2.350 plus 2.350 macht 4.700. So viele Mitglieder zählt die neue Evangelische Kirchengemeinde Kalk-Humboldt. Entstanden ist sie aus der Fusion der rechtsrheinischen Evangelischen Kirchengemeinden Köln-Kalk und Köln-Kalk-Humboldt. Angedacht war sie schon lange. Vor weit über einem Jahr wurden konkrete Schritte unternommen. Nach gründlicher Analyse schließlich der Beschluss gefasst. Offiziell sind die beiden Gemeinden seit dem 1. Januar 2011 vereinigt.
Die Stadtteile gleichen sich in ihrer Struktur
Einer der wesentlichen Gründe für die Fusion sei die sinkende Zahl der Gemeindeglieder und die daraus resultierende geringere Ausstattung mit Finanzmitteln, so Pfarrer Kurt-Friedrich Kassing. Das erschwere ein sinnvolles Arbeiten und Gemeindeleben. Kassing wurde 1980 in die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Kalk eingeführt. Zu einer Zeit, als ihr alleine noch 4600 Mitglieder angehörten. Und er nennt ein weiteres Argument: Die Kölner Stadtteile Kalk, Humboldt und Gremberg würden sich in ihrer Struktur gleichen, auch in ihrer sozialen. „Da liegt nicht nur eine gemeinsame Arbeit nahe, da ist eine Zusammenlegung sehr sinnvoll.“ Erst recht vor dem Hintergrund, dass die betreffenden Stadtteile wie auch die beiden Gemeinden auf eine teils gemeinsame Geschichte zurückblicken könnten. 1877 war es, da entließ die Evangelischen Kirchengemeinde Deutz ihren Pfarrbezirk Kalk in die Selbständigkeit. 1957 wiederum wurden die Pfarrbezirke Höhenberg-Vingst, Rath-Ostheim und Humboldt der Kirchengemeinde Köln-Kalk zu selbständigen Gemeinden erhoben. Nun ist eine der „Töchter“ wieder mit der „Mutter“ vereint. Beide bringen, siehe oben, je circa 2.350 Mitglieder in die Verbindung ein.
Neu sind auch ein Siegel und ein Logo
Neu ist nicht allein der Name Evangelische Kirchengemeinde Kalk-Humboldt. Die Ortsbezeichnung Köln ist zwecks Vereinfachung und Unterscheidung gegenüber den Vorgänger-Gemeinden getilgt. Neu sind auch das Siegel sowie das Logo. Zentral zeigt es drei stilisierte, farbige Figuren, gestaltet zu einer mehrfachen Kreuzform. Das Logo soll hinweisen auf die Zusammengehörigkeit der Gemeindeglieder, auf die Verbundenheit Vieler im Zeichen Jesus Christus. „Wir haben bewusst keine Bezirke beibehalten beziehungsweise eingeführt“, sagt Kassing. Er hofft, dass sich innerhalb der Gemeinde rasch das Bewusstsein ausbildet, „dass wir jetzt größer sind und die Erweiterung uns zusätzlichen, insgesamt mehr Raum bietet, in dem etwas stattfindet“. Dabei pflegten die beiden Gemeinden bereits im Vorfeld enge Kontakte, und blicken sie auf einen längeren Weg der Annäherung zurück. „Schon vor der Fusion haben wir gemeinsame Gottesdienste angeboten, nahm das Kalker Presbyterium beziehungsweise der Bevollmächtigtenausschuss in Humboldt an den jeweils anderen Sitzungen teil.“ Und im Dezember 2008 erschien die erste Ausgabe des gemeinsamen Gemeindebriefes, erstellt in Kooperation der Evangelischen Kirchengemeinden Köln-Kalk, Köln-Höhenberg-Vingst und Köln-Kalk-Humboldt.
Lange Analysen vor der Zusammenlegung
Der Entscheidung der Leitungsgremien der beiden Gemeinden (in Köln-Kalk das Presbyterium, in Kalk-Humboldt der Bevollmächtigtenausschuss) pro Fusion ging eine Bestandsaufnahme voraus „Wir haben geschaut, wo kann etwas zusammengeführt, wo Synergieeffekte erzielt werden, wo treten Parallelen auf, wo sind Ergänzungen angezeigt. Dabei mussten wir erkennen, dass das ein langwieriger Prozess ist“, so Kassing. Mitglieder beider Gemeinden hätten in Arbeitsgruppen verschiedenen Bereiche analysiert, sich über Gemeindeleben und -wirken ausgetauscht, nennt Kassing etwa die Themen Finanzen, Immobilien, Arbeitsfelder, Mitarbeitertätigkeiten, Gottesdienstfeiern und Gemeindekonzeption.
Langjähriger Pfarrer wird in Ruhestand gehen
Anfang Januar 2010 ertönte der „Startschuss“. Während eines Gottesdienstes im Gustav-Adolf-Haus der damaligen Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Kalk-Humboldt öffneten die noch getrennten Parteien eine gemeinsame „Schatztruhe“. Alle Gruppen der beiden Gemeinden, bis hin zu den Allerkleinsten, den Besuchenden der Kalker Kindertagesstätte, hätten sich präsentiert, erinnert Kassing an den Auftakt-Impuls. Seit 1980 amtiert er in Kalk, am 8. Mai 2011 wird er in den Ruhestand verabschiedet. Ihren Dienst in der neuen Gemeinde fortsetzen werden der bisher in Humboldt/Gremberg amtierende Pfarrer Hans Harro Eder sowie Pfarrer Dietrich Kamphenkel. Letzterer ist weiterhin schwerpunktmäßig als Seelsorger im Evangelischen Krankenhaus Kalk tätig, er unterrichtet in der Krankenpflegeschule und ist zuständig für die Kindertagesstätte der Gemeinde.
Die neue Konstruktion ist „tragbar“
Bereits im Vorfeld hatten die jetzt fusionierten Gemeinden ihre Gottesdienst-Zeiten aufeinander abgestimmt: In der Jesus-Christus-Kirche in Kalk findet er um 9.30 Uhr statt, im Gustav-Adolf-Haus in Humboldt/Gremberg um 10.30 Uhr. Aber nicht alles ist oder wird neu. In die bestehenden Arbeitsschwerpunkte und Aufgabenfelder soll vorerst wenig eingegriffen werden. Kassing versichert: „An den zahlreichen Angeboten in Kalk selbst wird kein einziger Deut geändert. Und ganz sicher nichts an der gut gehenden Kinder- und Jugendarbeit.“ Diese hat ihr Zentrum im nördlichen Bauteil der Jesus-Christus-Kirche mit Zugang über die Lilienthalstraße. In Humboldt hingegen existiere keine Jugendarbeit. Dafür bilde dort die Seniorenarbeit einen der Schwerpunkte. „Wir belassen zunächst alles an den Orten, wo die Veranstaltungen bislang stattgefunden haben. Zudem bleibt die Ansprechbarkeit von Pfarrern an den verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeit bestehen“, betont Kassing. Damit entspreche man auch den Wünschen vieler Gemeindeglieder, die in Versammlungen thematisiert worden seien: Gewohnte Angebote in vertrauter Umgebung an bekannten Adressen. Insgesamt zeige sich schon jetzt, meint Kassing, dass befürchtete Probleme, wie weitere Wege zum Gottesdienst, sich als gar nicht so gravierend erwiesen hätten. Aber es bestehe die wichtige Aufgabe, den Menschen in der Gemeinde deutlich zu machen, dass die neue Konstruktion machbar und tragfähig sei. Und dass die Fusion sich nicht nur bemerkbar mache durch große Synergieeffekte in der Verwaltungsarbeit.
2012 erstes gemeinsames Presbyterium
Wie erwähnt, wurde die Gemeinde Köln-Kalk von einem Presbyterium geleitet, Köln-Kalk-Humboldt von einem Bevollmächtigtenausschuss. Daher hat aufgrund der ordentlichen Fusion derzeit ein Bevollmächtigtenausschuss die Leitung der Gemeinde inne. Den Vorsitz führt Otmar Baumberger, Pfarrer an der Christuskirche in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dellbrück. Zu den Aufgaben des Ausschusses zähle laut Kassing, die Presbyteriumswahl in 2012 vorzubereiten, geeignete Presbyterinnen und Presbyter zu finden sowie die Zahl der Mitglieder des neuen Presbyteriums festzulegen. Was mit den Gemeindegebäuden geschieht, sei laut Kassing offen. Die Kalker Seite bringt mit der Jesus-Christus-Kirche, Buchforststraße 22, und dem Gemeindehaus Eythstraße 7 zwei Zentren ein. Die Kalk-Humboldter das seit 1982 Denkmal geschützte Zentrum Gustav-Adolf-Haus, Hachenburger Straße 1-7. Zunächst solle auch hier alles bleiben wie bisher.
Gemeinsamer Neujahrsempfang am 30. Januar 2011
Am Sonntag, 30. Januar, lädt die neue Kirchengemeinde ihrer Mitglieder in die Jesus-Christus-Kirche ein. Nach dem Gottesdienst, der um 10.30 Uhr beginnt, findet dort ein Neujahrsempfang statt. „Eine Möglichkeit zur Begegnung in lockerem Rahmen“, kündigt Kassing an.
Foto(s): Engelbert Broich