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Foto-Ausstellung für Kids in Dünnwald ‚zwischen Begegnung und Langeweile‘ beginnt am 1. Mai

Die Fotografien von Michael Müller-Münker, die von 1. Mai bis 11. Juni im Kölner Stadtteil Dünnwald in der evangelischen Tersteegenkirche und der katholischen Kirche Kirche St. Hermann-Joseph zu sehen sind, zeigen Kinder und Jugendliche in der OT Henry`s Hope. Mit der einzigen Vorgabe an die „Kirds“, immer am gleichen Platz zu stehen, entstanden schwarz-weiß Portraits der Kirnder und Jugendlichen, immer vor dem gleichen helle Hintergrund. In kleinen Colorsequenzen spürt Müller-Münker dem Handlungsspielraum des Einzelnen in einem Jugendzentrum nach. Interviews mit den Kids ergänzen die Bilder.  Was macht der Jugendliche im Jugendzentrum, wie wird er begleitet? Ein ungewöhnliches Projekt, ergänzt durch ein umfangreiches Rahmenprogramm der beiden Kirchengemeinden. Wie enstand die Idee dazu? Diese und andere Fragen beantwortet  Michael Müller-Münker in einem Interview, das wir dem Gemeindebrief „Evangelisch in Bodelschwingh und Dünnwald“entnommen haben.


Interview mit dem Fotografen Michael Müller-Münker
In der Fotoausstellung „Zwischen Begegnung und Langeweile“ werden auf 33 schwarz-weiß-, 37 Farb-Bildtafeln und 3 Textfahnen, Kinder und Jugendliche in einem Jugendzentrum vorgestellt. Mit der einzigen Vorgabe, immer am gleichen Platz zu stehen, entstanden Schwarz-weiß-Portraits vor hellem Hintergrund. In kleinen Colorsequenzen spürt Michael Müller-Münker dem Handlungsspielraum des Einzelnen in einem Jugendzentrum nach. Was macht der Jugendliche im Jugendzentrum, wie wird er begleitet? Innerhalb der meisten Sequenzen entsteht für den Betrachter die Illusion von kleinen oder großen Bewegungen.

Wie entstand die Idee zum Projekt? Wie kam es zum Kontakt mit Henry´s Hope?
Die Idee entstand nach dem ersten Kontakt mit Evangelos Pananis, einem der ersten Betreuer in der OT, im April 2003. Wir führten eine lose Unterhaltung über unsere Jobs. Am Ende stand die Neugierde. Jugendarbeit mit Kraftraum, Kletterwand und Boxen. Wie würde das sein? Direkt der erste Besuch hinterließ bei mir Spuren. Die Fahrt in eine abgegrenzte Siedlung, eingebettet in eine idyllische Landschaft, die multikulturell offene Mischung aus Kindern und Jugendlichen. Die ersten Wochen gab es erst einmal gar keine Bilder – einfach nur dasein, beobachten, Kontakt suchen und so weiter.

Was haben Sie in den Jugendlichen entdeckt?
Offene und klare Begegnung, Zustimmung, aber auch Ablehnung – insbesondere für dieses Projekt. Die Aufforderung, ernst genommen werden zu wollen, keinen zu fotografieren, der nicht wirklich ‚ja‘ gesagt hat. Überraschende Inhalte in den Interviews. Kritische Stimmen der Kinder und Jugendlichen zu ihren eigenen Posen in den schwarz-weiß Bildern.

Was hat Sie an den Kindern und Jugendlichen überrascht?
Bei den Kindern die direkte Offenheit und Einladung zum gemeinsamen Spiel. Gerade die türkischen Mädchen wollten mich an den Dingen, die ihnen in der OT wichtig sind teilhaben lassen. Bei den Jugendlichen die klar definierten Grenzen. Die Einforderung zum respektvollen Umgang. Der Hang zum Körperkult bei den Jugendlichen über den Stärke definiert wird.

Begegnung?
Begegnung ist immer möglich. Man muss bereit sein. Den meisten Jugendlichen und Kindern wünsche ich, dass sie vorgelebt bekommen wie man sich selber begegnet, wie Vertrauen und Offenheit entstehen, funktionieren.

Langeweile?
Ein Jugendlicher hat in seinem Interview das Stichwort von der fehlenden Auseinandersetzung des Einzelnen mit sich selber gegeben. Am Ende entsteht schleichend das Warten auf den Impuls von außen. Ein Impuls, der den Anfang von Abhängigkeiten bedeutet, keine eigene Phantasie zulässt. Je näher die Pubertät rückt, desto näher scheint die Langeweile zu rücken.

Vita Michael Müller-Münker
Michael Müller-Münker wurde 1966 in Köln geboren. Ausbildung zum Fotolaboranten 1991, der die Fotografenlehre folgte. 1994/95 Tätigkeit als Portraitfotograf. Bis 2003 beratende Tätigkeiten bei der Sander Digital. Pictures GmbH in Köln. Seit 2004 freiberuflicher Fotograf. Ab 1996 parallel freie Arbeiten, Reportagen und Portraits mit Veröffentlichungen und Ausstellungen.

Ausstellungsorte/Öffnungszeiten
Katholische Kirche St. Hermann-Joseph, von-Diergardt-Str. 40, Dünnwald; 
geöffnet: Sonntags nach der Hl. Messe (11.30 Uhr bis 13.00 Uhr) und

Evangelische Tersteegenkirche, Amselstraße 22, Dünnwald;
geöffnet: Sonntags nach dem Gottesdienst (10.30 Uhr bis 12.30 Uhr)

Programm zur Ausstellung
Montag, 1. Mai
2006, 19.00 Uhr
Kirche St. Hermann-Joseph Eröffnung der Ausstellung
Einführung: Wolfgang Heinen, Fotograf
Statements von Kindern und Jugendlichen

Freitag, 5. Mai 2006, 19.30 Uhr
OT „Henry´s Hope“,
Auguste-Kowalski-Straße 84a „Starke Eltern – starke Kinder“
Vortrag von Paula Honkanen-Schoberth
Wie oft fragen sich Eltern: Bin ich als Mutter, als Vater gut genug? Warum ist manches so mühsam mit Kindern? Soll ich, darf ich, muss ich Grenzen setzen? Aber wie und wann und welche? Diese Fragen rund um das Thema Erziehung gehören in den Elternkurs „Starke Eltern – starke Kinder“. Paula Honkanen-Schoberth hat für den Deutschen Kinderschutzbund dieses Kurskonzept entwickelt.

Dienstag, 16. Mai 2006, 19.30 Uhr
Tersteegenkirche Jugend(arbeit) wohin?
Jugendpolitische Runde mit Vertretern der örtlichen Vereine und Trägern der Jugendhilfe Moderation: Pater Ralf Winterberg

Sonntag, 11. Juni 2006, 10.00 Uhr
Kirche St. Hermann-Joseph Ökumenischer Gottesdienst im Rahmen des Gemeindefestes und Abschluss der Ausstellung
Im Ausstellungszeitraum finden Fotoworkshops für Jugendliche mit dem Fotografen statt.

Text: Ev. Gemeinden Bodelschwingh und Dünnwald
Foto(s): Ev. Gemeinden Bodelschwingh und Dünnwald