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Gelungene Umgestaltung der Lutherkirche in Elsdorf

„Licht, das in die Welt gekommen, Sonne voller Glanz und Pracht, zieh in deinen Wunderschein bald die ganze Welt hinein“. Mit diesem Lied – passend zur Einweihung der neuen Kirchenfenster gewählt – begrüßte die Luthergemeinde in Elsdorf die Besucherinnen und Besucher bei ihrem Festgottesdienst am vierten Sonntag nach Trinitatis.

Bis auf den letzten Platz
Der Kirchraum platzte fast aus allen Nähten. Auch als der Festgottesdienst zur Wiedereinweihung der Elsdorfer Lutherkirche schon längst begonnen hatte, riss der Strom der Kirchgänger nicht ab. Gut 200 Plätze fasst das Gotteshaus normalerweise, wenn auch der Anbau geöffnet ist. An diesem Sonntag waren es weit mehr. Pfarrer Martin Trautner war schon am Eingang die Freude darüber anzusehen, dass der frisch renovierte Kirchraum auf so großes Interesse stößt, als er jeden Einzelnen mit Handschlag begrüßte.

Eine Wohnung für die Gemeinde
Anschließend ließ die einfühlsame musikalische Darbietung der Martin-Luther-Kantorei und weiterer Solisten genügend Gelegenheit, um den hellen Raum auf sich wirken zu lassen. Weiß getünchte Wände und die ebenfalls weiße Decke verleihen dem Gotteshaus ein freundliches, behagliches Ambiente. Hinzu kommen die neu gestalteten schmalen Fensterbänder mit Querstreben aus Metall, die an beiden Seitenwänden viel Licht einlassen. Und auch der Altar und die Kanzel aus hellem Holz vermitteln in der Einheit mit den schlichten Kerzenständern ein Gefühl der Geborgenheit. Auf diesen Gesichtspunkt war die Neugestaltung auch wohl ausgerichtet, denn wieder und wieder fiel im Rahmen des Festgottesdienstes das Wort „Wohnung". So auch im Psalmgebet: „Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth! [..] Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause als wohnen in der Gottlosen Hütten.“

Vor fast 60 Jahren
Pfarrer Martin Trautner berichtete in seiner Predigt von einer Begegnung mit einem Besucher, der die nunmehr strenge, zentrale Ausrichtung auf das Kreuz kritisiert habe. „Worauf denn sonst?“ fragte er mit Nachdruck und erinnerte an die Geschichte der Lutherkirche. Diese begann vor 60 Jahren, als in den Jahren des allgemeinen Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg im Bereich der Großgemeinde Zieverich weitere Kirchen und Gemeindezentren gebaut wurden. Als die Lutherkirche 1954 in Elsdorf in einer Zeit des Mangels errichtet wurde, stießen jedoch die Aufwändungen für den Bau einer eigenen Kirche in der kleinen Gemeinde auf großes Unverständnis. In den Augen von Kritikern seien die Ausgaben wohl besser für Kinderheime oder Wohnungen angelegt worden.

Als Notkirche gedacht
Doch der stete Zuzug von Gläubigen war es, der schließlich den Ausschlag für die Entscheidung zu einer Kirche, die eigentlich als Notkirche gedacht war, gab. Millionen von Menschen hatten durch Flucht und Vertreibung ihre Heimat in den deutschen Ostgebieten für immer verloren und wurden in dem Gebiet um Bergheim, Zieverich und Elsdorf angesiedelt. Sie seien, so Trautner, mit nichts in den Westen gekommen, hätten ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Einzig der Glaube sei ihnen geblieben und sie waren dankbar, in der Luthergemeinde eine neue Heimat zu finden. „Jede Zeit hat ihre eigenen Gründe, warum wir den Glauben stärken und pflegen wollen“, so Trautner, der seit 2002 in Elsdorf Pfarrer ist. Heute stünden andere Fragen im Mittelpunkt als damals, aber immer seien es Fragen, die das Zusammenleben der Menschen so gestalteten, dass der Glaube in der Welt erhalten bleibe.

Das erste Abendmahl
Anschließend mahnte er in der Predigt immer wieder Vergebung und Versöhnung an, um als Gemeinde stets gut miteinander und in friedlicher Gemeinschaft leben zu können. Nach der umsichtigen Renovierung biete die wiedereingeweihte Kirche nun den angemessenen Rahmen, um "an sich selbst zu arbeiten". Den feierlichen Abschluss des Gottesdienstes bildete das gemeinsame Abendmahl mit den Gläubigen und der Schlussgesang aus der Deutschen Messe in A (Nr. 5) von Wolfgang Mell von Mellenheim.

Planung von langer Hand
Im Anschluss an den Festgottesdienst dankte Trautner bei einem Empfang im benachbarten Lutherzentrum den zahlreichen Gästen sowie Vertreterinnen und Vertretern von Kommune, Schulen und Schützen und den Nachbargemeinden für die wertvolle Unterstützung und die großzügigen Spenden, die die Renovierung erst möglich gemacht haben. In einer Diashow ließ der Pfarrer und sein Organisationsteam die Zeit der Renovierung, die Veränderungen, vor allem jedoch den lange währenden Prozess der Umgestaltung Revue passieren. Viele Überlegungen waren bereits vor rund 17 Jahren von Vorgänger Pfarrer Lerch angestoßen worden, und einige seiner Ideen sind auch in die Umsetzung eingeflossen. Konkreter wurden die Planungen vor elf Jahren, und seit vier Jahren hat sich das Gesicht der Kirche dank der fachlichen Unterstützung des Architekten Hartmann dem Architekturbüros Lepel und Lepel Stück für Stück zu einer harmonischen Einheit zusammengefügt. Um die Gestaltung der Fenster „haben wir lange gerungen, und sie ist mehr als gelungen“, freute sich Trautner.

Fehlt nur noch die Orgel
Zuletzt steht noch der Einbau der neuen Orgel auf der eigens dafür errichteten Empore an. Damit auch die Musik eine angemessene Heimat in dem neu gestalteten Kirchraum findet, geht die Spendensammlung in der Gemeinde bis Ende dieses Jahres weiter.

Text: Anne Siebertz
Foto(s): Anne Siebertz