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Frauenbande in Bocklemünd: Netzwerke und Zusammenhalt waren Themen des diesjährigen Frauentags im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Nord

Die Frauen aus den Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord treffen sich regelmäßig alle zwei Jahre – im Wechsel mit dem Ehrenamtstag – auf ihren Frauentagen, zum Diskutieren, Austauschen, Nachdenken, Kennenlernen und Feiern. Unter dem Titel „Frauenbande“ hatten die Pfarrerin Susanne Zimmermann und ihre Mitorganisatorinnen in diesem Jahr ein buntes Programm zum Thema „Netzwerke und Zusammenhalt“ zusammengestellt: Im Gemeindehaus der Bocklemünder Auferstehungskirche wurde gegessen, getanzt, getrommelt, gesungen, geredet und gefilzt.



Und Mirjam nahm die Pauke…
Im 2. Buch Mose feiert die Prophetin Mirjam mit den Frauen Israels mit Paukenschlägen den Sieg über die Ägypter – diese Geschichte gab der Eröffnungsperformance der Percussionistin Susanne Strobel den Titel. Mit Musik und Mitmachliedern lockerte Strobel Körper und Stimmbänder, bevor sich die Teilnehmerinnen auf die einzelnen Workshops verteilten. In ihrem eigenen Workshop, „Schlage die Trommel und fürchte dich nicht“, blieb es nicht bei einem Percussionsinstrument: Neben westafrikanischen Djembé-Trommeln kamen auch Triangeln, Regenmacher und Gartenschläuche zum Einsatz. „Das Trommeln vermittelt Frauen nicht nur Rhythmusgefühl, sondern auch „Selbst-Bewusst-Sein“ stellte Strobel nicht nur bei diesem Workshop fest.

Der biblische Aufhänger: Die fünf Töchter Zelofhads
Selbstbewusst traten auch Machla, Noa, Hogla, Milka und Tirza bereits auf, als sie alttestamentarische Rechtsgeschichte schrieben: Im 4. Buch Mose, 27 steht beschrieben, wie die fünf Töchter Zelofhads bei Mose und dem Hohepriester vorsprechen, um – gegen die bisherige israelitische Tradition – auch als Frauen das Erbe ihres Vaters antreten zu dürfen. Sie bringen ihr Anliegen vor und Gott höchstpersönlich gibt ihnen Recht.
Der alte Text hat für Pfarrerin Zimmermann bis heute nichts an Aktualität verloren: „Sie haben eine Strategie: Sie lassen sich nicht auseinanderbringen, sie sitzen das Problem nicht aus, suchen sich die richtigen Leute indem sie direkt zu Mose und dem Hohepriester in die Stiftshütte gehen und sie schaffen einen Präzedenzfall. Am Ende überdenkt Gott selbst seine Gesetze und gibt den Frauen Recht“, erläutert die Mauenheimer Pfarrerin.
In ihrer Bibelarbeit über die „Schwesternbande“ ging Zimmermann noch einen Schritt weiter: Das Gespräch über die alttestamentarischen Rechtsnormen bot Anlass, auch die heutige Situation zu überdenken: „Wie ist in meiner Familie oder Ehe die Hausarbeit verteilt?“ oder „Wer entscheidet über das Geld?“ waren aktuelle Fragen, die sich aus dem alten Text ergaben. Auch couragierte Frauen der Kirchengeschichte wie Martin Luthers Ehefrau Katharina von Bora oder die Ordensfrau und Kabarettistin Isa Vermehren erwiesen sich als würdige Erbinnen der Töchter Zelofhads. Diese „Frauengeschichten“ der Bibel kommen, so Zimmermann, im Predigtprogramm der Gemeinden viel zu selten vor. Auf die Geschichte der fünf Töchter Zelofhads stieß sie bereits beim Weltgebetstag der Frauen 2004, als die peruanischen Teilnehmerinnen sie als Ausgangspunkt für die Liturgie nahmen.

Netzwerke und Bindungen
Während Zimmermann biblisch blieb, ging es in den übrigen Workshops hinaus ins weltliche Leben: Über Zusammenschlüsse und Netzwerke von Frauen referierten Pastorin Christina Schlarp und Studentenpfarrerin Christiane Neufang; die Leiterin der Evangelischen Beratungsstelle, Dr. Juliane Arnold, behandelte eine der ursprünglichsten Bindungen: „So die Mutter, so die Tochter“ hieß ihr Workshop. Mit Lebens- und Wohnformen im Alter beschäftigte sich ein Workshop unter dem Titel „Ich werde älter – und dann?“ von Erika Rodekirchen und Doris Weide.

Eigenhändig „gefilzt“
Heike Lambert ist eigentlich Anästhesistin, ein Beruf, der viel Fingerspitzengefühl verlangt. Das war im Workshop „Gut gefilzt ist halb gewonnen“ ebenso gefragt: Unter Anleitung der Theologin Uta Walger und der Museumspädagogin Sabine Richarz, gleichzeitig Frauenbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, werkelten die Frauen mit buntgefärbter, gekämmter Wolle. Nachdem sie angefeuchtet und wie Teig verknetet wurde, konnte sie in farbigen Schichten zu Strängen gerollt werden. Diese „Wollwürste“ wurden auseinandergeschnitten und die Scheiben mit den verschiedenen Farbschichten ergeben für sich schon kleine Kunstwerke. Zu Schmuck oder Tischdekoration verarbeitet, konnten Lambert und ihre „Mitfilzerinnen“ die Objekte mit nach Hause nehmen. Der Filz ist sprichwörtlich: Es ist eine der ältesten Arten, Kleidung aus Wolle herzustellen, außerdem ist er beinahe „unkaputtbar“, weil die miteinander verflochtenen und verklebten Wollfasern nicht auseinanderzubringen sind“ weiß Richarz.

Nach diesem intensiven Tag durfte auch ein Abschlussgottesdienst nicht fehlen, der wie immer so bunt und abwechslungsreich wie das Workshopangebot ausfiel: Ob Trommelrhythmen oder ein selbstgefilztes Netz – alle Gruppen steuerten nach Möglichkeit einen Beitrag bei, so dass alle Teilnehmerinnen mit vielen Anregungen für ihren Alltag nach Hause gingen.

Text: Annette v. Czarnowski
Foto(s): Czarnowski