Wer Protestant wird, wird es üblicherweise in Säuglingstagen. Etwas Wasser über den Kopf des Täuflings gießend machen Pfarrerinnen und Pfarrer der Evangelischen Kirche offensichtlich, dass dieser Mensch fortan in der Liebe Gottes gedeiht und im Kreise der Gemeinde.
Komplett ins Wasser
Nur manche Mädchen und Jungen erhalten die Taufe in fortgeschrittenerem Alter, wenige sogar erst im Zuge der Konfirmation, die traditionell im Mai oder Juni in hiesigen Gemeinden gefeiert wird. Dominik Paas aus Kürten ist einer dieser Konfirmanden-Täuflinge. Doch der Teenager hatte noch einen weiteren und weitaus ungewöhnlicheren Wunsch: Statt nur am Kopf ein wenig Wasser zu spüren, wollte er gern komplett ins Wasser eintauchen. „Beides sind Symbole“, erklärt der 14-jährige Gymnasiast, „aber das Eintauchen ist größer.“ Auch sei diese Art des Ritus spürbarer.
Gespräch mit dem Pfarrer
Vorbild für den Jugendlichen war sein Vater, der innerhalb einer freikirchlichen Gemeinde solch eine Ganzkörpertaufe selbst erlebt und immer wieder davon erzählt hatte. Vertrauensvoll wandte Dominik sich während des Konfirmandenunterrichts mit seinem Wunsch an Pfarrer Ralph Knapp von der Evangelischen Kirchengemeinde Delling in Kürten – und fand in ihm ein aufgeschlossenes Gegenüber. „Ich mache gerne möglich, was geht“, so die Devise des Geistlichen. Und war nicht auch Jesus mit dem ganzen Körper ins Wasser getaucht, als er im Jordan getauft wurde?
In Weiß gekleidet
Da niemand den 14-jährigen Konfirmanden ins Wasser des Olpebachs tauchen wollte, der unweit der Dellinger Kirche fließt, baute Dominiks Familie für die Taufzeremonie an der Außenwand des Gotteshauses ein großes Planschbecken auf. Dort sollte die Taufe im Anschluss an den Konfirmanden-Vorstellungsgottesdienst unter freiem Himmel stattfinden – im Kreis der Gruppe, der Familie und der übrigen Gemeinde. Doch mit einem hatte niemand gerechnet: mit dem bitterkalten Wetter. Als sich die Gottesdienstbesucher um das überdimensionale Taufbecken versammelten, hatte dessen Wasser gerade mal 6,5 Grad. Pfarrer Ralph Knapp verzichtete daher darauf, mit ins Becken zu steigen, und krempelte sich lediglich die Talar-Ärmel hoch. Dominik dagegen stieg lächelnd barfuß ins Becken – gekleidet ganz in Weiß. Da ein Taufkleidchen für ihn nicht mehr infrage gekommen war, hatte er sich für eine schlichte Hose mit Oberteil entschieden. Eingeweihte wussten: Bei dem für diesen Anlass so passenden Dress handelte es sich um den ehemaligen Maureranzug von Dominiks Opa. „Die Idee hatte meine Oma.“
Gelungene Premiere
Dreimal tauchte Dominik – gehalten vom Pfarrer in Rückenlage – ganz im Wasser unter, um auf den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist getauft zu werden. Und war der Täufling anfangs von der Kälte überrascht prustend wieder aufgetaucht, so wirkte er danach regelrecht entspannt, als er sich mit gefalteten Händen erneut ins Wasser legte. Übers ganze Gesicht strahlend stieg er am Ende triefend aus dem „Taufplanschbecken“, wurde vom Vater in einen vorgewärmten Bademantel gehüllt und von Pfarrer Ralph Knapp gesegnet. „So kalt war es eigentlich gar nicht“, meinte Dominik, der kerngesund blieb, später. Da er zur Taufe überaus kräftig selbst „Ja“ gesagt hat, wäre seine Konfirmation formell nun eigentlich gar nicht mehr nötig – aber auf die will der 14-Jährige keinesfalls verzichten. Seine Courage hatte den Augenzeugen imponiert und sehr passend hatte Pfarrer Ralph Knapp den Taufspruch aus Psalm 31 ausgewählt: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ Im Übrigen erhielt der Pfarrer viel positive Resonanz auf diese Taufe, die in seinen 23 Berufsjahren die erste Ganzkörpertaufe war und auch ihn selbst beflügelte: „Es ist doch schön, wenn es immer wieder Premieren gibt.“
Foto(s): Ute Glaser