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Kirche Zum Frieden Gottes, Bergisch Gladbach Heidkamp

Evangelische Kirche Zum Frieden Gottes in Bergisch Gladbach-Heidkamp ist unter Denkmalschutz gestellt

Beeindruckende 37 Meter ragt der kupferverkleidete Glockenturm in Form einer schlanken Pyramide in die Höhe. Schlichter und zumindest im Osten und Süden deutlich niedriger erscheint das flach gedeckte, backsteinerne Gemeindezentrum mit dem Kirchenraum: In ihrem 3. Pfarrbezirk Heidkamp verfügt die Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach über ein Gebäude von besonderem Rang. Anfang Dezember 2020 wurde die Kirche Zum Frieden Gottes mitsamt Gemeindezentrum in die Denkmalliste der Stadt Bergisch Gladbach eingetragen. Denn sie sei „bedeutend für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen“.

Gemeindezentrum, Pfarrwohnung und Turm stehen unter Denkmalschutz

An Erhaltung und Nutzung der 1964 eingeweihten Kirche bestehe aus architekturhistorischen, kirchengeschichtlichen und städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse. Als schutzwürdig eingestuft sind nicht nur das Kircheninnere und -äußere, sondern insgesamt das „Gemeindezentrum, die Pfarrwohnung und der Turm in Substanz, Konstruktion und Erscheinungsbild“. Basis und wesentlicher Bestandteil der Eintragung sind das vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland erstellte Gutachten.

„Die Heidkamper Gemeindemitglieder sind froh, dass die Kirche, die sie mit vielen guten Erlebnissen verbinden, in dieser Form erhalten bleibt“, erklärt der Presbyteriumsvorsitzende Christoph Stappert. „Für die Kirchengemeinde Bergisch Gladbach ist es eine schwierige Situation, weil wir das Zentrum verkleinern und leichter zugänglich machen und bedarfsgerecht entwickeln wollten. Wie wir jetzt unter den derzeitigen Rahmenbedingungen die finanziellen Mittel aufbringen können, ist noch unklar.“

Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs auch Heidkamps Bevölkerung aufgrund des Zuzugs von Flüchtlingen und Vertriebenen an. Ende der 1960er Jahre lebten dort bereits gut 3000 evangelische Christinnen und Christen. Um ihrer weiter wachsenden Gemeinschaft ein angemessenes Zentrum bieten zu können, gründete sich 1958 der Kirchbauverein. Eingeweiht wurde die zurückhaltend in die umgebenden Wohnsiedlungen integrierte Kirche im Januar 1964 von Joachim Beckmann, Präses der rheinischen Landeskirche. Zurück geht das in leichter Hanglage errichtete Gemeindezentrum auf Pläne des Architekturbüros Hübotter, Ledeboer und Busch.

Innerhalb des Schaffens der hannoverschen Architektengemeinschaft ist laut LVR-Experten die Kirche in Heidkamp deren zeitgemäßester Sakralbau. Mit ihm habe das Büro die aktuellen Entwicklungen im Kirchenbau der Nachkriegszeit am konsequentesten umgesetzt, attestieren sie der Kirche Zum Frieden Gottes eine architektonisch herausragende Qualität. Gemeinsam sei allen Sakralbauten des Architekturbüros „die ästhetische Inszenierung von Material und Konstruktion“. Zudem „die schlichte und kompakte Gestalt mit ausdrucksvollen, kontemplativen Räumen und Verwendung von Backstein, Holz, Glas und Kupfer“. Ebenso „bis ins Detail durchdachte Grundrisse, die den Nutzungsanforderungen möglichst optimal entsprachen“. Die Gutachter sprechen von einem insgesamt sehr schlicht, bescheiden und zurückhaltend gestalteten Kirchenraum – von einfachen und klaren, aus der Architektur heraus entwickelten Formen.

„Auf der Höhe der Zeit“

Der als Gemeindezentrum konzipierte würdevolle Bau sei architektonisch, stilistisch und organisatorisch auf der Höhe der Zeit, so die LVR-Gutachter. Damit verdeutliche dieser exemplarisch, „welche Entwicklungen der Kirchenbau nach 1945 durchlief und welche Resultate er hervorbrachte“. Entsprechend habe „die Kirche einen hohen Aussagewert für das religiöse und auch das soziale Leben in der Nachkriegszeit und ist von daher bedeutend für die Geschichte des Menschen“. Die Kirche Zum Frieden Gottes erfülle „die zeittypischen Forderungen nach Einräumen“. In diesen stehe die feiernde Kirchengemeinde im Zentrum des Geschehens. Dabei beeinflusse die „Vorstellung von Kirche als Haus der versammelten Gemeinde Christi“ wesentlich die architektonische Gestaltung. Für ein solches „Haus der Gemeinde als einem bergenden, intimen Raum, der kraft seiner Gestaltung gemeinschaftsbildend und sammelnd wirkt“, sei die Heidkamper Kirche ein anschauliches und gut erhaltenes Beispiel. Auch sie leiste „in der Einfachheit eine Betonung des Wesentlichen“.

Ihre „schlichte und zurückhaltende Innenausstattung“ wird als ein weiteres Charakteristikum im nachkriegszeitlichen Sakralbau genannt. Überdies sei es der Architektengemeinschaft rein mit architektonischen Mitteln gelungen, liturgisch-symbolhafte Situationen zu schaffen, führen die LVR-Wissenschaftler beispielsweise den tiefer gelegten Taufort in der Nähe des Eingangs an. „Das Herabschreiten vom Hauptzugang im Erdgeschoss hinab zum Taufbecken symbolisiert das Eintauchen im Moment der Taufe.“

Exemplarisch für historische Entwicklung Heidkamps

Ebenso verfüge das Gemeindezentrum über einen besonderen Aussagewert für die Bau- und Siedlungsgeschichte Heidkamps. Denn sie bezeuge den historischen Entstehungsprozess des Ortes in der Nachkriegszeit, so die LVR-Denkmalschützer. An den Stadträndern seien Neubausiedlungen entstanden und der Bau einer Kirche im Zentrum die Regel gewesen. „Die Folge war nicht weniger als eine wesentliche Veränderung regionaler Gesellschaftsstrukturen von fast flächendeckendem Ausmaß.“ Diese historische Entwicklung und Strukturierung seien in Heidkamp und an der Kirche Zum Frieden Gottes exemplarisch abzulesen.

Die Kirche Zum Frieden Gottes füge sich in das städtebauliche Umfeld ein, begründen die Gutachter ihre Erhaltung und Nutzung. Der weithin sichtbare, als einziges Element des kirchlichen Gesamtkomplexes die etwa zeitgleich im Umfeld entstandene Wohnbebauung überragende Glockenturm entfalte eine markante städtebauliche Wirkung. Zugleich weise dieser das Gebäude eindeutig als Kirchenbau aus und diene der Standortmarkierung. Die evangelische Kirche sei errichtet worden im Kontext und in logischer Fortführung der seit den 1950er Jahren vermehrt entstandenen Wohnbebauung in Heidkamp. Die zahlreichen evangelischen Neubürger hätten „sich inmitten des katholisch geprägten Rheinlands ein bauliches Zeichen des Angekommen Seins“ gesetzt.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich