You are currently viewing Gäste aus Brasilien im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch

Gäste aus Brasilien im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch

„Alles wunderbar“, entgegnete Guisla Eichelberger auf die Frage nach besonderen Eindrücken. Köln sei schön, die Stadt gefalle ihr gut. Ihre Bewohner seien freundlich. Die evangelisch-lutherische Pastorin aus dem „kleinen Städtchen“ Independência gehörte der achtköpfigen Delegation des Kirchenkreises Buricá in Brasilien an, die auf Einladung des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch zehn Tage in Köln weilte, inklusive Fahrten in die Umgebung.

Der rechtsrheinische Kirchenkreis unterhält internationale Partnerschaften mit Gemeinden aus Taiwan, mit dem Kirchenkreis Kalungu in der Republik Kongo und eben mit dem Kirchenkreis im südlichen brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul. Der Kontakt mit Gemeinden in Buricá geht zurück in das Jahr 1991.

Flucht, Migration und Integration
Vielfältig bestückt hatte der hiesige „Arbeitskreis Brasilien“ unter Leitung von Martina Kaiser, Pastorin im Probedienst, das Programm der Partnerschaftsbegegnung. Gemeinsam feierte man Gottesdienste und Gemeindefeste. Gemeinsam besuchte man soziale und diakonische Einrichtungen, etwa die Obdachlosenstation GULLIVER und das LObby-REstaurant LORE. Flucht, Migration und Integration, festgemacht auch an konkreten Situationen in Köln, bildeten einen weiteren Themenkomplex.

Frauen in der Reformation
Einen größeren Rahmen nahm der Austausch über das Reformationsjubiläum ein. Man besuchte die Ausstellungen „500 Jahre Reformation in Köln“ und – im Frauenmuseum in Bonn – „Katharina von Bora“. Auch bei einem Mittagessen der Delegation mit Superintendentin Andrea Vogel in der Südstadt, in dem es um das Kennenlernen der jeweiligen Kirchen ging, um die Arbeit der Frauenhilfe sowie die Männerarbeit hier und in Brasilien, wurden über das Lutherjahr und die gemeinsame Glaubensgeschichte gesprochen. „Thema war unter anderem die zentrale Feier zum Reformationsjubiläum ihrer Kirche in Brasilien“, berichtete Vogel. „Auch bei uns wurden viele Veranstaltungen zum Lutherjahr angeboten“, so Eichelberger. Dabei ebenso das Leben und Wirken von Frauen in der Reformation in den Blick genommen.

Nahrungsmittel und Ernährung
Intensiv widmeten sich Gastgeber und Gäste den Themen „Nahrungsmittel“ und „Ernährung“. Im Freilichtmuseum Lindlar machte man sich mit Leben und Landwirtschaft in der Vergangenheit vertraut. Beim Besuch eines Bio-Bauernhofes im Rechtsrheinischen lernte man aktuelle landwirtschaftliche Produktionsverhältnisse kennen. Wie diese zukünftig aussehen, wie nachhaltige Wirtschaft gelingen kann, wurde in Vorträgen beleuchtet und in Gesprächen erörtert. Und wenn die Verständigung mal hakte, sprang Lirdia Auler als Übersetzerin ein. Sie leitet den brasilianischen Arbeitskreis und koordiniert die Begegnungen auf Seiten der Brasilianer.

Junge Menschen denken an die Welt
Beeindruckt zeigte sich die brasilianische Pastorin Ramona Weissheimer vom Besuch des Hansa-Gymnasiums. An der „Unesco-Projektschule, an der das Thema Nachhaltigkeit einen besonderen Stellenwert hat“, sprach man mit Lehrern und Schülern. „Die jungen Menschen denken an die Welt. Sie denken über Probleme in anderen Ländern nach und setzen sich damit auseinander, führen Projekte durch“, war der Gast aus Chiapetta verblüfft vom Engagement der Schülerinnen und Schüler.

Stattliche Begleitung der Gäste
„Ja, unser Besuch im Hansa-Gymnasium ist sehr gut verlaufen“, bestätigte Pfarrer Ulrich Kock-Blunk, der dort mit einer halben Stelle Religion unterrichtet. Kock-Blunk, Pfarrer an der Versöhnungskirche in Holweide, teilte sich mit Kerstin Herrenbrück, Pfarrerin in Höhenhaus, Dr. Kai Horstmann, Pfarrer des landeskirchlichen Gemeindedienstes für Mission und Ökumene (GMÖ) in der Region Köln/Bonn, und etlichen weiteren die Begleitung der Gäste.

Einsatz für Menschen
Eichelberger hat besonders beeindruckt, wie stark sich die Evangelische Kirche in Deutschland und in Köln für Menschen einsetzt und arbeitet. In Brasilien, einem großen, katholisch geprägten Land gebe es weniger Evangelische, und für viele Projekte fehle einfach das Geld. „Wir möchten etwas machen, können aber nicht. Die Evangelische Kirche in Köln und Deutschland kann etwas machen und sie macht.“

Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnet
Während des Besuchs der brasilianischen Delegation kam es auch zu Begegnungen mit zwei Gästen aus dem partnerschaftlich verbundenen kongolesischen Kirchenkreis Kalungu. Superintendent Bitondeyubusa Ndabakenga Jean und Schulleiter Muhindo Balerwa Jean-Pierre von der Baptistischen Kirche im Zentrum Afrikas (CBCA) hatten in Begleitung von Helena Gaida, Leiterin des hiesigen Arbeitskreises Kongo, bereits am Mittagessen mit der Superintendentin teilgenommen. Am letzten Besuchssonntag folgte in einem Gottesdienst in der Rather Versöhnungskirche ein besonderer Akt: Vogel und Bitondeyubusa Ndabakenga Jean unterzeichneten eine Partnerschaftsvereinbarung zwischen den beiden Kirchenkreisen.

Renommiertes Hattinger „Trio Contemperaneo“ konzertierte
Im „bunten“ Gottesdienst unter dem Motto „Was uns miteinander leben lässt“ sprachen die Gäste aus Brasilien und dem Kongo Grußworte und Fürbitten in ihrer eigenen Sprache. Ramona Weissheimer hielt die Predigt. Das Blockflötenensemble der Gemeinde sowie Chor und Band der Mission evangelique pour Christ Sion e.V. übernahmen die musikalische Gestaltung. Nach einem gemeinsamen Mittagessen konzertierte das renommierte Hattinger „Trio Contemperaneo“.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich