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Evangelisches Kinder- und Jugendzentrum „kömp!“ in Frechen-Königsdorf schließt

„Für uns ist der Abriss des 'kömp!' gar nicht so ein großer Schock, wir sehen das eher als Chance. Denn es geht ja positiv weiter“, kommentierte Jasmina Weinmann, Leiterin des Kinder- und Jugendzentrums „kömp!“ in Frechen-Königsdorf, den für 2015 geplanten Abriss der Einrichtung.

„Eine Sanierung des Gebäudes wäre zu teuer geworden. Aber wir arbeiten mit einem neuen Konzept an vielen verschiedenen Orten weiter“, berichtete Weinmann. Dieses Konzept stellte sie jetzt im Gemeindehauskeller der Evangelischen Kirchengemeinde Weiden, Bezirk Königsdorf, Politikern, Eltern, Gemeindegliedern und Interessierten vor.

Arbeit künftig an verschiedenen Orten
Der Gemeindehauskeller soll zukünftig als Kinder- und Jugendraum genutzt werden. Noch ist er nicht eingerichtet und Plakate weisen darauf hin, wo mal welches Möbelstück stehen soll. Ein Stadtplan von Königsdorf zeigt zudem, wo es in Zukunft überall Kinder- und Jugendarbeit der neuen Einrichtung geben wird. Denn die Arbeit solle bald nicht mehr nur an einem Ort stattfinden, sagte Weinmann, sondern es werde zielgruppen- und stadtteilorientierte Angebote an verschiedenen Plätzen geben. „Wir wollen uns breiter aufstellen und mit den Leuten, die schon vor Ort sind, zusammenarbeiten. Zum Beispiel werden wir mit den ‚Zugvögeln’, einem örtlichen Verein, der den Karnevalsumzug plant und umsetzt, zusammen im Karnevalszug mitgehen. Aber auch mit der Grundschule wollen wir weiterhin kooperieren und im Betreuungsbereich Arbeitsgruppen anbieten.“

Ohne Partizipation geht’s nicht
Eine weitere Säule werde die sogenannte „aufsuchende Arbeit“ sein. Je nachdem, wo Probleme und Bedürfnisse auftreten, werde man vor Ort sein, so Weinmann. „Wenn sich zum Beispiel Eltern beschweren, dass Jugendliche jeden Abend auf dem Schulhof feiern und Krach machen, dann gehen wir da hin und überlegen zusammen mit den Jugendlichen, welche Lösungen es geben kann, damit sie trotzdem feiern können, ohne dass jemand sich daran stört.“ Es sei ganz wichtig, die Jugendlichen bei Entscheidungen mit einzubeziehen. „Ohne Partizipation erreichen wir nichts!“, so Weinmann.

Neue Synergieeffekte im bunten Gemeindehaus
Aber natürlich soll auch die Arbeit im neuen Kinder- und Jugendkeller ein wichtiger Schwerpunkt werden. „Wir freuen uns, wenn das hier ein buntes Gemeindehaus wird, wenn es hier so richtig brummt und viele Generationen unter einem Dach zusammenkommen!“ Weinmann erhofft sich Synergieeffekte – zum Beispiel, indem Kinder des gemeindlichen Kinderchors auch die Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit im selben Haus wahrnehmen und daran teilnehmen.

Neuer Name steht für Präsenz
Das neue Konzept sei aus Ergebnissen einer Studie entstanden, die die „Forschungsstelle für sozialraumorientierte Praxisforschung und Entwicklung“ der Fachhochschule Düsseldorf in Frechen durchführte. Man begleitete alle offenen Einrichtungen für Kinder- und Jugendliche und untersuchte mit unterschiedlichen Methoden die Situation der Heranwachsenden. Hauptamtlich Mitarbeitende der insgesamt sechs offenen Treffs in Frechen nahmen begleitend dazu an Workshops teil, in denen sich einzelne Einrichtungen vorstellten. Die Ergebnisse der Studie zeigten, welche Erwartungen es an Kinder- und Jugendarbeit in verschiedenen Sozialräumen gibt. Das habe das „kömp!“ zum Anlass genommen, sich mit der eigenen Arbeit auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken, wie man offene Kinder- und Jugendarbeit so gestalten kann, dass sie zeitgemäß ist, erklärte Weinmann. Es werde mit dem neuen Konzept natürlich auch einen neuen Namen geben: „Zukünftig heißen wir ‚Offene Kinder- und Jugendarbeit Königsdorf’ – kurz OKJA. Der Name ‚kömp!’ stand für ‚Königsdorfer meeting point’. Wir wollen mit dem neuen Namen deutlich machen, dass wir nicht mehr nur an ein Jugendzentrum gebunden sind, sondern im ganzen Ort präsent sein werden.“

Gemeinde Königsdorf unterstützt die Arbeit
Die Evangelische Kirchengemeinde in Königsdorf, die Träger des OKJA sein wird, habe der Neukonzeptionierung von Anfang an sehr aufgeschlossen gegenübergestanden und jegliche Unterstützung geboten, so Weinmann. Überwiegend werde die Arbeit durch die Stadt finanziert, aber ohne eine Gemeinde als Träger würde die Arbeit sicher nicht funktionieren, weiß sie. Ab dem 1. Januar 2015 werde die Einrichtung in Folge der Umstrukturierungen der Evangelischen Kirchengemeinde Weiden zur Evangelischen Christusgemeinde Brauweiler-Königsdorf gehören.
Auf die personelle Besetzung hat das neue Konzept keinen Einfluss. Neben Jasmina Weinmann, die weiterhin die Leitung der Einrichtung mit einer vollen Stelle inne haben wird, wird Anja Holtkamp-Umbach mit einer 50-Prozent-Stelle ebenfalls weiterhin mitarbeiten. „Wir profitieren davon, dass Frau Holtkamp-Umbach zurzeit mit weiteren 25 Prozent in der Gemeinde arbeitet und mit nochmals 25 Prozent in der Schulsozialarbeit. So können wir gut miteinander kooperien und uns vernetzen“, freute sich Weinmann.

Abschied bei Lagerfeuer und Stockbrot
Während Jasmina Weinmann in den neuen Räumen über die neue Arbeit des OKJA berichtete, feierten auf der anderen Straßenseite auf dem Gelände des „kömp!“ Kinder und Jugendliche mit Eltern, Politikern, Gemeindegliedern und ehemaligen „kömp!“-Nutzern und -Nutzerinnen bei schönstem Sonnenschein ein Abschiedsfest mit Lagerfeuer und Stockbrot. Von Abschiedsstimmung war allerdings kaum etwas zu spüren. Im Gegenteil: Den insgesamt rund 80 Besuchern und Besucherinnen war anzumerken, dass man sich auf die neue Arbeit der Einrichtung freut. Der Blick war klar nach vorne gerichtet. Das zeigte sich auch daran, dass die Kinder an einem zentralen, bunten Basteltisch alle alten Materialien, die es noch im „kömp!“ gab, „verbastelten“, wie Weinmann es lachend nannte. Und auf einem Flohmarkt wurde gegen eine Spende alles aus der alten Einrichtung angeboten, was nicht mehr gebraucht wird. „Die Spenden fließen natürlich in die neue Arbeit der OKJA!“, erklärte lachend die „alte“ und „neue“ Leiterin.

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Susanne Hermanns