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Ältesten Orgeln Kölns stehen in Köln-Rondorf – Förderverein gegründet

Die beiden ältesten Orgeln Kölns befinden sich in der evangelischen Emmanuelkirche in Köln-Rondorf. Dort besteht seit 2020 der „Verein zur Förderung der Orgelmusik in der Ev. Kirchengemeinde Rondorf“.

Im Februar dieses Jahres gründete sich der „Verein zur Förderung der Orgelmusik in der Ev. Kirchengemeinde Rondorf“. Die Eintragung ins Vereinsregister stehe bevor, so der Vorsitzende Roman Michelfelder. Er ist zugleich der Pfarrer der Gemeinde. Auf ihn und den zu seinem Stellvertreter gewählten Organisten Frank Stanzl geht die Idee für das Engagement zurück. Es zielt auf den Erhalt der beiden historischen Orgeln in der 1988 eingeweihten Emmanuelkirche sowie die Förderung der Orgelmusik in der Gemeinde und ihre Vermittlung, insbesondere an Heranwachsende.

Unstreitig handelt es sich bei der 1743 vom Elberfelder Jacob Engelbert Teschemacher erbauten Kabinettorgel und bei dem 1880 vom Wahl-Merseburger Friedrich Gerhardt realisierten Instrument um die ältesten Orgeln in Köln und darüber hinaus. Jedes der Instrumente sei für sich schon bemerkenswert, stellt Michelfelder fest. Überdies gebe es neben der Emmanuelkirche wohl kein zweites Gotteshaus mit einer originalen Barock- und einer originalen romantischen Orgel.

Hintergrund

Dass beide Kunstwerke den Weg in die Rondorfer Kirche fanden, ist Pfarrer Dr. Thomas Hübner zu verdanken. Der musikbegeisterte Vorgänger Michelfelders amtierte über 35 Jahre im Kölner Süden. Auf seine Initiative geht nicht nur die Gründung der in der Evangelischen Kirchengemeinde Rondorf beheimateten Musikschule Papageno zurück. „Ohne ihn, der im richtigen Moment da war und jeweils das Presbyterium von der Möglichkeit überzeugen konnte, die eine wie die andere Orgel für die Emmanuelkirche zu gewinnen, wären wir nicht in dieser wunderbaren Situation“, erinnert Michelfelder.

Die ursprünglich für die Erlöserkirche zu Bad Godesberg gefertigte, später in das dortige Gemeindehaus umgesetzte und 1969 „eingemottete“ Gerhardt-Orgel hat nach denkmalgerechter Generalsanierung durch die Bonner Orgelbauwerkstatt Klais 1990 in Rondorf eine neue Heimat gefunden. Die Teschemacher-Orgel, 1906 von Alexander Schnütgen erworben und seit Anfang der 1920er Jahre im Schnütgen-Museums deponiert, war bis 2004 in Vergessenheit geraten. Dank Hübners Hartnäckigkeit und dem Entgegenkommen der neuen Leitung des städtischen Museums Schnütgen kam 2012 das in Einzelteile zerlegte Instrument als Leihgabe in die Hände der Rondorfer Gemeinde. Vor seiner Indienststellung am 1. Advent 2014 in der Emmanuelkirche wurde es, wiederum von Klais, umfassend renoviert. In beiden Fällen erfolgte die Finanzierung durch Spendengelder.

Spenden

Ohne finanzielle Unterstützung von Privatpersonen und Einrichtungen sei ebenso wenig die fortgesetzte Pflege der beiden Orgeln durch Konzerte und die auf sie abgestimmte Klimatisierung der Emmanuelkirche möglich, nennt Michelfelder einen wesentlichen Anstoß zur Gründung des Vereins. Denn das Land Nordrhein-Westfalen, kritisiert Gründungsmitglied Hübner, sehe „für die denkmalpflegerische Restaurierung und Wiederherstellung von historischen Orgeln sowie die Pflege und Klimatisierung ihres Aufstellungsortes keine staatlichen Zuschüsse“ vor.

Diesem Missstand zu begegnen, haben sich die Gründungsmitglieder auf die Fahne geschrieben. Zu ihnen zählen neben Konzertorganist, Komponist und „Papageno“-Dozent Stanzl der Orgelbauer, Organist und Musikwissenschaftler Dr. Hans-Wolfgang Theobald. Er war Jahrzehnte bei Klais tätig, leitete unter anderem die mit der Arbeit an den beiden Rondorfer Orgeln betraute Restaurierungsabteilung. Zu ihnen zählen ebenfalls der Organist Prof. Johannes Geffert, unter anderem 1997 bis 2015 Leiter der Abteilung Evangelische Kirchenmusik an der Musikhochschule in Köln, Dr. Moritz Woelk, Leiter des Museums Schnütgen, sowie Boleslav Martfeld, Pianist, „Papageno“-Dozent und seit langem Organist an der Emmanuelkirche.

Verein

Der Verein sei kein „musikalisch Eingeweihten“ vorbehaltener Kreis in der Kirchengemeinde, verdeutlicht Michelfelder. Vielmehr wolle er Menschen zusammenführen, die der Gemeinde und der Orgelmusik verbunden seien. „In Rondorf kann man Musik hören, wie sie 1743, 1880, dazwischen und danach gespielt wurde. Der Klang der original restaurierten Instrumente ist das Bedeutsame, er verändert einen“, spricht er von einem besonderen „musikalischen Reiz“ und einer „einmaligen kulturellen Begebenheit Kölns“. Laut Michelfelder wolle man für die beiden Orgeln und die Orgelmusik einen angemessenen, beständigen Rahmen schaffen. Die Pflege auf hohem Niveau und Klimatisierung bedürfe einer sehr großen finanziellen Unterstützung. Zudem sei man motiviert, diese „phantastischen Instrumente“ in der Fachwelt spürbar bekannter zu machen als dies aktuell der Fall sei.

Orgelmusik, erklärt Michelfelder, spreche Hörer*innen seelisch an. Unabhängig von Alter und Herkunft. Deshalb möchte der Verein umfassend Menschen an Orgelmusik heranführen und sie ihnen nahebringen – vom Kindergarten-Kind bis hin zu Seniorin. „Man muss Orgelmusik kennenlernen, hören, erleben“, sehe der Verein eine seiner wesentlichen Aufgaben insbesondere in deren Vermittlung an Kinder und Jugendliche. Aufgrund der Pandemie musste das für November vorgesehene erste Projekt des Vereins mit Jugendlichen verschoben werden. Weitere Projekte seien in Planung, so Michelfelder. „Beide historischen Instrumente werden lebendig genutzt“, betont der Pfarrer. So diene auch das Museumsstück Teschemacher-Orgel dem Unterricht in der Musikschule.

Selbstverständnis der Kirchengemeinde

Für das Selbstverständnis der Gemeinde sei es wichtig, dass die historischen Instrumente nicht nur in Konzert und Unterricht zum Einsatz kämen, sondern auch in Gottesdiensten. Entsprechend werde regelmäßig auf beiden gespielt. Es komme beispielsweise vor, dass derselbe Choral mit der jeweils eigenen Anlage und Disposition der zwei Orgeln interpretiert werde. Begeisternd sei es, schwärmt Michelfelder, Klänge sozusagen aus zwei verschiedenen Epochen in direkter Folge zu erleben. Übrigens, betont der Pfarrer, stelle es für jeden Organisten eine riesige Herausforderung dar, im Gottesdienst oder Konzert zwischen den beiden Kunstwerken zu wechseln. Denn die Teschemacher-Orgel verfüge unter anderem über engere Tasten und ein spezielles Pedal.

Weitere Informationen finden Sie unter www.orgelmusik-rondorf.de

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich