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Fundamente und Fundamentalismus – ein theologisches Seminar in Schildgen

„Fundamentalisten“ gibt es schon lange – auch wenn sie nicht immer so genannt wurden. Doch neuerdings versetzen einige von ihnen die Welt in Angst und Schrecken. Sie sind in bedenklicher Weise bestimmend geworden für das weltweite politische Geschehen. Besonders sichtbar und von weltpolitischer Wirkung ist in der jetzigen Zeit derjenige Fundamentalismus, der sich im Bereich des Christentums, des Islam und des Judentums entwickelt hat. Er kann allerdings auf jedem ideologischen oder religiösen Boden gedeihen.

Von Januar bis März 2005 bietet die Evangelische Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen im Rahmen ihrer Erwachsenenbildungsreihe in der Schildgener Andreaskirche  (Großer Saal des Gemeindezentrums, Voiswinkeler Str. 40) ein theologisches Seminar zum Thema Fundamente und Fundamentalismus an. An fünf Donnerstagabenden wird Fragen nachgegangen, die mittlerweile eine hohe gesellschaftliche Relevanz haben. Um Fundamentalismus, seine Geschichte und Auswirkungen und um die Fundamente des christlichen, jüdischen und muslimischen Glaubens geht es dabei.

Kooperationspartner sind die katholische Kirchengemeinde Herz Jesu Schildgen, die Melanchthon-Akademie und das Katholische Bildungsforum Bergisch Gladbach. Die Leitung haben Pfarrer Christoph Nötzel und  Prof. Klaus Elgeti. Die Veranstaltungen können einzeln besucht werden,  pro Abend wird ein Teilnehmerbeitrag von 4,- Euro erhoben.

1. Abend, Donnerstag, 13. Januar 20 Uhr: Worauf bauen? – Fundamente und Fundamentalismus im Christentum
Referent: Dipl.-Theol. Werner Höbsch, Generalvikariat des Bistums Köln

Zu Beginn des dritten Jahrtausends können im Christentum zwei Strömungen beobachtet werden: die Individualisierung, in der Glaubensinhalte und -formen in die Wahl des Einzelnen gestellt werden, und der Fundamentalismus, der eindeutige und unverrückbare Glaubenssätze und  -formen vorgibt. Beide Strömungen offenbaren das Dilemma des Christseins in der Moderne: Wie viel Offenheit verträgt die christliche Religion und ab wann löst sie sich in Beliebigkeit auf? Was ist unverrückbares Fundament und was unterliegt der zeitbedingten Veränderlichkeit des Glaubens?
Der Fundamentalismus sucht die Fundamente des Glaubens zu schützen und zu bewahren. Doch was schützt und bewahrt er?
Eine theologisch-kritische Diskussion des Begriffs „Fundamentalismus“ sowie eine Auseinandersetzung mit aktuellen Erscheinungsformen im katholisch-christlichen Bereich sollen zur Klärung beitragen.

2. Abend, Donnerstag, 27. Januar, 20 Uhr: Die Geschichte des Fundamentalismus
Referent: Pfarrer Sören Asmus, Kirchliche Hochschule Wuppertal

Der Fundamentalismus trat zu Beginn als typisch protestantische Erneuerungsbewegung auf, die den Glauben stark für die Herausforderungen der Moderne machen wollte. Dabei aber entstand ein sehr typisch modernes Phänomen, welches die Bedeutung und die Inhalte des Protestantismus grundlegend veränderte. Diese Bewegung schuf also etwas völlig Neues bei dem Versuch, das „Alte“ zu bewahren.
Der Vortrag soll versuchen, die Leistungen und Grenzen, aber auch die anhaltende Wirksamkeit dieses Projektes wahrzunehmen und es historisch auch abzugrenzen gegen ähnliche Bewegungen, die auf den ersten Blick dazugehören.

3. Abend, Donnerstag, 10. Februar, 20 Uhr: Heute nichts und übermorgen alles  
Referent: Pfarrer Marten Marquardt, Melanchthon-Akademie Köln

Jüdischer wie christlicher Fundamentalismus ist gekennzeichnet durch zwei scheinbar gegensätzliche Grundzüge: einen kurzfristigen Universalpessimismus und einen langfristigen Totaloptimismus. Er lebt von einer grundsätzlichen Opposition gegen jeden Versuch, diese Welt hier und jetzt mit friedlichen Mitteln zu verbessern, denn sie ist ganz und gar verdorben. Und er propagiert eine Zukunftssicht, in der alle gegenwärtige Verderbnis total beseitigt sein wird; und mit den wenigen Guten wird das Gute total gesiegt haben.
Der Vortrag wird die jüdischen und christlichen Argumente auf ihre biblischen Wurzeln hin befragen und sie zugleich von daher kritisieren.

4. Abend, Donnerstag, 24. Februar, 20 Uhr: Islamische Erziehung und politische Partizipation
Referent: Ahmet Senyurt, Journalist und Publizist

Islamische Erziehung in Deutschland ist für viele muslimische Eltern ein „Buch mit sieben Siegeln“. Zwar gibt es verschiedene Versuchsmodelle zur Islamischen Erziehung (im muttersprachlichen Ergänzungsunterricht – ein Wortungeheuer), doch finden wir bisher in Deutschland keinen glaubensbekennenden Religionsunterricht für muslimische Schüler in Absprache mit den Religionsgemeinschaften.
Der Vortrag wird kurz die gängigen Modelle am Beispiel von Bayern, Berlin, NRW und Baden-Württemberg beschreiben, doch im Mittelpunkt stehen die Wünsche und Vorstellungen der Eltern: Was sollen Inhalt und Ziel einer islamischen Erziehung sein? Welche Werte, welche Interpretationen des Islam werden von islamischen Privatschulen vermittelt? Welchen Platz hat überhaupt Religion in einer sich stetig „laizisierenden“ Gesellschaft? Mit den Teilnehmern soll auf der Basis von Schriften und Schulaufsätzen konkret diskutiert werden.
Der Punkt „politische Partizipation“ schließt unmittelbar an den ersten Themenbereich an. Die Entwicklung und Gestaltung einer multiethnischen Gesellschaft benötigt einen gemeinsamen Wertekanon. Worauf kann er, muss er aufbauen?


5. Abend, Donnerstag, 10. März, 20 Uhr: Fundamentalismus und Gesellschaft
Referent: Prof. Dr. Jochen Hippler, Universität Duisburg-Essen


Noch Fragen?
Prof. Klaus Elgeti gibt gerne Auskunft: Telefon 02202/84164

Text: Evangelische Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen
Foto(s): Anreas Ismail Mohr