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Führung über den Melatenfriedhof: Frauen und Mädchen des girlspace gedenken ihrer 1929 verstorbenen Förderin Laura von Oelbermann

Das „girlspace“ hätte Laura von Oelbermann gefallen. Schließlich wird dort in praktische Arbeit umgesetzt, was die steinreiche Witwe von Emil Oelbermann nach dem Tod ihres Mannes 1897 praktiziert hat: Förderung von jungen Frauen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging es Laura von Oelbermann in erster Linie um die materielle Unterstützung von Bedürftigen. Das „girlspace – Internetcafe für Mädchen und junge Frauen“ richtet das Augenmerk auf die medienpädagogische Bildung der Zielgruppe. Da geht es nicht wie vor 100 Jahren um gefüllte Vorratsschränke, sondern um den Umgang mit dem Computer und Digitalkameras. Und doch gibt es zwei Berührungspunkte zwischen Laura von Oelbermann und dem „girlspace“: Zum einen die Stiftung, die den Namen der Dame von Welt trägt. „Wir erhalten seit vier Jahren Geld von der Stiftung, die für die Finanzierung des ,girlspace‘ eine zentrale Bedeutung hat“, sagt Nina Rauprich vom „girlspace“. Zum anderen wollte Oelbermann anfangs nur ausdrücklich „evangelische Mädchen“ gefördert wissen, das „girlspace“ wird zwar mittlerweile von einem Verein getragen, aber es war ursprünglich eine Einrichtung des Evangelischen Jugendpfarramts.



Das Grab findet kaum mehrBeachtung
Im Vorfeld haben die Mädchen intensiv über das Leben von Laura von Oelbermann recherchiert. Das Ergebnis ist nachzulesen auf den Internetseiten unter der Adresse www.girlspace.de.
Nun findet man im Haus der Evangelischen Kirche zwar auch noch immer einen Laura-von-Oelbermann-Saal und in vielen Führungen der AntoniterCityTours fällt ihr Name, wenn es um beispielhaften Einsatz für die sozial Bedürftigen geht, aber das Grab der Sponsorin auf dem Melatenfriedhof findet kaum mehr Beachtung. Das wollen die Mädchen vom „girlspace“ ändern. Sie haben eine Pflanzenschale gekauft, die sie jüngst mit frischen Blumen auf das Grab ihrer Gönnerin stellten. Zwei bis drei Mal pro Jahr werden die Blumen erneuert. Immerhin.

girlspace: Führung über den Melatenfriedhof
Das Grab von Laura Oelbermann war das Ziel einer Führung über den Melatenfriedhof, an der junge und ältere Frauen auf Einladung des „girlspace“ teilnahmen. Dabei erfuhren sie, dass die Familie Deichmann mit der im Volksmund so genannten „Kegelbahn“ das größte Grab auf Melaten errichtet hat, dass der Architekt Jacob Koerfer das Hansa-Hochhaus am Ring gebaut hat, dessen Paternoster seit den 20er Jahren funktioniert, und dass die Familie Rautenstrauch in einem Ehrengrab beigesetzt wird, das von der Stadt gepflegt wird. Mal mehr, mal weniger.

„Medienerziehung und Integration“
Das „girlspace“ besteht seit 1999. Als Modellprojekt der Evangelischen Kirche im Rheinland und des Landes Nordrhein-Westfalen war die Finanzierung für drei Jahr gesichert. „Danach sprang die Oelbermann-Stiftung ein“, erinnert sich Nina Rauprich. Trotzdem sucht man weiter dringend nach Unterstützung – finanziell und ehrenamtlich. Die Angebote im „girlspace“, Werderstraße 16, richten sich ausschließlich an Mädchen und Frauen. Die jüngsten sind acht Jahre alt, die meisten zwischen 16 und 22 Jahren. Neben der Medienerziehung ist auch die Arbeit im Bereich „Integration“ wichtig. Die Mädchen gehen mit dem Laptop in Übergangsheime und arbeiten mit Frauen, die nicht schreiben können. „Viele dieser Frauen etwa aus Albanien oder dem Irak haben nie schreiben gelernt und haben jetzt große feinmotorische Schwierigkeiten mit Stiften. Sie haben erste Erfolgserlebnisse beim Schreiben, wenn sie es auf einer Computertastatur lernen“, berichtet Nina Rauprich.

Zum Beispiel: Dialog zwischen Christinnen und Muslima
Um Integration und Dialog geht es auch bei einem Projekt des „girlspace“, das am Montag, 29. Oktober, um 17 Uhr beginnt. Dabei wird es zum Dialog zwischen Christinnen und Muslima kommen, wobei die Gemeinsamkeiten im Mittelpunkt stehen sollen. Die Teilnehmerinnen werden im Laufe des Seminars auch eine Moschee und ein Kloster besuchen.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann