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„Frauen dieser Welt“ eröffnen die neue Reihe „Kultur an Gleis 1“

Mit einem breiten Lächeln, das ihre schwarzen Zahnstümpfe entblößt, schaut Thanh direkt in die Kamera. Die Frau mit zartrosa Kopftuch gehört zur ethnischen Minderheit der Hmong. In ihrem Bergdorf in Vietnam verkauft sie selbst hergestellte Taschen an Touristen und ernährt damit ihre gesamte Familie.

Nonya verkauft Erfrischungsgetränke an einer staubigen Straße in Myanmar. Sie macht gerade Pause, in einem Liegestuhl aus Holz, das Gesicht mit weißer Paste aus Baumrinde, dem „birmanischem Make-up“, eingeschmiert.

Fotografin engagiert sich ehrenamtlich
Die beiden Frauen sind nur zwei von zahlreichen Fotomotiven, die Erika Evers auf ihren vielen Reisen rund um die Welt eingefangen hat. 17 großformatige Fotos zeigt sie jetzt in den Räumen der Bahnhofsmission im Kölner Hauptbahnhof an Gleis 1 E. Die Fotoausstellung „Frauen dieser Welt“ ist Auftakt des neuen Kulturangebotes „Kultur an Gleis 1 – Kunst und Literatur in der Bahnhofsmission“. Die Amateurfotografin engagiert sich seit zehn Jahren ehrenamtlich in der Bahnhofsmission.

Schutz vor unseriösen Angeboten und Mädchenhandel
Auf die besondere Bedeutung der Frauen in der Bahnhofsmission wies die Schirmfrau der neuen Reihe „Kultur an Gleis 1“ Dr. Regina Börschel während der Eröffnungsfeier hin: Sie erinnerte daran, dass Frauen die Bahnhofsmission 1899 in Köln gründeten, um junge Frauen, die vom Land in die Stadt kamen, vor unseriösen Angeboten und Mädchenhandel zu schützen. „Ich freue mich sehr, dass ich die Schirmfrauschaft übernehmen durfte“, betonte Börschel, die nicht nur Mitglied der Bezirksvertretung Innenstadt ist, sondern auch stellvertretende Vorsitzende von „In Via Köln“, dem katholischen Träger der Kölner Bahnhofsmission neben dem Diakonischen Werk Köln und Region. „Die wichtige soziale Arbeit der Bahnhofsmission im Zentrum der Stadt beeindruckt mich immer wieder.“

Anlaufstelle für alle, die Rat, Schutz und Hilfe suchen
Fast 60 Ehrenamtliche sichern, neben den beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, die täglichen Öffnungszeiten von 7 bis 19 Uhr und begleiten alleinreisende Kinder im Zug bei „Kids on Tour“, zum Beispiel auf der Strecke Köln-Hamburg. Allen Reisenden, die Rat, Schutz oder Hilfe benötigen, steht die Bahnhofsmission als erste Anlaufstelle in der Großstadt zur Verfügung. Ältere Menschen und Menschen mit Behinderung erhalten Hilfe beim Umsteigen, Familien mit kleineren Kindern können sich in der Kinderlounge aufhalten, Flüchtlingen wird weitergeholfen, notfalls auch mit Dolmetscher.

Ein neuer Kulturraum wurde geschaffen
Das neue Kulturangebot soll auch Menschen in die Bahnhofsmission locken, die noch nie dort waren. „Während des laufenden Betriebes der Bahnhofsmission können Kunst- und Kulturinteressierte täglich die Ausstellung besuchen und sich gleichzeitig über unsere Arbeit informieren“, sagt Corinna Rindle, Leiterin der Bahnhofsmission. Die Idee zu dem Kulturangebot hatte die „Imagegruppe“, bestehend aus ehrenamtlich Engagierten, die die Arbeit der Bahnhofsmission weiter in die Öffentlichkeit transportieren möchte. „Inspiriert von privaten Interessen bezüglich Kunst und Literatur entstand der Gedanke, einen neuen Kulturraum zu erschaffen.“ Geplant sind weitere Ausstellungen und auch Autorenlesungen. Dass für die erste Ausstellung „Frauen dieser Welt“ eine langjährige Ehrenamtliche verantwortlich ist, freut Rindle besonders.

Frauen aus Südamerika, Asien, Afrika und Europa
Zwischen ihren Einsätzen in der Bahnhofsmission reist die Rentnerin Erika Evers immer noch um die Welt. Ihr Lieblingskontinent ist Südamerika, wo sie während ihrer Berufstätigkeit auch einige Jahre gelebt hat. Die Fotos der Ausstellung stammen aus Südamerika, Asien, Afrika und Europa. Sie zeigen Frauen in verschiedenen Lebenssituationen und in verschiedenen sozialen Verhältnissen. „Die Mehrzahl ist allerdings arm und spiegelt so die heutige Realität für die Frauen auf dieser Welt wieder“, sagt Erika Evers. „Nicht selten haben wir auch hier in der Bahnhofsmission Frauen, zum Teil mit Kindern, die Schutz und Hilfe suchen, oft vor ihren eigenen Ehemännern.“ Dabei seien es eben die Frauen, „die unsere Welt lebensfähig und schöner machen.“ Die Ausstellung zeigt darum solche, die „auch gerne lachen und mutig ihre Lebenssituation meistern.“

Die Öffnungszeiten:
Die Ausstellung „Frauen dieser Welt“ kann bis 31. Dezember 2014 während der Öffnungszeiten der Bahnhofsmission täglich zwischen 7 und 19 Uhr in den Räumen der Bahnhofsmission, im Hauptbahnhof, an Gleis 1 E besucht werden.

Text: Martina Schönhals
Foto(s): Peter Eilers