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Evangelische Kircheneintrittsstelle Köln: Positive Bilanz nach einem Jahr

„Dass wir diese Zahlen erreichen, hatte ich nicht zu hoffen gewagt“, freut sich Ernst Fey, Stadtsuperintendent des Evangelischen Stadtkirchenverbandes Köln. Seit einem Jahr gibt es die zentrale Kölne Kircheneintrittsstelle an der Kölner Antoniterkirche. Dieses niedrigschwellige Angebot auf der Schildergasse, Deutschlands belebtester Einkaufsmeile, ergänzt die – weiterhin bestehende – Möglichkeit, in der eigenen Gemeinde (wieder) in die evangelische Kirche einzutreten.

32 Eintritte pro Monat
Vom 29. November 2003 bis zum 30. November 2004 traten insgesamt 386 Männer und Frauen (wieder) in die Evangelische Kirche in Köln und Umgebung, aber auch aus Gummersbach, Dormagen, Much, Wuppertal und gar Frankfurt am Main ein. Das sind im Schnitt 32 Eintritte pro Monat. Auch Pressesprecher Günter A. Menne zieht eine positive Bilanz: „Unsere gewagte Spekulation von vor einem Jahr ist eingetreten“, denn vorausgesagt hatte er zum Start der Kölner Kircheneintrittsstelle eine Verdoppelung der Eintrittszahlen. Unter Hinzurechnung der zu erwartenden Eintrittszahlen in den Gemeinden sei dieses Ziel nun „wohl sicher erreicht worden“; die präzise Jahresstatistik 2004 wird aber erst im Frühjahr 2005 vorliegen. Zum Vergleich nannte Menne die Zahlen vom Jahr 2002: Insgesamt 243 Menschen hatten vor zwei Jahren in den 62 Gemeinden ihre Mitgliedschaft zur evangelischen Kirche neu bekundet, im Jahre 2003 lag die Quote mit 292 geringfügig darüber.

Im Gottesdienst durch den Pfarrer überzeugt
„In den ersten beiden Monaten nach Eröffnung kamen überwiegend die über 60-Jährigen“, zog der ehrenamtliche Leiter der Kölner Kircheneintrittsstelle, Superin-tendent im Ruhestand Eckart Schubert heute im Pressegespräch Bilanz. Diese Männer und Frauen hätten von ihrem früheren Austritt häufig von einer „falschen Entscheidung“ oder von einem „Fehler“ gesprochen, so Schubert – den Wieder-Eintritt nannten sie darum häufig eine „Korrektur“ oder sprachen von einer „Reparatur“. Auffallend war, dass sich Ausgetretene auch während der mitgliedschaftslosen Zeit „der Kirche immer verbunden fühlten“. Bei den Jüngeren waren es meist besondere Anlässe wie Hochzeit, Taufe oder die Übernahme eines Patenamtes, die zur Kirche zurück führten. Persönliche Lebenserfahrungen wie Krankheit, Tod eines Nahestehenden oder eine allgemeine Lebenskrise spielten eine wichtige Rolle. Ebenfalls hieß es: „Ich war auf einer Beerdigung, da hat mich die Pfarrerin überzeugt“. Einen eher profanen Grund für einen Eintritt in die Kirche erkannte Schubert auch darin, dass die Kirchenzugehörigkeit für die Bewerbung um eine Stelle von Vorteil war.

„Veränderungen des Glaubens ernst nehmen“
„Die meisten Eingetretenen sind auf der Suche nach der ‚Heimat Kirche’“, berichtet Eckart Schubert, und nennt unter anderem das Beispiel eines jungen Mannes, der als Motorrad-Fahrer zahlreiche Motorradfahrer-Gedenkgottesdienste besucht und auch schon eigene Andachten gestaltet hatte. In diesem wie auch in anderen Gesprächen habe er gemerkt, dass es immer noch eine starke Suche nach Orientierung und christlichen Werten gebe, und „deshalb ist uns die Frage nach der Veränderung des Glaubens im Leben eines Einzelnen so wichtig“, betont er – und spricht damit auch für seine 25 theologischen Kolleginnen und Kollegen, die regelmäßig ehrenamtlich Dienst in der Kircheneintrittsstelle tun. Stets gelte es, sensibel darauf zu achten, in welcher Situation sich der Eintrittswillige gerade befinde und ihn nicht auf seine frühere Denkweise festzulegen.

„Wie gestalten wir diese Heimat?“
Für Christiane Neufang, Pastorin im Sonderdienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Bickendorf und Mitarbeiterin der Kircheneintrittsstelle, ist es wichtig „selbstreflexiv zu prüfen, was die Menschen aus der Kirche rausgetrieben hat und was sie wieder zurück bringt“. So habe auch sie erfahren, dass Menschen den Glauben an Gott als „Heimat“ erleben wollen, und da müsse gefragt werden „Wie gestalten wir diese Heimat für die Menschen?“

Kircheneintritt immer ein Stück Solidarisierung
Als einen Schritt in die Solidargemeinschaft bezeichnet Ernst Fey den Eintritt und Wieder-Eintritt in die evangelische Kirche. Und der City-Pfarrer an der Antoniterkirche, Dr. Bertold Höcker, bekräftigt: „Die Kirchensteuer ist eine Steuer für Andere, und der Kircheneintritt ist immer ein Stück Solidarisierung mit den Schwachen“.

Keine Altersgrenzen: zwischen 6 und 96 ist alles möglich
Die älteste Eingetretene war 96 Jahre alt, verrät Eckart Schubert, Leiter der Kircheneintrittsstelle. Sie kontaktierte aus einen Seniorenheim aus dem Rechtsrheinischen, und da habe er sich natürlich selbst auf den Weg dorthin gemacht, um der alten Dame die mühsame Fahrt in die Innenstadt zu ersparen. Zu den jüngsten Eingetretenen gehören Kinder im Alter von sechs Jahren, die mit ihrer Mutter gemeinsam die Aufnahme in die evangelische Kirche ersucht hatten.

Kontakt/Öffnungszeiten
Wer erstmals oder erneut Mitglied der evangelischen Kirche werden will, kann sich mit seinem Wunsch an die Mitarbeitenden der Kircheneintrittsstelle wenden. Vermittelt werden die Gesprächswünsche über die Evangelische Informationsstelle Köln, die montags bis donnerstags von 11 bis 18 Uhr, freitags von 11 Uhr bis 14.30 Uhr und samstags von 12 bis 16 Uhr geöffnet. ist. Sie ist zu erreichen unter der Rufnummer 0221/660 57 20.

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Evangelische Kircheneintrittsstelle Köln