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Gelebte Geschichte: 40 Jahre Ökumene in Pulheim „Gestern – Heute – Morgen“ – Jubiläumsveranstaltung mit Zeitzeugen wie Dr. Bernhard Worms

1968 hatte die „Pulheimer Woche“ viel zu bieten: Da gab es etwa ein Fußballspiel zwischen einer „Auswahl Pulheimer Bürger“ gegen eine „Auswahl der Stadt Köln“. Damals war der 17. Juni noch „Tag der Deutschen Einheit“. Und genau an diesem Feiertag fand in der Eingangshalle des Schulhofs Escher Straße morgens ein ökumenischer Gottesdienst der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden aus Gnadenkirche und St. Kosmas und Damian statt, den der damalige evangelische Stadtsuperintendent Ernst-Heinz Bachmann leitete. Am Nachmittag gab es eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Kirchen in der Begegnung“. Auf der Originaleinladung hat ein Besucher handschriftlich vermerkt: „Eine Besonderheit in Pulheim! In der näheren Umgebung hat Gleiches noch nicht stattgefunden.“



Kirchen in der Begegnung
Mit diesem Ereignis wurde vor 40 Jahren der Pulheimer Arbeitskreis Ökumene ins Leben gerufen. Mit dabei waren unter anderem der evangelische Pfarrer Dr. Bienert, Jesuitenpater Jäger und Oberstudienrat Dieter Schmidt-Löninger. Sie alle waren Teilnehmer der ersten ökumenischen Podiumsdiskussion, geleitet von einem WDR-Redakteur. Dem war ein Treffen im Wohnhaus von Dr. Bernhard Worms, damals CDU-Vorsitzender des Kreisverbands „Köln-Land“, vorausgegangen – auch Worms war ein Verfechter der Ökumene. 1990 schloss sich die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (efg) Pulheim diesem Bündnis an. Die efg steht nach eigener Definition „in der Tradition der protestantischen Kirchen, die mit Martin Luther und den anderen Reformatoren ihren Anfang nahmen.“

Dialog mit „Anders- oder Nichtgläubigen“
Diese erste Pulheimer Podiumsdiskussion „Kirchen in der Begegnung“ scheint 1968 als echter Aufbruch, als neue Möglichkeit gemeinsamen Lebens und Arbeitens wahrgenommen worden zu sein: Das Mitteilungsblatt der Gemeinde Pulheim betonte: „Das Interesse der Pulheimer Bevölkerung zum Besuch dieser Veranstaltung ist sehr groß, zumal durch das vergangene Konzil ein großer Fragenkomplex über katholische und evangelische Kirchen entstanden ist.“ Mit dem „Konzil“ ist das 1962 begonnene Zweite Vatikanische Konzil gemeint, das sich mit seinem Abschluss 1965 unter anderem für die Religionsfreiheit in der bürgerlichen Staatsordnung und den verstärkten Dialog mit „Anders- oder Nichtgläubigen“ einsetzte. Interessant ist dieses Konzil aus heutiger Sicht aus einem weiteren Grund, denn es stellte ausdrücklich fest, dass aus katholischer Sicht der Begriff „Kirche“ auch die evangelische Kirche mit einschließt – was die vatikanische Glaubenskongregation unter Josef Kardinal Ratzinger ja mit „Dominus Jesus“ bekanntermaßen vor acht Jahren wieder in Abrede stellte.

Begeisterung für die Ökumene
Nach der Veranstaltung meldete die evangelische Wochenzeitung „Der Weg“ im Juni 1968, dass der gewählte Raum „nicht alle Gläubigen zu fassen vermochte“. Ja, die Begeisterung für die Ökumene – als einzig denkbarem Weg, gemeinsam „den Frieden in der Welt zu verwirklichen“, scheint wirklich groß gewesen zu sein. So nahm man die Podiumsdiskussion an diesem Tag der deutschen Einheit sogar zum Anlass, optimistisch von einer „Wiedervereinigung“ der beiden großen christlichen Kirchen zu träumen: „Noch sind wir KIRCHEN, doch wollen wir in Pulheim immer wieder zu ökumenischen Gottesdiensten zusammenkommen, daß wir eines Tages KIRCHE werden“ – mit diesem Satz endet der Weg-Beitrag von 1968.

Was ist geblieben von der Begeisterung?
Zu den realen Erfolgen des ökumenischen Arbeitskreises Pulheim aus seiner 40-jährigen Arbeit zählen verschiedene bleibende Einrichtungen und wiederkehrende Treffpunkte wie beispielsweise die mit dem Ausbruch des Golfkriegs 1991 etablierten ökumenischen Friedensgebete, die regelmäßigen ökumenischen Schulgottesdienste oder die Gründung der „Ökumenischen Woche Pulheim“.
Was von den großen ökumenischen Hoffnungen der Anfangszeit geblieben ist, welche Streitthemen es gab – auf evangelischer Seite beispielsweise wurde 1968 gerade das Thema Kinder-/ Säuglingstaufe heftig diskutiert -, welche Hoffnungen Menschen mit der Ökumene verbanden und verbinden, das erfahren Interessierte am Donnerstag, 30. Oktober, ab 19.30 Uhr in der evangelischen Gnadenkirche, Gustav-Heinemann-Straße 28c. Und zwar aus „erster Hand“, von Gründungsmitgliedern und Zeitzeugen. Mit dabei: Dr. Bernhard Worms, Alfred Dally, im Gründungsjahr Presbyteriumsmitglied, Pfarrer Hans-Joachim Kampmann, Prälat Dr. Robert Kümpel – beide damals als Kaplan in der katholischen Gemeinde Pulheim beschäftigt, sowie der evangelische Pfarrer Dr. Dieter Maneke. Der langjährige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Köln (ACK), Dechant Rainer Fischer, hält vorher ein Impulsreferat, die Veranstaltung endet mit einer offenen Publikums-Diskussion und geselligem Beisammensein.

Text: AL
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