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Evangelisches Gemeindamt Köln-West: Ausstellung mit Acryl-Bildern von Sabine Mühlegger

Lange Zeit hatte Sabine Mühlegger ihre künstlerischen Ambitionen zurückgestellt. Anfang des Jahrtausends brachen sie sich Bahn. „Aufbruch“ heißt denn auch ihre Schau im Evangelischen Gemeindeamt Köln-West im Frechener Gewerbegebiet. Zu sehen sind vierzig Bilder und eine bemalte Huhn-Plastik. Ausgeführt sind sie in Acryl. „Das ist genau das Farbmaterial, nach dem ich gesucht habe“, schwärmt die 48-jährige Kölnerin von dessen Vielseitigkeit, Ausdrucksmöglichkeit und Leuchtkraft. Entsprechend farbenfroh und lebendig wirken die gemalten, teils gespachtelten und teilweise um andere Materialien ergänzten Resultate der Autodidaktin, die letztes Jahr erst Kurse in der Kölner Malschule belegt hat.

Bereits in den frühesten Arbeiten bedient sie sich unterschiedlichster Farben und Töne. In „Netzwerk I“ sind Rot, Blau, Grün, Gelb, Orange in ein reales Fischernetz gesetzt. Erscheint dieses um marine Beigaben wie Muscheln und Fischsymbole ergänzte Netz-Werk eher wie eine dekorative Collage, ist „Gefangen im goldenen Netz“ als sehr persönliche Zustandsbeschreibung zu verstehen. Es zeigt ein durch ein Fangnetz vergittertes rotes Herz.

Mühleggers Motivwelt geht über lokale Zitate, über ein silhouettenartiges Köln-Panorama gegen einen rot-gelb leuchtenden Himmel sowie gespachtelte Versionen der Dom-Türme hinaus zu fernen Adressen. Wir blicken etwa auf die Oper in Sidney, deren Dächer fulminant das Sonnenlicht reflektieren. Aus der „Amerika“- und „Twins“-Serie sind abstrahierte Skylines und das in verschiedenen Farben wie Formen geschilderte World Trade Center zu sehen. Die von ihr besuchten Zwillingstürme und deren für Mühlegger noch immer schwer fassbare Zerstörung thematisiert sie in verschiedenen Versionen. Unter ihnen fällt eine Verdopplung auf. Aus zwei Wolkenkratzern sind, vielleicht eine Art leiser Trotz, vier geworden.

Spannungsreich ist ihre bildnerische Übertragung einer Fotografie einer heißen Quelle im Yellowstone Nationalpark in Wyoming. Das blau-grüne Wasser läuft am Rand in Verästelungen aus, die dort angesiedelte Bakterien Orange färben. Ein weiteres Naturschauspiel findet sich in einer Arbeit mit Seidenpapier zitiert. Dunkel bemalt, stellt es verkrustete, schroffe Lava dar, in deren Mitte scheinbar immer noch rotglühendes Gestein fließt.

Malen wie die australischen Aboriginees
Eine Vielzahl der präsentierten Bilder ist an eine Maltechnik der australischen Urbevölkerung angelehnt. Es handelt sich um die früher rituell-spirituell, später auch allgemein genutzte Punktmalerei oder Tupfenmethode. Mit ihr stell(t)en Aboriginal-Künstler etwa mythologische Szenen, andere Geschichten, Tiere und Beobachtungen in der Natur dar. Ebenso bedien(t)en sie sich des „optisch anregenden Effekts“ etwa zur Verbildlichung „übernatürlicher Energie in der Erde“. Fasziniert von dieser traditionellen Malweise, orientierte sich Mühlegger zunächst eng an den meist erdfarbigen Vorlagen. Die Ausstellung zeigt aber auch eine relative Loslösung, ihr Finden eigener Strukturen, Formen, Betonungen und harmonischer Farbkombinationen. So verbindet das abstrakte Gemälde „Regen-Bogen-Fluss“ mit seinen konzentrischen Kreisen die Verwendung traditioneller Motive mit der Hinwendung Mühleggers zu leuchtenden Tönen. Die mit unterschiedlichen Pinselstärken ausgeführte Punkttechnik dominiert ebenfalls ein dreiteiliges Werk. Von Gelb über Rot nach Grün wechselnd, verweist die Malerin auf die unterschiedliche Vegetation im australischen Outback. Hinzu gesellt sie Zeichen und Symbole unter anderem für die Topographie.
Gleiche Technik, anderer Kontinent: Weitgehend getupft ist auch eine Sicht vom Empire State Building. Darin schildert Mühlegger das dort oben von ihr überblickte New Yorker Straßengeflecht bei Nacht. Entstanden ist eine faszinierende, grün-schwarz-orange schimmernde Vogelperspektive mit lebendig wirkenden Waagerechten und Senkrechten.

Kunst und Verwaltung?!
Sabine Mühlegger ist nach Claudia Schäfer und Anita Lueg die dritte Künstlerin, der das Gemeindeamt eine Einzelausstellung widmet. Bereits zur offiziellen Eröffnung der Verwaltungseinrichtung Anfang Januar 2005 im Frechener Gewerbegebiet, präsentierten dort drei Kunstschaffende Bilder. Später wurden Galerieleisten installiert und diese im November 2005 mit der ersten „regulären“ Schau eingeweiht. „Wir sind sehr froh über diese Bereicherung“, sagt Andreas Schüller. Er ist Hauptgeschäftsführer des Evangelischen Gemeindeamtes Köln-West, das derzeit für die Verwaltung von elf Kirchengemeinden im Bereich von drei Kölner Kirchenkreisen zuständig ist.

Einerseits biete man Kunstschaffenden eine Präsentations- und Verkaufsmöglichkeit, so Schüller. Andererseits empfänden es die derzeit 14 Mitarbeitenden als „sehr schön, wechselnde Kunst betrachten zu können“. Annemarie Cramer bestätigt: „Das kommt hier gut an.“ Und nicht nur wegen der ansonsten „etwas kahl“ wirkenden Flur- und Bürowände. Ausgewählt werden die Künstlerinnen und Künstlerinnen durch das dreiköpfige Geschäftsführerteam des Amtes. „Wir sehen die Ausstellungen zudem als eine Art Öffentlichkeitsarbeit“, erläutert Schüller. „Unsere Besuchenden, vornehmlich Pfarrerinnen, Pfarrer und Gemeindemitarbeitende, schauen sich auch gerne die Gemälde an. Wir freuen uns, wenn das dann weitergegeben wird, wenn Kontakte zu den Gemeinden entstehen.“ Daraus sei bereits zumindest eine Anschlussausstellung erwachsen.

Öffnungszeiten
Geöffnet ist die Ausstellung im Evangelischen Gemeindeamt Köln-West, Europaallee 29 in Frechen, Nähe Autobahnkreuz Köln-West, bis zum 29. November 2007 montags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr, freitags von 10 bis 15 Uhr.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich