Fledermausfreundlich: Bereits in drei Wohnanlagen der Antoniter Siedlungsgesellschaft im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region (ASG) hat das Garten- und Baumpflegeteam der Grube & Räther GmbH (G&R, ein Tochterunternehmen der Gesellschaft) mit sogenannten „Renaturierungsflächen“ einen Beitrag zum Klima- und Artenschutz geleistet. Es wurden mehrere Fledermauskästen installiert. Nun hat der Naturschutzbund (NABU) die ASG und die G&R im frisch bepflanzten Innenhof in der Grembergerstraße im Kölner Stadtteil Humboldt-Gremberg mit Plaketten für „Fledermausfreundliche Häuser“ ausgezeichnet.
Sven Berkowicz, Teamleiter des Baum- und Gartenpflegeteams, hat mit dem Pflanzen von Bäumen und Sträuchern und der Einsaat von Wildblumen sowie dem Errichten von Wasserstellen und Totholzpoltern in den Grünflächen der Wohnanlagen Lebensraum für Insekten und andere Tiere geschaffen. Auch Bienenstöcke gibt es in den grünen Oasen. Mit dem Anbringen von jeweils zwei Fledermauskästen an den Hausfassaden und in den Bäumen sollen auch die vom Aussterben bedrohten Fledermäuse neuen Lebensraum finden.
Mehrere Fledermauskästen
Berkowicz freut sich über den so erzielten Doppeleffekt: „Durch die Blumen und Bäume wird auch ein Klima für Fledermäuse geschaffen, denn die Insekten sind gleichzeitig Futter für Fledermäuse und die Bienen sorgen für die Befruchtung von Pflanzen.“
Jana Romero und Dr. Horst Bertram vom NABU zeigten sich bei der Übergabe der Plaketten begeistert von dem Gesamtprojekt. „Fledermäuse reagieren auf ihr Mikroklima. Deshalb ist es toll, dass gleich mehrere Kästen angebracht wurden“, sagte Romero. Kleingruppen wechseln in sogenannten Quartierverbundsystem zeitweise unter bestimmten Bedingungen ihre Behausung. Aus diesem Grund können auch neu geschaffene Quartiere von den Tieren entdeckt werden, erklärte sie. Mit einem Fledermausdetektor will sie in ein paar Monaten wiederkommen, um festzustellen, welche Arten sich bis dahin angesiedelt haben.
Fledermäuse finden immer weniger Lebensräume
„Ich dachte immer, ich beschäftige mich mit Wohnungen für Menschen und nicht für Fledermäuse“, sagte ASG-Geschäftsführer Guido Stephan. Ihm sei bisher nicht bewusst gewesen, wie schlecht es um diese Tierart steht. Denn, so erfuhr er, die nachtaktiven Flugakrobaten seien stark gefährdet. Seit den 1950er Jahren sind die Fledermausbestandszahlen in Deutschland dramatisch eingebrochen. Heute sind alle 25 heimischen Fledermausarten gefährdet. Nicht nur ihre Nahrungsgrundlagen schwinden, sie finden auch immer weniger Lebensräume. Der NABU setzt sich deswegen dafür ein, die Fledermäuse in Deutschland zu schützen.
Sven Berkowicz ist es ein wichtiges Anliegen, die Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnanlagen „mitzunehmen“, denn gerade Fledermäuse seien bei Menschen oft – nicht zuletzt aufgrund der Vermutung, dass sie Auslöser der Covid 19-Pandemie waren – mit Angst behaftet. „Bis jetzt waren alle von der Umsetzung meines Projektes sehr begeistert“, stellte er fest. „Wir hoffen, das hat Signalwirkung und findet viele Nachahmer“, so Stephan. Die ASG und G&R planen jedenfalls auch in weiteren Wohnanlagen mit solchen geschützten Naturflächen neuen Lebensraum für Insekten und Fledermäuse zu schaffen.
Foto(s): Susanne Hermanns