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Fundament liegt tiefer als vermutet – die historische Klostermauer am Campus Kartause

Tiefschürfende Erkenntnisse hatte man nicht erwartet. Aber interessante Erkenntnisse gewann man trotzdem. Zwei Mitarbeiter des Unternehmens Valtinke legten das Fundament der denkmalgeschützten Klostermauer auf der östlichen Seite des Geländes der Evangelaischen Kirche am Kartäuserwall frei. Und waren genauso überrascht wie Hans-Günter Lübben, Architekt im Büro Kaspar Kraemer, Michael Kress, Architekt der Antoniter Siedlungsgesellschaft (ASG) und Ulrich Karas, Archäologe bei der städtischen Denkmalpflege.

Unerwartetes bei der „Schürfe”

Es ging hinunter bis auf unerwartete 1,80 Meter Tiefe. Anlass für die „Schürfe“, so nennen es die Experten, wenn sie ein Loch zur Begutachtung schachten, war der bevorstehende Rückbau der eingeschossigen Garagen und anderen Bauten entlang der Mauer. Die Arbeiten dienen unter anderem der Vorbereitung der Beseitigungsanzeige des eingeschossigen Gebäudes an der östlichen Grenze des Grundstückes. Die Untersuchungen helfen ein klares Bild für einen behutsamen Rückbau der Anbauten an die historische Mauer zu verschaffen. Und so schachtete das Team von Valtinke. Und fand später als vermutet das Fundament der Mauer, die laut Karas aus dem 18. Jahrhundert stammt.

 

Geschichte des Geländes

Auf dem ehemaligen Klostergelände der Kartäuser sind heute die evangelische Melanchthon-Akademie, die evangelische Familienbildungsstätte und das Jugendpfarramt untergebracht. Zur Zeit des historischen Mauerbaus hatte das Kartäuserkloster bereits eine lange und bewegte Geschichte hinter sich. Die Stiftungsurkunde datiert auf den 6. Dezember 1334.

Im Jahr darauf zogen die ersten sechs Mönche ein, die ein karges Leben in ihren Zellen fristeten. Sie waren auf wohltätige Kölner angewiesen. Als es in Mode kam, dass reiche Kölner Bürger gegen Geld die Kartäuser für sich beten zu lassen, stiegen Vermögen und Ansehen der Kartause deutlich. Reiche Novizen, die Geld mitbrachten, waren ebenfalls gern gesehen. Die letzte Stunde des Kölner Kartäuser-Klosters schlug mit dem Einmarsch französischer Truppen im Jahr 1794.

Das Kloster wurde zum Militärlazarett. Auch die Preußen, die den Franzosen im Rheinland nachfolgten, nutzten das Kloster als Lazarett, Waschküche, Artilleriedepot und Pferdestall. Nach dem Ersten Weltkrieg tauschten die Protestanten die Kirche St. Pantaleon, die als preußisch-evangelische Garnisonskirche genutzt wurde, gegen das Klostergelände mit der Kartäuserkirche.

Fundstücke

„Das Schwert des Cäsar finden wir hier mit großer Wahrscheinlichkeit nicht“, sagte der Archäologe Karas. „Aber bestimmt Reste der klösterlichen Nutzung.“ Aber nicht nur die. Beim zweiten Aushub aus der Grube blitzte im Erdreich eine Scherbe auf. Volltreffer, denn es waren die Initialen KPM zu sehen. „Königlich-Preußische Porzellanmanufaktur“,  wusste Fachmann Karas. Doch kein Volltreffer. Eher wertlos.

Die eigentliche Mauer besteht aus Feldbrand-Ziegeln, die im 18. Jahrhundert Stand der Technik waren. Sie wurden in Köln seit 1350 verbaut. Auch einige Steine des klassischen „preußischen Pflasters“ kamen bei der Schürfe ans Tageslicht. An die Mauer angebaut ist ein Stück Hofmauer im Hinterhof eines Hauses am Kartäuserhof. „Kein Problem“, für Architekt Lübben. Und glücklicherweise stehen die eingeschossigen Bauten, die zum Abbruch vorgesehen sind, frei und sind nicht an die denkmalgeschützte Wand angebaut.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): APK