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„Führe uns nicht – weiter – in Versuchung“ Rückblick 2019 im Kirchenkreis Köln-Süd: Nachhaltigkeit beim Konsum und Fokus auf die Kirchenmusik

Kirchenkreis Köln-Süd: Einige Höhepunkte des Jahres 2019

Das Einfache ist oft das Schwere. Und noch schwerer ist es oft, es einfach zu machen. Das wurde klar bei einer Podiumsdiskussion im Sindorfer Gemeindezentrum. „Was können die Menschen in unserer Region zur Energiewende beitragen?“ lautete das Thema.

Gäste auf dem Podium waren Jutta Schnütgen-Weber, die 1980 in Bonn die Grünen mitgegründet hat, lange für die Partei politische Mandate wahrgenommen hat und jetzt den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vertritt, Volker Rotthauwe vom Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen, Martin Klöti von der Organisation „Neustart“ aus der Schweiz und vertraut mit dem Thema Nachhaltigkeit, sowie Dr. Bernhard Seiger, mittlerweile Kölner Stadtsuperintendent und Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd.

Die Moderation des Abends übernahm Sammy Wintersohl, Leiter des Amtes für Presse und Kommunikation des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In erster Linie ging es allen auf dem Podium um bewussten Verzicht. Dr. Seiger zitierte aus dem Ersten Buch Mose: „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ „Uns ist die Welt aufgegeben zum Bewahren“, fuhr der Superintendent fort. „Das sollten wir zur Grundlage machen für alles, was wir tun.“ Seiger verwies auch auf den großen Respekt vor der Schöpfung, der in den Liedern aus dem Gesangbuch zum Ausdruck komme.

Wer eine andere, nachhaltige Landwirtschaft wolle, müsse bei sich selbst anfangen, erklärte Schnütgen-Weber. „Wir alle haben toleriert, wie unsere Lebensmittel hergestellt werden. Als ich ein Kind war, lag der Anteil der Lebenshaltungskosten für Nahrungsmittel viel höher als heute. Es ist nicht ehrlich zu sagen, wir retten die Arten und der Wohlstand und Konsum bleiben gleich.“ Rotthauwe empfahl Interventionen bei den Politikern. „Das ist wie beim Rauchen. Da wurde so lange über die Gefahren des Tabakkonsums informiert, bis die Politik reagiert hat.“

Klöti stimmt ihm zu: „Wir können Bürgerbewegung sein. Wir können Politik machen.“ Dr. Seiger sah das auch so: „Wir Bürger müssen handeln. Das Verbraucherverhalten hat in der Vergangenheit die Sortimente in den Supermärkten verändert.“ Er sprach sich aber gegen straffe gesetzliche Regelungen für das Verhalten der Konsumenten aus. Ein Mann aus dem Publikum monierte die Plastikflasche auf dem Podium. Dr. Seiger nannte die Kritik „völlig gerechtfertigt“. In den Gemeinden müsse man reflektieren, was zur Gewohnheit geworden sei und wo man Gewohnheiten ändern könne. „Muss es in den Gemeindehäusern im Winter wirklich 23 Grad warm sein?“

Rotthauwe nannte die Bewegung „Friday for Future“ einen Hoffnungsträger. „Die Jugendlichen haben großen Spaß. Die sind nicht so streng und so rigoros wie wir früher.“ Er kritisierte die Kirchen. „Wir waren mal Vorreiter bei der Eine-Welt-Bewegung und bei der Friedensbewegung. In Sachen Klimapolitik sind wir das nicht mehr. Wir müssen aufpassen, dass wir die Initiative der jungen Leute nicht ersticken, indem wir sie zu fest ans Herz drücken.“

Dr. Seiger stimmte ihm zu: „Ich glaube, das Thema ist uns irgendwie weggerutscht. Wir sollten den Schwung in der politischen Landschaft nutzen, um mit unseren Partnern das Richtige zu tun.“ Dr. Seiger nannte als Beispiel die Verbesserungen, die gerade der Radverkehr in Köln erfährt. Auch die Gemeinden sollten ihr eigenes Mobilitätsverhalten in Frage stellen. „Müssen wir Ausflüge in Bussen machen statt Rad zu fahren.“ Auch jeder Einzelne sei gefragt bei seinem Reise- und Flugverhalten.

Schnütgen-Weber empfahl jedem, sich in der Politik zu engagieren. „Wir brauchen mehr Bürgerbeteiligung. Jetzt ist ein Zeitfenster offen, um Haltungen in der Gesellschaft zu verändern.“ Dr. Seiger nannte Bildung wichtig. „Unsere Melanchthon-Akademie hat gerade eine Reihe im Programm, die sich um das nachhaltige Leben dreht. Das ist ein Feld, um das wir uns als Kirche kümmern.“ Klöti brachte das Vater uns ins Spiel. „Wir haben es geschehen lassen, dass wir uns versündigt haben. Führe uns nicht – weiter – in Versuchung. Sondern erlöse uns von dem Bösen. Und vergib uns unsere Schuld. Das führt zu Amnestie. Und danach zu einem Neuanfang.“

Kirchenmusik im Rhein-Erft-Kreis

Vom 27. September bis 13. Oktober 2019 fanden im Rhein-Erft-Kreis und in Köln besondere Tage der Kirchenmusik statt. Eine Vielzahl interessanter Konzerte, Veranstaltungen und Formate wartete darauf, von Zuhörerinnen und Zuhörern entdeckt zu werden. In Köln stand das 10. Ökumenische Kirchenmusikfestival unter dem Thema „Psalmtöne“. Ein reiches Spektrum von Chor-und Orgelkonzerten mit mehr als 120 Veranstaltungen in stilistischem Reichtum und eine Vielzahl von Formaten auf Grundlage der Psalmen erwartete die Gäste.

Den Auftakt machte der Evensong mit 900 Sängerinnen und Sängern aus 27 evangelischen und katholischen Kantoreien und Chören im Kölner Dom. „Musik verbindet Menschen, macht das Herz weit und gibt Trost. Musik löst Gefühle aus und lässt hinhören. Ein Leben ohne Musik können wir uns kaum mehr vorstellen, sie ist allgegenwärtig, ständig im Radio und bei iTunes zu hören. Dort ist es aber immer nur die Musik anderer. Deshalb ist das Kirchenmusikfestival so wichtig. Hier erleben wir Live-Musik. Hier singen und musizieren Menschen nicht für die elektronische Vermarktung, sondern weil es um das Selbermachen geht“, schrieb Stadtsuperintendent Bernhard Seiger in seinem Grußwort für das Kirchenmusikfestival.

Das galt natürlich auch für den Kirchenkreis Köln-Süd. Im Rhein-Erft-Kreis standen die Kirchenmusiktage unter dem Motto „Sing, bet und geh“, einem Zitat aus dem Lied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. Zahlreiche evangelische und katholische Gemeinden im Rhein-Erft-Kreis luden ein zu Konzerten, Gottesdiensten und Mitmachformaten für Erwachsene und Kinder ein. Dabei erfuhr das Thema, unter dem die Tage standen, eine je eigene Ausprägung. Eröffnet wurden die Kirchenmusiktage in der Christuskirche in Bergheim mit einem Gottesdienst zum Mitsingen. Anschließend sind alle Besucherinnen und Besucher zu einem Empfang im Kreishaus eingeladen. Superintendent Markus Zimmermann, Kreisdechant Msgr. Achim Brennecke und Landrat Michael Kreuzberg werden die Kirchenmusiktage 2019 gemeinsam eröffnen.

Ein weiterer Höhepunkt ist das ökumenische Chorprojekt mit Chorsängerinnen und Chorsängern aus evangelischen und katholischen Chören am 6. Oktober. Gemeinsam werden sie das Oratorium „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn in der katholischen Kirche in Kerpen Sindorf aufführen. Die Kirchenmusiktage nehmen das Motto „Sing, bet und geh“ teilweise auch wörtlich. In Brühl war am 2. Oktober eine musikalisch gestaltete „Nacht der offenen Kirchen“ mit einem Gang durch Brühl geplant. Am 13. Oktober führte ein ökumenisches „Wandelkonzert“ durch drei Kirchen in Horrem. Die Organisation der Kirchenmusiktage wurde gemeinsam von katholischen und evangelischen Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern getragen. Auf katholischer Seite waren dies vor allem der Regionalkantor Michael Koll und sein Kollege Manfred Hettinger. Gemeinsam mit ihnen haben Kreiskantorin Barbara Mulack (Kirchenkreis Köln-Süd), Kreiskantor Thomas Pehlken (Kirchenkreis Köln-Nord) und die Kirchenmusikerin Marion Köhler von der Christuskirche Brühl ihre kreativen Kräfte gebündelt. Herausgekommen ist ein Festival auf sehr hohem Niveau. Man darf gespannt sein auf eine Neuauflage.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann/Antje Rabe