Wen bewegt das Thema Frieden gerade nicht? Die Unsicherheit ist groß, unzählige Menschen stehen gerade zusammen, um mit großen Demonstrationen ihren Wunsch nach Frieden und einer intakten Demokratie zu artikulieren. Doch wie kann ich im Kleinen Frieden stiften, wie mit mir selbst in Frieden kommen und friedvoll nach außen wirken?
Diesen Fragen gingen die rund 50 Teilnehmerinnen des fünften Frauentags im Kirchenkreis Rechtsrheinisch im evangelischen Gemeindezentrum der Dellbrücker Pauluskirche nach. Alle zwei Jahre gibt es diesen Frauentag, diesmal stand er unter dem Motto „Friede, Freude, Frauentag!“ Eingeladen hatte ein engagiertes ehrenamtliches Organisationsteam rund um Ute Verch vom Evangelischen Frauenreferat in Köln. Sie stellte klar: „Wir dürfen die weltweiten Krisen natürlich nicht vergessen, freuen uns heute aber auf einen fröhlichen Tag, in dem wir ganz unterschiedliche Friedensansätze thematisieren wollen.“
Nach einem Impuls von Kerstin Herrenbrück, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Höhenhaus, in der Pauluskirche, starteten die insgesamt acht Workshops. Tanja Fehlinger aus Dellbrück kam vom Workshop „Tanz mit Freude und Genuss“, geleitet von Tanzpädagogin Sonia Fontana, schwungvoll und doch entspannt in die Mittagspause und berichtete, wie wunderbar locker sie sich jetzt fühle: „Ohne Körper funktioniert der Kopf nicht. Darum haben mich die Angebote gereizt, die mich meinen Körper nochmal ganz anders erfahren lassen.“ Sie habe sich besonders darüber gefreut, die anderen Tänzerinnen an der Hand halten zu dürfen. „Jetzt erst, nach Corona, ist doch spürbar, wie sehr uns Berührungen gefehlt haben.“ Nach der Pause und dem Musikkabarett mit Sängerin Brigitte Fulgraff und Pianist Lutz Langheinecken wolle sie unbedingt noch zum Yoga, verriet sie lachend. Yogalehrerin Amely Matthaei bot 90 Minuten „Innerer Frieden – Vinyasa & Yin Yoga“ an und nahm die Frauen mit auf eine sportliche Reise zu ihrer Mitte.
Zuvor hatten Brigitte Fulgraff und Lutz Langheinecken zu 45 lockeren Minuten in die Kirche eingeladen, wo sie „Aus Spaß an der Freud“ das Leben in ihrem Musikkabarett mit Chansons schönsangen. Brigitte Fulgraff jedenfalls ist überzeugt: „Frauen über 50 haben es gut – alle Lebensentscheidungen sind getroffen, ab diesem Zeitpunkt laufen wir nur noch Kür.“
„Frieden beginnt bei mir“
Jugendreferentin Kalliopi Terzi beschäftigte sich in ihrem Workshop mit dem Thema „Frieden beginnt bei mir“, sprach mit den Teilnehmerinnen über erste Eindrücke, darüber wie prägend diese sind, dass sie aber auch revidierbar sein müssen. „Dass wir schnell urteilen, ist evolutionär in uns verankert. Dieses Einordnen anderer war in Frühzeiten überlebenswichtig“, betonte die Interkulturelle Trainerin und gab zu, dass auch sie durchaus nicht davon frei ist, manchmal zu zügig zu urteilen. „Der Konflikt beginnt bei mir. Darum ist es wichtig, die eigenen Vorurteile zu erkennen.“
Um Pazifistinnen und ihre Geschichte ging es bei Almuth Voß, die sich freute, dass in ihrem Workshop ein so reger Austausch stattfand, dass das Interesse an weiblichen Friedensstiftern groß war. Als Teil eines Dreierteams hatte Almuth Voß auch den Gottesdienst zum Abschluss mit vorbereitet. Darin ging es, bezugnehmend auf Römer 14,17 „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist“, darum, was die Seele braucht, was der Kopf benötigt und wie es machbar ist, die alltäglichen Irritationen auszuhalten. Am späten Nachmittag ging ein Frauentag zu Ende, der von viel Austausch geprägt war, von Denkanstößen, dem Gefühl willkommen zu sein und der Gewissheit, dass es viele Möglichkeiten gibt, Frieden zu leben.
Foto(s): Matthias Pohl