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Fröhliches Fest der Religionen und Kulturen

Da habe der liebe Gott wohl sein Händchen über die Veranstaltung gehalten, meinte lächelnd eine Dame, die zum „Fest der Religionen und Kulturen“ nach Bergisch Gladbach gekommen war. Tatsächlich blieb es zwischen all den Regentagen beim Fest trocken. Sogar die Sonne zauberte Herbststimmung aufs Gelände der Gnadenkirche, wo ab mittags immer mehr Menschen zusammenströmten, um miteinander zu feiern.

Dieses Jahr, so hatte der Arbeitskreis „Dialog der Religionen und Kulturen Bergisch Gladbach“ als Veranstalter beschlossen, stand das Fest unter dem Motto „Solidarität“. Andrea Kunz-Schwarz vom Mehrgenerationenhaus, die es organisierte, war froh, als nach der langen Vorbereitungszeit nun endlich das Mikro freigegeben wurde. „Jetzt geht’s los!“, seufzte sie erleichtert.

Geistliche Einstimmung der Religionen
Traditionell ist die geistliche Einstimmung der Auftakt zum Fest. Thomas Werner, Pfarrer der Gnadenkirche, begrüßte die Vertreter von Bahá’i, Buddhismus, Christentum, Islam und der Griechischen Gemeinde, die jeweils mit einem kurzen Wortbeitrag das Thema „Solidarität“ aus Sicht ihrer Religion aufgriffen. Judentum und Hinduismus waren dieses Jahr leider nicht persönlich vertreten, doch übermittelte Pfarrer Werner herzliche Grüße der Vertreter dieser Religionen.

„Halli, hallo, herzlich willkommen!“
Mit Feuereifer gestalteten die Kinder der Kita Quirl den geistlichen Auftakt mit fröhlichen Liedern. Das „Halli, hallo, herzlich willkommen!“, mussten die Kita-Kinder den Besuchern nicht zweimal sagen, äh: singen. Denn das quirlige Treiben, das nach dem Segen rund um die Stände und die Bühne begann, zeigte deutlich: Hier fühlte sich Menschen unterschiedlicher Herkunft pudelwohl! Etwas, das auch Bürgermeister Josef Willnecker in seiner Ansprache würdigte.

Spezialitäten der Kulturen
Ein Markenzeichen des interreligiösen und interkulturellen Festes sind die Stände der Religionen, die Informationen, vor allem aber lukullische Spezialitäten bieten. Die pikant gewürzten Souvlaki-Spießchen der Griechische Gemeinde sind inzwischen ein beliebter Dauerbrenner. Das Albanisch-Islamische Kulturzentrum verwöhnte mit Couscous-Salat und diversem köstlichem Gebäck. Die Katholiken kümmerten sich um den Waffelstand, die Protestanten gleich daneben in der Cafeteria um Kuchen und Kaffee. Außerdem stillten sie herzhaften Hunger durch Leckeres vom Grill. Vor allem die Kinder freuten sich zudem über Zuckerwatte und Popcorn, die der Spieleverleih, der zur Gnadenkirche gehört, frisch zubereitet hatte. Daneben konnten Kinder unter Anleitung des Kita-Quirl-Teams basteln, und manch wunderschöner Zeitungshut erinnerte sogar ein wenig an Ascot!

Mentorenprojekt erstmals mit dabei
„Wir sind das erste Mal dabei“, gab Paula Schäfer Auskunft an einem Stand, der nicht nur appetitliche Wraps und Gebäck anbot, sondern auch über das Mentorenprojekt Bergisch Gladbach informierte. Es schult ehrenamtliche Mentoren, die sich ein halbes Jahr persönlich um Flüchtlinge kümmern, die von der Gemeinschaftsunterbringung in eine eigene Wohnung ziehen. „Vielleicht finden wir ein paar neue Mentoren“, so Paula Schäfer, die das Projekt koordiniert.

Polaroids und Nonstop-Bühnenprogramm
Wer genug gegessen und getrunken und mit anderen Menschen kommuniziert hatte, konnte einfach in der Sonne relaxen, dem Kinderclown zuschauen, bei der Caritas unter dem Motto „Vielfalt ist das Markenzeichen Gottes“ ein Polaroid-Foto von sich machen lassen oder vor der großen Bühne verweilen. Auf dieser gab es bis 17 Uhr ein Nonstop-Programm.

Märchenhaftes mit Sandra Jasmin
Das Gros der Acts verlief reibungslos und riss das Publikum teilweise zu stürmischem Applaus hin, beispielsweise bei der faszinierenden Vorführung des Klassischen Indischen Tanzes von Sandra Jasmin. Die junge mit Tanzpreisen dekorierte Doktorandin entführte auch mit ihrem Trio Trishula, das traditionellen indischen Tanz mit westlichem Pop verbindet, in märchenhafte Sphären.

Hiphop und Sirtaki
Ganz anders waren die Tänze, die Brown Brown mit Jugendlichen des Q1-Jugend- und Kulturzentrums aufführte. Der gebürtige Kenianer zeigte dem Publikum, wie Hiphop aussehen kann! Und wieder anders: Jugendliche mit griechischen Wurzeln, die vom Griechischen Elternverein angeleitet werden, zeigten in Trachten, wie in Griechenland getanzt wird. Die mitreißenden Sirtaki-Klänge bezogen am Ende sogar die Zuschauer mit ein.

Thomas Cramer mit Akustik-Gitarre
Quer durch die Geschichte bekannter Popsongs ging es dann mit Thomas Cramer. Der Bergisch Gladbacher, der als Sänger der beliebten Band handerCover bekannt ist, zeigte, dass er auch solo mit der Akustik-Gitarre eine hervorragende Figur macht. Wer in dieser Richtung noch mehr hören wollte, konnte am Nachmittag im Wintergarten der Kirchenkneipe Quirl’s noch die Band „Paul“ hören.

Umfrage: Solidarität gleich Nächstenliebe
Zuvor aber gab es noch einen gemeinsamen Festabschluss: Die Bahá’i verkündeten das Ergebnis einer Umfrage zum Thema Solidarität: Die meisten Festbesucher waren der Meinung, dass Solidarität am ehesten mit „Nächstenliebe“ gleichzusetzen sei. Und ein passender Akt der Solidarität war es dann auch, als die Vertreter der Religionen gemeinsam mit den Festgästen einen Globus-Ballon in die Luft warfen und versuchten, ihn mit vielen Händen immer wieder – hin und her fliegend – in der Luft zu halten. Ein Gleichnis dafür, wie wir mit unseren eigenen Händen immer wieder versuchen sollten, unsere Erde zu behüten und im Gleichgewicht zu halten. Dazu passte das neu getextete Lied, das zum Abschluss alle auf die Melodie von Beethovens Neunter anstimmten: „Alle Menschen sind Geschwister, alle – ohne Unterschied.“

Text: Kai Köhler
Foto(s): Kai Köhler