Das evangelische Gemeindezentrum in Friesheim ist nun Geschichte. In einem bewegenden Abendmahlsgottesdienst nahmen die Gläubigen Abschied von ihrer Kirche, die 1983 eingeweiht wurde. Pfarrerin Friederike Schädlich leitete den Entwidmungsakt.
Abschied von der Kirche
Als erste trug ein Gemeindeglied die Osterkerze ins Freie. „Sie ist für uns das Licht und das Symbol dafür, dass Jesus Christus den Tod besiegt hat. Bleib bei uns, Gott, und begleite unseren Weg“, wiederholte Schädlich während der Zeremonie, in der viele liturgische Gegenstände aus der Kirche getragen wurden.
Anschließend wurde das Taufbecken, in dem viele Gemeindeglieder auf den Namen Gottes getauft wurden, aus der Kirche gebracht. Darauf folgte das Kreuz, „das Zeichen Jesu Christi, der uns Orientierung gegeben hat“. Am Lesepult wurde das Wort Gottes verkündet und das Abendmahl gefeiert. Alle liturgischen Gegenstände wurden in einen kleinen Kleintransporter geladen.
Im Anschluss traf sich die Gemeinde zum Kirchenkaffee, bevor das Zentrum offiziell geschlossen wurde. Ab sofort wird es nicht mehr für religiöse Zwecke genutzt und hat somit seine Funktion als Ort für Gottesdienste verloren.
Predigt und Rückblick
In ihrer Predigt hatte Pfarrerin Schädlich zuvor Abschied vom Gemeindezentrum genommen. Das Thema war die Begegnung Jakobs mit Gott: „Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst, und bringe dich zurück in dieses Land. Denn ich verlasse dich nicht, bis ich vollbringe, was ich dir versprochen habe.“
Schädlich erinnerte an die Gottesdienste, Musikabende und Bibelabende sowie an die vielfältige Nutzung des Zentrums in den vergangenen 41 Jahren.
Entscheidung zur Schließung
Schon vor einigen Jahren wurde die Gemeinde bei der Visitation gebeten, den Gebäudebestand in den Blick zu nehmen. In Folge dessen und mit dem anstehenden Ruhestand von Pfarrerin Sabine Pankoke im nächsten Jahr arbeitete das Presbyterium unter dem Stichwort ‚Agenda 2025‘ an der Zukunft der Gemeinde. Hierbei zeichnete sich ab, dass mit nur einer verbleibenden Pfarrstelle die Gemeindearbeit umstrukturiert werden musste.
Am 31. August 2021 beschloss das Presbyterium die Schließung des Gemeindezentrums in Friesheim. Der Gebäudebestand wurde ebenfalls auf den Prüfstand gestellt. Die sinkenden Gottesdienstbesucherzahlen und die geringe Auslastung des Zentrums spielten hierbei eine Rolle. Hinzu kam der Beschluss der Landessynode, bis 2035 alle evangelischen Gebäude treibhausgasneutral zu betreiben. Diese Punkte bestärkten den Entschluss, das Zentrum zu entwidmen.
. Nach dem Beschluss der Landessynode, bis 2035 alle evangelischen Gebäude treibhausgasneutral zu betreiben, war klar, dass eine solch umfassende Sanierung im Gemeindezentrum Friesheim mit untragbaren finanziellen Aufwendungen verbunden gewesen wäre. Hinzu kamen rückläufige Gottesdienstbesucherzahlen.
Die zentralen Aktivitäten der Gemeinde finden nun in der Kirche der Versöhnung in Lechenich statt.
Verkaufsangebot für das Gemeindezentrum
Das ehemalige Gemeindezentrum wird über ein Immobilienportal zum Verkauf angeboten. Der Preis beträgt knapp 600.000 Euro. Man darf gespannt sein, ob es Investorenangebote für die 235 Quadratmeter große Fläche im Erdgeschoss und die 135 Quadratmeter im Untergeschoss geben wird. Das Zentrum umfasst drei Säle, ein Büro, eine Küche, einen Abstellraum, eine Garderobe sowie Herren-, Damen- und Behindertentoiletten. Das Grundstück inmitten von Friesheim hat eine Fläche von 2.500 Quadratmetern.
Historischer Hintergrund
Ursprünglich gehörten die evangelischen Christinnen und Christen in Erftstadt zur Liblarer Gemeinde. Das dortige Presbyterium sorgte dafür, dass bereits ab 1949 Gottesdienste in Friesheim stattfinden konnten, vor allem durch den Zuzug vieler evangelischer Geflüchteter. Zunächst fanden die Gottesdienste im Jugendheim der katholischen Pfarrgemeinde St. Martin statt, später in deren Pfarrkirche und ab 1960 in der örtlichen Sonderschule.
Am 1. Januar 1969 wurde die Gemeinde Lechenich eigenständig und wuchs stetig. Als das evangelische Gemeindezentrum 1983 eröffnet wurde, lebten in Friesheim unter rund 2.500 Bürgerinnen und Bürgern etwa 500 Evangelische.
Ein Architekt wurde mit dem Entwurf des Gemeindezentrums beauftragt, das am 4. Dezember 1983 seiner Bestimmung übergeben wurde. „Besonders in Erinnerung geblieben ist den Gemeindegliedern die Unterbringung der Familie Zeric aus Bosnien im Kirchenasyl, die unter anderem durch die Ausstattung des Zentrums mit Duschen und tatkräftiger Unterstützung ehrenamtlicher Kräfte vor Ort möglich war. Ebenso wurde in den letzten Jahren das gemeinsame Mittagessen am Mittwoch zu einem bedeutenden Anlaufpunkt für die Menschen“, heißt es in einer Chronik über das Gemeindezentrum.
Foto(s): Stefan Rahmann