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Freiwillige helfen Flüchtlingen

Schlangen am Eingang ist Alexander Wehrle zwar gewohnt, aber dieser Auflauf vor dem Studio Dumont in der Breite Straße hatte doch etwas Besonderes: „Dass Menschen Schlange stehen für eine Veranstaltung, bei der es um freiwilliges Engagement geht, erstaunt mich“, bekannte der Geschäftsführer des 1. FC Köln. Sein Fußballverein gehört zu den Unterstützern des Projekts „Mentoren/-innen für Flüchtlingsfamilien“, das an diesem Abend vorgestellt wurde: Freiwillige sollen Flüchtlingen helfen, in Köln Fuß zu fassen.

Kein Mangel an Interessenten
Weil im Studio Dumont nur Platz für rund 200 Gäste ist, konnten nicht einmal alle Interessenten eingelassen werden. Dieser Andrang bestätigte die Erfahrungen, die Gabi Klein und Thomas Zitzmann, Leiter des Mentoren-Projekts der Kölner Freiwilligen Agentur gemeinsam mit dem Förderverein Kölner Flüchtlingsrat, im Vorfeld gesammelt hatten. „An Interessenten herrscht kein Mangel“, sagte Zitzmann. Klein erklärte das Projekt: Ehrenamtler sollen Flüchtlingen helfen, die ersten Problemen zu überwinden. Etwa wenn es um Verwaltungsfragen geht, beim Asylrecht, aber auch bei der Suche nach einer geeigneten Musikschule für die Kinder zum Beispiel oder bei der Bedienung von KVB-Automaten.

Für jeden Tipp dankbar
Dabei soll jeweils ein Ehrenamtler für einen Flüchtling zuständig sein, mit einem wöchentlichen Aufwand „von drei bis fünf Stunden“, rechnet Gabi Klein. Alle Interessenten, so Zitzmann, würden vor Beginn ihrer Tätigkeit geschult und etwa über die bestehenden Beratungsangebote aufgeklärt, die sie für ihre Arbeit nutzen können. Darüber hinaus sollen alle vier bis sechs Wochen „Reflektionstreffen“ angesetzt werden und zwar für die gesamte Gruppe: „Bei bestimmten Fragen, wie der Wohnungssuche etwa, ist man für jeden Tipp dankbar“, sagte Zitzmann.

Problem: Wohnungssuche
Neben der Sprachbarriere, darin waren sich die Teilnehmer des Podiumsgespräches sicher, werde die Wohnungssuche eine der zentralen Schwierigkeiten sein, mit denen die Ehrenamtler konfrontiert sein werden. „Derzeit kommen in Köln jährlich etwa 2800 Flüchtlinge an, das stellt uns vor große Herausforderungen, denn der Kölner Wohnungsmarkt ist eng“, sagte Stefan Ferber, Leiter des Wohnungsamtes. Zwar würden die Flüchtlinge von seinem Amt auch in sozialen Fragen betreut, aber eine „Eins zu Eins“-Beratung könne die Stadt nicht leisten.

Vorurteile loswerden
Rolf Domning, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, der den Förderverein Kölner Flüchtlingsrat im Haus der Evangelischen Kirche in der Kartäusergasse beherbergt, meinte, das große Interesse an der Auftaktveranstaltung bezeuge „die große Bereitschaft in der Bevölkerung, positiv damit umzugehen.“ Für alle, die als Mentoren tätig würden, sei dies „eine Chance, Vorurteile loszuwerden und den eigen Horizont zu erweitern.“ Auch Grünen-Stadtrat Ossi Helling hält das Projekt für „eine tolle, spannende Sache“. Klein und Zitzmann haben für ihre Leitungsfunktion gemeinsam gerade einmal eine halbe Stelle, damit kann der Personenkreis, der in den Genuss dieser Betreuung kommt, leider nur sehr begrenzt sein.

Freikarten für den FC
Jeder der künftigen Mentoren soll sechs Monate lang tätig sein, eine Verlängerung ist möglich. In den kommenden zwei Jahren werden nach und nach 50 Ehrenamtler auf diese Tätigkeit vorbereitet. Für zwei Jahre hat auch die RheinEnergieStiftung Familie die Untertützung des Projekts zugesagt: „Maximal sind vier Jahre möglich, dann muss eine andere Finanzierung gefunden werden“, sagte Gesche Gehrmann, geschäftsführender Vorstand der Stiftung. Im Studio Dumont anwesend waren aber auch Schulleiter und Geschäftsleute, die Spendenaktionen zusagten. Und der FC? Der wird den Flüchtligen Eintrittskarten für die Zweitliga- und hoffentlich bald Erstligaspiele spendieren, die Mentoren brauchen nur anzurufen: „Der FC gehört schließlich zur kölschen Kultur, genauso wie Dom oder Karneval“, sagte Alexander Wehrle.

Die Informationsveranstaltung
Für Interessenten findet am 17. Januar 2014 ein Treffen statt, Informationen gibt es bei Gabi Klein unter Telefon 888 278-24 oder über das Internet www.koelner-fluechtlingsrat.de.

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans