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Filme über Macht, Regeln und Selbstbestimmung: Mehrgenerationenhaus Bergisch Gladbach koordiniert Filmfestival „ueberMacht“

„Es ist wichtig, sich um die Gesellschaft Gedanken zu machen, um die Zukunft mitgestalten zu können“, sagte Rollstuhlsprinter Marc Schuh während der Premierenfeier zur Eröffnung des bundesweiten Filmfestivals „ueber Macht“ im Viktoria-Kinocenter Bergisch Gladbach.
Der junge Sportler ist einer von drei prominenten Schirmherren, die Janine Beier für das Festival gewinnen konnte. Als Leiterin des Mehrgenerationenhauses von Diakonischem Werk Köln und Region und der evangelischen Kirchengemeinde vor Ort ist es Beier gelungen, die gesellschaftskritische Filmreihe zum ersten Mal nach Bergisch Gladbach zu holen. Schirmherren sind, neben Olympia-Teilnehmer Schuh, die vielfach ehrenamtlich engagierte Barbara Brauner und der Schauspieler und Musiker Hans-Martin Stier, der sich selbst einen „Liebhaber von Dokumentationsfilmen“ nennt.
Das Festival-Konzept, das in mehr als 100 Städten zum Einsatz kommt, haben „Die Gesellschafter“ – eine Initiative der „Aktion Mensch“ – entwickelt. „In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?“ lautet daher auch die zentrale Frage der Filme über Macht, Regeln und Selbstbestimmung. Aus insgesamt 13 Filmen hat das Festival-Team rund um das Mehrgenerationenhaus in Bergisch Gladbach sieben ausgewählt, die bis zum 1. Oktober im Viktoria-Kinocenter gezeigt werden.

Betroffenen Mut machen, sich Hilfe hier vor Ort zu suchen
Den Auftakt machten am Premierenabend „Die dünnen Mädchen“ von Maria Teresa Camoglio. Hier kämpfen acht junge Frauen gegen ihre Essstörungen an. „Der Film zeigt verschiedene Gründe auf, die zur Magersucht führen, aber auch Wege, wieder heraus zu finden“, fasst Ute Faßbender von der katholischen Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder zusammen. „Er zeigt, wie gerade junge Frauen am Idealbild der Frau, die scheinbar alles können muss, scheitern“, ergänzt ihre Kollegin Susanne Hucklenbroich-Ley von der Evangelischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Bensberg. „Der Film soll Betroffenen Mut machen, sich Hilfe hier vor Ort zu suchen“, wünscht sich Martina Buellesbach von der Frauenberatungsstelle „Frauen helfen Frauen e.V.“. Die drei Expertinnen für Essstörungen sind an diesem Abend Film-Partnerinen: Nach der Vorführung stehen sie für Fragen und Diskussion zur Verfügung. Dies ist Teil des Festival-Konzepts, bei dem nach jedem Film zum Gespräch eingeladen wird.

Diskussion und Information nach jedem Film
Insgesamt 30 Partnerorganisationen konnte Koordinatorin Janine Beier für das Festival gewinnen. Dazu zählen die Polizei, Amnesty International und der BUND. „Ich bin froh, dass wir angesprochen wurden“, sagt Karin Stagge vom BUND im Rheinisch-Bergischen Kreis. „Ein Aufrütteln“ erhofft sie sich von dem Umwelt-Film „Monsato – mit Gift und Genen“, der am Mittwoch, 30. September, 19.30 Uhr, im Viktoria Kino gezeigt wird. Der Film, der über gentechnisch veränderte Lebensmittel informiert, entlarve „eine menschenverachtende Firmenphilosophie“. Einige „ueberMacht“-Filme, die sich vor allem auch für Schulklassen eignen, setzen sich mit der Rolle junger Leute auseinander: In „Faustrecht“ geht es um jugendliche Gewalttäter, „Streik(t)raum“ zeigt französische Studenten bei ihren Streikvorbereitungen und „Zuoz – Schule der Eliten“ beschäftigt sich mit einem Schweizer Elite-Internat. Bei anderen Filme stehen Frauenschicksale im Mittelpunkt: „Die Schuld, eine Frau zu sein“ erzählt von der Pakistanerin Mukhtar Mai, die für ein angebliches Vergehen ihres Bruders von den Männern eines Nachbarclans vergewaltigt wird. Den Abschluss des Festivals bildet am Donnerstag, 1. Oktober, 19.30 Uhr, „Ihr Name ist Sabine“, ein Film über zwei Schwestern, von denen die eine Autistin und die andere ein Kino-Star ist. Besondere Vorführtermine gibt es nach Vereinbarung am Vormittag für Schulklassen.

Weitere Informationen unter www.ueber-macht.de

Text: Martina Schönhals
Foto(s): Helga Niekammer