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Evangelischer Kirchenverband Köln untermauert das „Nein“ zur Judenmission – Gottesdienst an Pfingstsonntag

Zuletzt 2005 hat die Evangelische Kirche im Rheinland ihr „Nein“ zur Mission von Juden bekräftigt. Doch die eindeutigen Stellungnahmen und Beschlüsse zu diesem Thema seien innerkirchlich nicht vollständig akzeptiert, meint Pfarrer Marten Marquardt, Leiter der Melanchthon-Akademie in Köln. Das latente Thema erfährt derzeit in Köln eine neue Aktualität. So wurde Dr. Martin Bock, Ökumenepfarrer des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, von einem Vertreter der Synagogen-Gemeinde Köln auf massive judenmissionarische Aktivitäten der Freien Evangeliumsgemeinde in Köln-Rath/-Ostheim und der Siebenten-Tags-Adventisten hingewiesen. „Beide sind nicht Organisationen der Evangelischen Kirche im Rheinland, sondern gehören zum evangelisch-freikirchlichen Bereich“, betonte Bock jetzt bei einem Pressegespräch. Beide Gruppierungen würden versuchen, mit jüdisch ummantelten Angeboten, etwa Schabbat-Gottesdiensten, jüdische Einwanderer aus Russland und anderen GUS-Staaten in ihre christliche Gemeinschaft einzubinden. „Dabei erwecken sie den Anschein, als handele es sich um Angebote einer jüdischen Institution.“ Tatsächlich aber würden die Einwanderer aus ihrer gerade beginnenden Verwurzelung in der Synagogen-Gemeinde Köln herausgerissen.


Unser biblisch begründetes Nein zur Judenmission
Darum bezieht der Evangelische Kirchenverband Köln und Region deutlich und öffentlich Stellung. Und zwar innerhalb eines evangelischen Gottesdienstes am Pfingstsonntag, 4. Juni, 10 Uhr, in der evangelischen Trinitatiskirche in Köln, Filzengraben, 4. In leichter Abwandlung des sogenannten Missionsbefehls (Mt 28, 16-20) steht er unter dem Motto „´Gehet hin in alle Welt´: lernt mit Israel, lehrt in der Welt!“ – „Unser biblisch begründetes Nein zur Judenmission“.

Gesandschaft aus einem christlichen Gottesdienst in eine Synagoge
In diesem Gottesdienst, in dem Stadtsuperintendent Ernst Fey, Bock und Marquardt in Form einer trialogischen Predigt den „Missionsbefehl“ auslegen und die Ablehnung der Judenmission durch die EKiR begründen, soll nicht nur das Thema reflektiert werden. Zugleich soll eine entsprechende Erklärung beschlossen und anschließend von einer kleinen Delegation an die Synagogen-Gemeinde und die Jüdische Liberale Gemeinde Köln überbracht werden. Beide jüdischen Gemeinden sind selbstverständlich vorher informiert worden. Sie begrüßen diese Aktion ausdrücklich. „Das hat es noch nie gegeben, dass aus einem christlichen Gottesdienst eine Gesandschaft in eine Synagoge geht“, beschreibt Marten Marquardt die Dimension.
Es gehe insbesondere um drei Dinge, so der Akademie-Leiter. „Erstens wehren wir uns gegen eine Verfälschung des christlichen Glaubens. Zweitens wollen wir eine innerkirchliche Klärung zur Judenmission.“ Als dritte und wichtigste Klärung wolle man gegenüber der jüdischen Seite, auf der das Misstrauen noch groß sei, öffentlich klar machen, „dass wir an dieser Stelle eindeutig geworden sind“. Sonst drohten die geknüpften Bande zu zerreissen.

„Es gibt eine klare theologische Distanzierung von der Judenmission“
„Wir haben den Entschließungstext zusammen mit exemplarischen Texten zum Thema bewusst vorher veröffentlicht, um Interessierten die Chance zu geben, sich eingehender damit zu befassen“, so Marten Marquardt. (Dieser Text ist hier nachzulesen.) Er hofft, mit dem Aufgreifen des Themas weiterführende, „notwendige Gespräche innerhalb unserer Gemeinden und unserer Landeskirche“ zu initiieren. Es gehe darum, so Martin Bock, die theologische Fragestellung deutlich zu machen, die hinter dem Thema stehe – und die viel weiter gehe als die aktuellen Vorkommnisse. „Es gibt eine klare theologische Distanzierung von der Judenmission. In deren Ablehnung sind sich die evangelische und katholische Kirche in Köln ganz eins.“
Pfingsten sei das besondere Fest der Sprachfindung, des miteinander Redens, erläutert Ernst Fey die Terminwahl für den Gottesdienst. „In die Suche nach gemeinsamer Sprache, nach einem Miteinander, passt auch das große Problem von Mission, speziell der Judenmission.“ Es gehe um eine theologische Frage, die nicht neu sei, mit der wir uns immer wieder beschäftigt haben, aber zu der wir als Christen auch heute eindeutig Stellung beziehen sollten.

    

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich