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Flüchtlinge sind nicht das Problem, sondern ihre Unterbringung – eine Internetzeitung bezieht Position

Kozmopolit ist eine Internetzeitschrift der ganz besonderen Art: Sie „erscheint“ auf deutsch und türkisch und will nach eigenen Angaben „die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in der Welt, auf der Grundlage von Dokumenten, Analysen und Kommentaren aus verschiedenen Aspekten untersuchen und veröffentlichen“.

In ihrer derzeit im Netz stehenden Ausgabe gibt es einen – mit Blick auf Kön – interessanten Aufsatz von Klaus Jünschke. Jünschke ist Sozialwissenschaftler und Vorstandsmitglied des Kölner Appells gegen Rassismus, und er schreibt in der Online-Zeitschrift in einem Aufsatz mit dem Titel „Flüchtlinge sind nicht das Problem, sondern ihre Unterbringung“ über die Verhältnisse von Flüchtlingen, speziell in Köln, speziell über Kinder von Flüchtlingen, in Lagern, beispielsweise Kinder aus Roma-Familien.
Sein Aufsatz, ein Vorabdruck aus: „Wolf-Dietrich Bukow, Klaus Jünschke, Susanne Spindler, Ugur Tekin: Ausgegrenzt, eingesperrt und abgeschoben. Migration und Jugendkriminalität. Verlag Leske und Budrich, Opladen 2002“, ist sehr fundiert – und nicht gerade kurz. Darum hier nur einige seiner Gedanken und Statements: „Nicht nur für Kinder, die schon traumatisiert ankommen, sei das Leben in diesen Heimen höchst problematisch – auch bei den Kindern, die sozusagen gesund bei der Ankunft sind, entstehen „mit der Zeit durch das Leben im Heim Störungen.“

Weiter berichtet er: „Die CDU/FDP-Stadtregierung des Jahres 2002 hat diese Haltung weiter radikalisiert. In den Worten Sonja Pyros vom Interkulturellen Dienst in Ehrenfeld: ‚Im neu errichteten Flüchtlingscontainerlager besucht kein Kind mehr die Schule (keine Schulpflicht für Flüchtlingskinder in NRW), wird der Kontakt zur Aussenwelt z.B. beim Einkaufen unterbunden durch Gemeinschaftsverpflegung (die aber gestrichen wird bei Verstößen gegen Sozialhilfebestimmungen), sind ein überwiegender Anteil der Kinder massiv auffällig, ohne dass Jugendhilfe geleistet wird (u.a. weil auch hier keine Anspruchsberechtigung vorliegt) und es gibt nicht die geringste Hoffnung und Perspektive für die dort lebenden Familien.‘

Jünschkes Fazit: „Allen, die sich näher auf die Wirklichkeit des Lebens in den Flüchtlingsheimen einlassen, ist klar, dass diese ‚Heime‘ unsozial sind, einige schlicht menschenunwürdig. Gerade in den Fällen, wo Menschen unter so einem „Dauerprovisorium“ vier oder fünf Jahr oder in Einzelfällen noch länger leben müssen, kann insbesondere für die Kinder und Jugendlichen nicht mehr von der Möglichkeit zur Entwicklung einer Lebensperspektive gesprochen werden.“

Text: Al-Mana
Foto(s): Kozmopolit