Zeitsprung ins Jahr 2080: Südeuropäische Kleinbauerngenossenschaften haben sich erfolgreich auf den Anbau von Kaffee und Tee spezialisiert, nachdem gravierende Klimaverschiebungen für die Landwirtschaft fundamentale Umwälzungen brachten. Die neuen Supermächte Brasilien, China und Indien reagieren auf die fortschreitende Versteppung ihrer Anbaugebiete mit dem Einsatz von genmanipulierten, trockenheitsresistenten Sorten und drängen mit Dumpingpreisen auf den europäischen Markt. Eine machtvolle Großdemonstration südeuropäischer Kleinbauern rollt gen Brüssel, um die Einhaltung des EG-Reinheitsgebotes und faire Handelsbedingungen einzufordern …
Genug der Zukunftsspekulation. Aber eine größere Nähe zu den Betroffenen macht deutlich, dass Fairness in Handel und Konsum kein Luxus ist. Wenn für das Entstehen einer Ware nicht nur Maschinen, sondern Menschen und ihr Lebensraum ausgebeutet werden, dann ist Geiz nicht geil, sondern einfach nur blöd und selbstzerstörerisch. Bei Lebensmitteln kommt hinzu, dass der Konsum durch den Magen geht und daher (auch langfristig) bekömmlich sein sollte. Tatsache ist eben, dass faire, umwelt- und menschengerechte Produktion auch einen fairen Preis kostet.
Beispiel Kaffee
Am Beispiel Kaffee lassen sich die Alternativen gut aufzeigen: Sie bevorzugen eine Massenmarke zu 3,49 EUR pro 500 g? (Na klar, im Sonderangebot bereits ab 2,19 EUR).
Beim Produzenten verbleiben davon höchstens 6%. Verständlich, wenn Sie lieber nicht so genau wissen wollen, wie damit der Lebensunterhalt von Kleinbauern und die Pflege der Anbauflächen ohne massiven Pestizideinsatz zu finanzieren sein soll, weshalb die Gewinne größtenteils bei Rohstoffspekulanten, multinationalen Konzernen und der nachfolgenden Vermarktung anfallen, dass minderwertige Qualitäten, die vor einigen Jahren noch als nicht verarbeitbar vernichtet werden mussten, dank technischer Fortschritte jetzt mit dabei sind.
Und das Nichtwissen ist gut so, denn Ihre Tasse Kaffee zu 4 Cent soll Ihnen ja schmecken.
Sie bevorzugen einen fair gehandelten Kaffee aus biologischem Anbau zu 3,50 EUR pro 250 g?
Richtig, das ist doppelt so teuer, aber beim Produzenten verbleibt mehr als das Dreifache der Erlöse aus dem Massenmarkt! Nur so wird für Kleinbauern ökologisch nachhaltiger Anbau und sozialer Fortschritt möglich. Der anschließende direkte Handelsweg gibt keinen Raum für Spekulanten, wohl aber für die schonende Weiterverarbeitung in Spezialbetrieben. Ihre Tasse Kaffee zu 8 Cent können Sie in dem Bewusstsein genießen, sich in jeder Hinsicht ein Spitzenprodukt zu gönnen.
Gut statt viel oder viel statt gut?
Es bleibt der Einwurf mancher Mitmenschen: „Hauptsache schwarz und munter machend, Hauptsache viel und billig!“ Wer so argumentiert, sollte überlegen, ob „gut statt viel“ nicht besser zum eigenen Wertgefühl passt als „viel statt gut“. Denn: Sie sind ja schließlich nicht irgendwer, also sollten Sie auch nicht irgendwas trinken!
Praktische Hilfe
Wenn Sie noch eins draufsetzen wollen, können Sie beim fairen Verkaufen mithelfen. Die Regional- und Städtecafés der ‚Rheinischen Affaire‘ haben dafür ein überzeugendes Konzept.
Mehr dazu auf der Internet-Seite des Autors dieses Beitrags: Hanno Sparbier-Conradus betreibt auch die Seite „Nur eine Welt für alle„. Neben vielen Tipps und Informationen rund um Nachhaltigkeit, „Anders besser leben“, „Kirche und Umwelt“ und vielem mehr (beispielsweise der Möglichkeit, selbst eine Meldung zu verfassen) finden Sie hier das Konzept der ‚Rheinischen Affaire‘ – für die zum Beispiel auch der Kabarrettist Jürgen Becker Werbung macht – siehe Foto.
Foto(s): Ohlig, Kölnische Rundschau