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Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November

„Uns Menschen fällt es manchmal leicht, über andere Menschen zu urteilen, sie abzustempeln, sie – bildlich gesprochen – in eine Ecke zu stellen oder noch Schlimmeres zu tun, wie wir es in Nazideutschland erlebt haben“, erklärt Pfarrer Frank Mischnick aus der Evangelischen Kirchengemeinde Kalk-Humboldt.

Dem Pfarrer ist es ein wichtiges Anliegen, am 9. November, in einem ökumenischen Gottesdienst, den er zusammen mit dem Pfarrvikar der katholischen Nachbargemeinden St. Marien, St. Engelbert und St. Joseph gestaltet, an die Reichspogromnacht zu erinnern. Der Gedenkgottesdienst findet um 18 Uhr in der evangelischen Jesus-Christus-Kirche Kalk, Buchforststraße 22-28, statt. Der 9. November 1938 markiert den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden zur systematischen Verfolgung, zum Holocaust. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstörten die Nationalsozialisten Synagogen, jüdische Geschäfte, plünderten Wohnhäuser und schändeten jüdische Friedhöfe. Zahlreiche Menschen jüdischen Glaubens wurden angegriffen, manche starben an den Folgen der Gewalt.

Wachsam sein für die Zukunft!
„Wir wollen den Finger heben dafür, dass wir wachsam sein müssen für die Zukunft!“, so der Theologe. Es gehe um die grundsätzliche Frage, wie Menschen miteinander umgehen. Dies sei gerade im Kontext der aktuellen Flüchtlingssituation ein wichtiges Thema. „Die Stimmung ist sehr unterschiedlich. Viele haben Angst, dass ihnen jemand etwas wegnimmt oder dass es bald mehr Moscheen als Kirchen gibt“, stellt er fest. Ziel des Gottesdienstes sei es, deutlich zu machen, dass Gott alle Menschen liebt und dies immer zu zeigen, etwa durch Gottesdienste, Flüchtlingsarbeit oder – wie in Kalk – durch den Arbeitskreis „Dialog der Kulturen“. Der Gottesdienst solle Ansporn geben, „sich heute mutig mit Wort und Tat zu engagieren“, heißt es in seiner Einladung.

Ökumenischer Schweigegang in Lechenich
In der Evangelischen Kirchengemeinde Lechenich ist es schon lange Tradition, am 9. November, einen Schweigegang zur Erinnerung an die Reichspogromnacht durchzuführen. Der Schweigegang wird von der Gemeinde zusammen mit der katholischen Nachbargemeinde organisiert. Rund 150 Teilnehmende sind jedes Jahr bei dem ca. einstündigen Stationenweg mit dabei, der um 18 Uhr am jüdischen Friedhof, An der Weiersmühle, beginnt. "Der Schweigegang findet hier in Lechenich viel Unterstützung – zum Beispiel durch die Parteien. Der Bürgermeister wird zu Beginn ein Grußwort sprechen", sagt Pfarrer Helmut Schneider-Leßmann.

Stationen des Gedenkens sind die Judenstraße, in der an "70 Jahre Befreiung der KZs" erinnert wird. An der ehemaligen Synagoge verlesen Mitstreiter die Namen der aus Lechenich deportierten Juden. An der Geschichtssäule am Markt möchte Pfarrer Schneider-Leßmann auf die aktuelle Situation der Flüchtlinge hinweisen: "Angesichts jüngster Aktivitäten neuer brauner Bewegungen in ganz Deutschland mit ihren Hass-Aktivitäten gegen Menschen, erhält der Lechenicher Schweigegang meines Erachtens eine besondere Bedeutung und Aktualität.

Weg gegen Gewalt und Terror in Wsseling
Zu einem Weg gegen Gewalt und Terror in Erinnerung an die Reichspogromnacht laden am 9. November auch die griechisch-orthodoxe Kirche, die katholischen Gemeinden und die evangelische Kirchengemeinde Wesseling ein. Der Marsch endet auf dem jüdischen Friedhof. Treffpunkt ist um 18 Uhr an der Apostelkirche, Mühlenweg 117, 50389 Wesselling.

Gedenken am "Löwenbrunnen"
Eine Gedenkfeier zur Reichspogromnacht an der "Kinder-Gedenkstätte Löwenbrunnen", Erich-Klibansky-Platz, beginnt am Montag, 9. November, um 12 Uhr. Schulreferent Dr. Rainer Lemaire hat zusammen mit Schülerinnen und Schüler des Schiller-Gymnasiums eine Präsentation vorbereitet, die den 9. November in einen Zusammenhang mit dieser Gedenkstätte bringt. Auch Bürgermeister Andreas Wolter wird teilnehmen. Die Gedenkstätte erinnert an die deportierten jüdischen Kölner, darunter über 1.100 Kinder, die von Köln aus in den Tod getrieben wurden. Die Namen der Kinder sind auf acht Bronzetafeln der Brunnenwand zu lesen.

Klezmer und jüdischer Tango
Kol Colé – Klang aus Colonia. Zur Nacht als die Synagogen brannten. Klezmer, jüdischer Tango und Weltmusik aus Osteuropa.
Sonntag, 8. November, 17 Uhr, Gemeindesaal Birkenallee 20, 50858 Köln-Junkerdorf.
Eintritt frei, Spende erbeten.

Texte von Zeitzeugen
Gegen das Vergessen – Gottesdienst, in dem mit Texten von Zeitzeugen an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 und deren Auswirkungen erinnert wird.
Sonntag, 8. November, 10.45 Uhr, Gemeindezentrum Köln-Pesch, Montessoristraße 15, 50767 Köln.

Ökumenischer Gottesdienst
Ökumenischer Gottesdienst zur Erinnerung an die Reichspogromnacht
Dienstag, 10. November, 19 Uhr, Lukaskirche Köln-Porz, Mühlenstraße 2, 51143 Köln.

Künstler zeichnet Kirchen
Ge(h)denken im KUNSTHAUS KAT 18
Der Künstler Andreas Maus zeichnet Kirchen, Synagogen, Moscheen und bezieht die Spur des Gedenkens an mutwillige Zerstörung subtil in sein Werk ein. Veranstalter ist die Melanchthon-Akademie.
Dienstag, 10. November, 18 bis 19.30 Uhr, KUNSTHAUS KAT 18, Kartäuserwall 18, 50678 Köln.
Tageskarte 5 Euro.

Erinnerung an die Opfer
Gottesdienst mit Kollekte zur Finanzierung der Verlegung von drei weiteren "Stolpersteinen" des Künstlers Gunter Demnig im Oktober 2015 zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus.
Sonntag, 15. November, 11 Uhr, Johanneskirche, Nonnenwerthstraße 76, 50937 Köln.

"Jüdische Spuren in Köln"
Der gesamte Gemeindebrief "Lindenblatt", Ausgabe 2/2015, erinnert an "Jüdische Spuren in Köln".

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Engelbert Broich