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„Ferne Schwestern“ im „Zeit für dich“-Gottesdienst über Frauen der Reformation

Mit einer historischen Begegnung begann der Gottesdienst „Zeit für Dich“ in der Buchforster Auferstehungskirche: Anna Zwingli, Katharina Lutherin, geborene von Bora, und Idelette Calvin trafen sich und sprachen – über (ihre) Männer.

Natürlich blieb diese Begegnung rein fiktiv, und die Ehefrauen der Reformatoren wurden von Mitgliedern des Gottesdienst-Teams dargestellt. „In echt“ waren sich wohl Martin Luther und Ulrich Zwingli beim Abendmahlsstreit in Marburg begegnet, aber ein „Live-Treffen“ aller drei Reformatoren gab es nicht – erst recht nicht unter ihren Ehefrauen.

Managerinnen im Hintergrund
Christine Winterhoff alias Anna Zwingli, Anja Mehren alias Idelette Calvin und Anja Glinka alias Katharina Lutherin enthüllten über ihre Figuren vor allem eine Gemeinsamkeit: Sie waren die Managerinnen im Hintergrund ihrer Männer. Luthers briefliche Anreden wie „Herr Käthe“ und „meiner freundlichen lieben Hausfrau Katharina Luther von Bora, Predigerin, Brauerin, Gärtnerin und was sie mehr sein kann“ sind geflügelte Worte der Protestanten. Anna Zwingli lebte mit ihrem Ulrich bereits in geheimer Ehe und war schwanger, als Zwingli endlich vom Zölibat befreit wurde.

Bis heute im Evangelischen Gesangbuch
Die Inspiration für den Predigttext bezog Pfarrerin Claudia Posche allerdings von einer Frau, deren Name wirklich nur Experten etwas sagt: Elisabeth Cruciger (um 1500 bis 1535), geborene Elisabeth von Meseritz, verheiratet mit dem Reformator Caspar Cruciger (1504 bis 1548). Zumindest in ihren Träumen wagt sie etwas, wovon Frauen damals kaum zu träumen wagten: Überliefert ist ihr Traum, selbst in einer Kirche zu predigen. Ihr Gatte interpretierte dies um auf ihre Lieder: Als Textdichterin von „Herr Christ, der einig Gottes Sohn“ (1524) ist sie bis heute im Evangelischen Gesangbuch zu finden.

„Macht und Hoheit sind ihr Gewand“
Die reformatorischen Prinzipien „Sola fide“ – allein durch den Glauben, „Solus Christus“ – allein durch Jesus, und „Sola gratia“ – allein durch die Gnade fand Posche in Crucigers Text in poetischen Worten wieder. Dass unterschiedliche Zeiten unterschiedliche Worte finden, ergänzte auch eine Gegenüberstellung der Übersetzungen der Sprüche Salomo, Kapitel 31, die ein Mitglied des Gottesdienst-Teams vortrug: Heißt es in Martin Luthers Übersetzung „Ihr Schmuck ist, dass sie reinlich und fleißig ist, und sie wird hernach lachen“, so klingt die „Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache“ anders: „Macht und Hoheit sind ihr Gewand“.
Bei den Besuchern, darunter auch einige Männer, kam auch dieser Gottesdienst aus der Reihe „Zeit für Dich“, gut an. Die Alternative zur Frontalpredigt lobte Margot Otten aus Buchforst. Das Anspiel mit den drei historischen Frauenfiguren gefiel auch der Besucherin Gisela Salm.

Superintendentin Vogel im nächsten Gottesdienst
Der nächste Gottesdienst aus der Reihe „Zeit für Dich“ findet am Sonntag, 12. April, 18 Uhr, mit Superintendentin Andrea Vogel in der Auferstehungskirche statt. Die weiteren Gottesdienste werden jeweils am zweiten Sonntag im Monat gefeiert.

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Claudia Posche bietet Vorträge zum Thema „Frauen der Reformation“ an. Hier erfahren Sie mehr.

Text: Annette von Czarnowski
Foto(s): Annette von Czarnowski