You are currently viewing Feier des Abendmahles in der Evangelischen Kirche
Pfarrer Dr. Bernhard Seiger - Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd

Feier des Abendmahles in der Evangelischen Kirche

Superintendent Dr. Bernhard Seiger weist Äußerungen über die Praxis des Abendmahles in der evangelischen Kirche zurück. „In den letzten Wochen war das Thema der ökumenischen Diskussion der Umgang mit katholisch-evangelischen Paaren beim Wunsch des gemeinsamen Eucharistieempfangs. Die evangelische Kirche hat sich in offiziellen Statements bisher zurückgehalten, weil sie die innerkatholische Debatte zu dem Thema achtet und die offiziell geltende Lehrmeinung kennt. Nun ist offenbar durch Kardinal Rainer Woelki ein neues Thema eröffnet worden: Das Selbstverständnis des evangelischen Abendmahles, so geäußert beim Diözesanrat im Erzbistum Köln. Er fragt: ‚Machen Sie mal die Probe aufs Exempel: In wie vielen Ihrer evangelischen Schwestergemeinden wird denn das Abendmahl gefeiert?‘ (Kölner Stadt-Anzeiger vom 4.6.2018). Dies unterstellt, die evangelischen Gemeinden würden das Abendmahl nicht feiern. Dies gilt es klarzustellen“, schreibt Pfarrer Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd in einer Stellungnahme.

Superintendent Dr. Bernhard Seiger stellt weiter fest: „Das Abendmahl wird in der evangelischen Kirche in verantwortungsvoller Weise und regelmäßig gefeiert. Es unterliegt der liturgischen Ordnung, wie sie in der Agende unserer Kirche festgelegt ist. Einladender ist Jesus Christus, und wir vergegenwärtigen uns seiner Gegenwart und feiern dankbar die Versöhnung, die im stellvertretenden Tod Jesu Christi am Kreuz geschehen ist. Die Gemeinden feiern das Abendmahl so, dass die Einsetzungsworte Jesu Christi gesprochen und Brot und Wein ausgeteilt werden. Im Übrigen ist in der Lebensordnung der rheinischen Landeskirche festgelegt, dass das „Heilige Abendmahl an jeder Predigtstätte nach Möglichkeit mindestens einmal im Monat gefeiert werden soll.“ Tatsache ist, dass in der Regel nicht an jedem Sonntag das Abendmahl gefeiert wird, sondern monatlich und in vielen Gemeinden mit wachsender Beteiligung. Die monatliche Feier wird von vielen als Zeichen für den besonderen Stellenwert des Sakramentes erlebt. Offenbar ist es nötig, dies bekannt zu machen, damit nicht der Eindruck entsteht, das Abendmahl habe für die Kirchen der Reformation keine zentrale liturgische Bedeutung.“

„Solche Behauptungen müssen wir zurückweisen“, führt Dr. Seiger in seiner Erklärung aus. „Ich kann für den Kirchenkreis Köln-Süd mit seinen 16 Gemeinden im Kölner Stadtgebiet und im südlichen Rhein-Erft-Kreis sprechen. In allen wird in der beschriebenen Weise das Sakrament am Tisch des Herrn geachtet und gefeiert, und soweit ich weiß auch in allen anderen Gemeinden der Region. Die zitierte Unterstellung, so sie denn so tatsächlich formuliert wurde, verletzt die „Praxis Pietatis“ und das Empfinden derer, die hier zum Abendmahl gehen. Es würde dem Vertrauen zwischen den Kirchen dienen, wenn nicht ein falscher Zungenschlag in die Darstellung der Schwesterkirche hineingeriete und der Bischof des Bistums dies klarstellen würde. Ich habe als ein Gemeindepfarrer, der die Ökumene liebt und sich nichts anderes vorstellen kann, als die Zukunft der Kirche ökumenisch zu denken und danach zu handeln, bisher darauf geachtet, das Sakramentsverständnis der römischen Kirche zu achten und werde das auch weiter tun. Aber es ist auch klar, dass wir uns Öffnungen zur gemeinsamen Mahlfeier wünschen und keine Angst davor haben, im Gegenteil. Es geht aber unter Geschwistern nicht an, dass die Praxis der anderen Kirchen falsch dargestellt wird. Im Übrigen erinnere ich daran, dass nach dem Verständnis der evangelischen Kirche bei uns Mitglieder anderer christlicher Kirchen zum Abendmahl eingeladen sind, weil Christus an seinem Tisch Gastfreundschaft gewährt und Trost spendet. Uns „gehört“ das Abendmahl nicht, sondern es ist seine immer neue Gabe an uns. Christus stiftet Weggemeinschaft unter Glaubenden und Suchenden, wie er es in seinem ganzen Leben und seiner Hingabe am Kreuz getan hat.“

Pfarrer Dr. Bernhard Seiger ist Superintendent im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Süd. Dieser umfasst insgesamt 16 Gemeinden: Brüggen/Erft, Brühl, Frechen, Horrem, Friedenskirchengemeinde Erftstadt, Hürth, Kerpen, Köln-Bayenthal, Philippus-Kirchengemeinde Köln-Raderthal, Köln-Rodenkirchen, Köln-Zollstock, Lechenich, Rondorf, Sindorf, Sürth-Weiß und Wesseling. Hier leben etwa 66.500 Gemeindeglieder.

Text: Dr. Bernhard Seiger
Foto(s): Schulzki