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Gegen Vereinsamung von Seniorinnen und Senioren: 10 Jahre „Hand in Hand“ in Köln-Dellbrück. Tatkräftige Unterstützung auch für andere hilfebefürftige Menschen.

Das Motto ist eindeutig. „Wir haben Hände, die helfen, und Ohren, die zuhören.“ Dieses Leitwort steht auf dem kleinen Flyer, mit dem die Dellbrücker Initiative „Hand in Hand – Hilfe der Evangelischen Kirchengemeinde für Senioren und Seniorinnen in Köln-Dellbrück/Holweide“ für sich wirbt. Mit einem Festgottesdienst feierte die Gemeinde kürzlich in der Christuskirche das zehnjährige Bestehen der Initiative, die damals auf Anregung von Gerhard Wenzel – heute Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Rath-Ostheim – gegründet wurde.


Rund 6.500 Stunden Betreuungsarbeit
Im März 1998 wurde „Hand in Hand“ vom Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dellbrück/Holweide gegründet. „In den zehn Jahren haben 43 Menschen in unserer Organisation mitgearbeitet. Zurzeit haben wir einen Stamm von 15 Leuten, die 13 Senioren und Seniorinnen betreuen. In diesen Jahren haben wir rund 6.500 Stunden Betreuungsarbeit geleistet“, sagt Ilse Brand, Aktivistin der ersten Stunde und gemeinsam mit Dörte Gerold Koordinatorin von „Hand in Hand“. Zweierlei ist ihnen ganz wichtig: „Wir pflegen nicht, und wir putzen nicht“, erklärt Ilse Brand mit Nachdruck. Statt dessen gehen sie mit ihren Klienten einkaufen oder spazieren. Ein Renner ist Rummicup, ein Gesellschaftsspiel mit Holzplättchen, dessen Regeln sich an das klassische Rommée anlehnen.

Es darf nichts nach Außen dringen
Wichtig seien die Gespräche mit den älteren Menschen. „Ich hätte nicht gedacht, dass man in Dellbrück so rasch komplett vereinsamen kann“, berichtet Dörte Gerold und deutet an, dass mancher aus Einsamkeit auch Trost etwa im Griff zur Flasche suche. Aber Verschwiegenheit ist auch Teil der Beziehung zwischen den älteren Menschen und den Betreuerinnen und Betreuern. „Aus den Gesprächen darf nichts nach Außen dringen.“ Wichtig sei, dass die Chemie stimme. Es könne halt nicht jeder mit jedem, und das werde auch berücksichtigt.

Begleitung bei KVB-Fahrten
Auf jeden Fall können Mona Klutznick und Franziska Zimmermann miteinander. Letztere ist 43 Jahre alt und seit ihrer Geburt blind. Mona Klutznick von „Hand in Hand“ trat vor einem Jahr mit ihr in Kontakt. Sie begleitet Franziska Zimmermann auf KVB-Fahrten in die Stadt, zum Chorsingen in die Südstadt und die beiden besuchen Museen und gehen in Konzerte. Klutznick liest Zimmermann auch vor und hilft beim Übertragen von Briefen von Blinden- in Normalschrift. Noch keine Freundschaft, aber eine sehr gute Bekanntschaft, betonen beide. Und sicher ein Idealfall für die Idee „Hand in Hand“.

Weitere Unterstützung wird gesucht
Ideal war auch der Abiturient, der sich vor einigen Jahren zur Verfügung stellte. Er hatte ein paar Monate zwischen Schule und Studium zu überbrücken. „Der war natürlich der Hit, vor allem bei den älteren Damen“, erinnert sich Dörte Gerold. Sie und Ilse Brand würden gern noch mehr machen. Dafür brauchen sie Leute, die sich engagieren möchten. Wer also Lust hat, ältere Menschen beim Einkaufen, bei Behördengängen oder Arztbesuchen zu begleiten, mit Seniorinnen und Senioren zu reden, zu spielen oder ihnen vorzulesen, kann sich jederzeit mit Ilse Brand unter der Telefonnummer 0221/68 25 91 in Verbindung setzen. Voraussetzung ist, dass der- oder diejenige in Dellbrück wohnt.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann