Zustand sei sie von einen Drachen (der sich im Lauf der Vorstellung als ihre innere Stimme und Kraft erweisen sollte) errettet worden. „Wollt ihr ihn mal sehen?“, fragt sie ins Publikum, und unter ihrem abgelegten grauen Mantel kommt ein buntes Outfit zum Vorschein: grünes Hemd, rote Hose, dazu ein gelb-grüner Drachenschwanz und eine rote Clownsnase im Gesicht. 

Clownfrau als Zauberdrache
Die Clownfrau Sophia Altklug alias Dr. Kristin Kunze hat sich in einen jungen Zauberdrachen verwandelt. Dieser gibt sich recht munter und verschmitzt. Er hüpft über die Bühne, macht Kunststücke und lässt in zwar kindlichem Tonfall, aber lebensklug die Zuschauerinnen an „Rezepten“ für ein zufrieden machendes Dasein teilhaben. Unter anderem kocht er eine kräftigende Mut-Suppe. Dafür gibt er in den Kessel über dem Zauberfeuer jeweils ein bisschen Klugheit, Klarheit, Neugier, Geduld und Mut. Dazu viel Lachen, Singen und Springen. „Und dann kommt noch was ganz Tolles rein, nämlich Wut. Zum Schluss noch ein kleiner Donner, und wenn meine Oma nicht hinguckt, auch ein bisschen Unsinn.“ Wer diese Suppe löffle, so der Drache, werde erfahren, dass positive Kraft und Stärke „in dir drinnen steckt“.
Damit sind wir bei der Kernaussage von Kristin Kunzes vielschichtigem Solostück, mit dem der diesjährige Frauentag im Kirchenkreis Köln-Süd des Stadtkirchenverbandes Köln eröffnete. Der Auftritt der früher hauptberuflichen Zahnärztin verzauberte die rund 150 Teilnehmerinnen geradezu. Vor zehn Jahren, im Alter von 52 Jahren, hatte sie sich entschieden, ihre Praxis aufzugeben. „Ich habe gemerkt, wenn ich so weiter mache, werde ich erstarren.“ Sie besuchte eine Zirkusschule und absolvierte eine Ausbildung zur Clownfrau. „Ich nehme das Bild der alten Frau, um die Würde dieses Lebensabschnitts zu zeigen. Der Drache steht für die Kraft, die jeder in selbst entdecken kann.“ Was denn die Clownfrau mache, wenn sie traurig sei, wurde Kunze in dem anschließenden Gespräch unter anderem gefragt. „Die Clownfrau hat nicht nur mit Glück und Freude zu tun. Da muss sie erst mal hinkommen, durch das Tal der Traurigkeit. Indem sie auch die Mutlosigkeit zeigt, darin aber nicht stecken bleibt, sondern sie überwindet, erzeugt sie Mitgefühl und Resonanz beim Publikum.“

Was ist notwendig für das Glück?
Die Entscheidung des Frauentag-Organisationsteams unter Leitung von Pfarrerin Gesa Francke aus Kerpen-Sindorf, die Veranstaltung mit Kristin Kunze alias Sophia Altklug zu eröffnen, erwies sich als goldrichtig. Bot die Nümbrechterin doch eine ermutigende Einstimmung auf das Tages-Thema „Glück?!“. Dem näherten sich die Teilnehmerinnen in zehn Workshops, geleitet von Pfarrerinnen, Mitarbeiterinnen aus kirchlichen Ämtern und Einrichtungen sowie Ehrenamtlichen. Innerhalb der Gruppen ging es um individuelle, frühere und aktuelle Glückserfahrungen. Um die Möglichkeiten, Glück zu erlangen, zu erlernen und es möglichst zu erhalten. Um den Ausdruck von Glück, um die Überwindung von unglücklichen Zuständen…
„Was ist notwendig für das Glück?“ – darüber diskutierte Dr Juliane Arnold, Leiterin des Amtes für Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung des Evangelischen Stadtkirchenverbandes Köln, in ihrem Workshop „Glücksmomente“. Auch Irene Diehl, Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte in Köln, nahm sich der Frage „Was ist Glück?“ an. „Es geht nicht um Glück haben, sondern um glücklich sein. Was macht mich glücklich. Was hat mich als Kind glücklich gemacht, was im höheren Alter?“ Kantorin Barbara Bannasch setzte ihre Gruppe mit musikalischen Spielen auf die Spuren des Glücks. In „Musikglück – Glücksmusik“ ging sie, teilweise inspiriert von Bibelzitaten, dem Problem nach, wie Glück zu lernen sei. Utta Brauweiler-Fuhr, Schulreferentin beim Stadtkirchenverband, bot mit „Glücksgebärden“ körperorientierte Arbeit. „Glück hat uns Kraft gegeben, Glücksmomente sind da. All das drücken wir aus mit Gebärden.“
Christina Wohlfahrt von der Melanchthon-Akademie lud die Teilnehmerinnen zu meditativem Kreistanz ein: „Er ist für mich dreifach beglückend: ich bin in Bewegung, werde von Musik beflügelt und bilde mit den anderen im Kreis etwas ganz Neues.“
Mit dem doppeldeutigen Titel „GEWALTiges Glück“ hatten Birgitta Neumann de Zavala, Leiterin des Unternehmsbereiches Wohnungslosenhilfe der Diakonie Michaelshoven, und Sylvia Arndt, Leiterin des dortigen Frauenaufnahme- und wohnheimes Elisabeth-Fry-Haus, ihren Workshop überschrieben. Darin ging es insbesondere auch um den Umgang mit unglücklichen, eben gewalttätigen Situationen, und wie diese mit professioneller Hilfe ins Positive gewendet werden können.

Das Verhältnis von Kreuz und Glück
„KREUZ-unglücklich. Jesus, das Glück und die Kirchenfernen“ hatten die Pfarrerinnen Stephanie Peschutter und Jutta Wagner ihren Workshop überschrieben, in dem mittels biblischer Geschichten dem Verhältnis von Kreuz und Glück, von Leid und Demut nachgegangen wurde. Christina Schlarp, Frauenreferentin im Stadtkirchenverband, und die ehrenamtlich tätige Ursula Weska widmeten sich mit den Teilnehmerinnen den (irreführenden) Versprechen der Werbung. „Was macht Werbung mit uns, wie wirkt sie auf uns ein? Was hat uns laut Werbung glücklich zu machen? Wie müssen wir sein, was macht uns tatsächlich glücklich?“

Ein gelungener Tag. Aber: Wie komme ich im Alltag ans Glück?
„Es war ein gelungener Tag. Wir hatten ein rundes Programm mit einer guten Stimmung und Atmosphäre“, fasste die Frechener Pfarrerin Almuth Koch-Torjuul, Mitglied des Vorbereitungskreises, zusammen. Ihr Workshop drehte sich um „Familienglück“. Das gebe es nicht auf Bestellung. Die Sehnsucht danach sei zwar sehr groß, aber die Widrigkeiten des Alltags würden ihre Erfüllung allzu oft behindern. „Also, wie komme ich im Alltag ans Glück, was kann ich tun?“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich