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Evangelische Johannes-Kirchengemeinde in Hürth-Gleuel feierte das 50-jährige Bestehen ihrer Martin-Luther-Kirche

Vergangenen Sonntag feierte die Johannes-Kirchengemeinde in Hürth-Gleuel das fünfzigjährige Bestehen ihrer Martin-Luther-Kirche. Dem Empfang, dem auch städtische und kirchliche Vertreter, unter anderem Superintendent Dr. Thomas Hübner, beiwohnten, ging ein Festgottesdienst mit Pfarrerin Ute Grieger-Jäger und Pfarrer Jürgen Jäger voraus. Die Predigt hielt Präses Nikolaus Schneider. Der Posaunenchor Frechen sowie der um einige Gäste verstärkte Johanneskirchenchor Gleuel übernahmen die musikalische Mitgestaltung.

Gemeindezentren als Orte der Gemeinschaft
Präses Schneider predigte nicht nur zum Jeremia-Text („Du hast mich gerufen“) des Sonntags. In seinem Grußwort in der dicht besetzten Kirche sprach er auch die finanziell begründeten Schließungen von Kirchen und Gemeindebauten an. Vor diesem Hintergrund sei ein solches Jubiläum ein guter Anlass, um auf die elementare Bedeutung von Gemeindezentren als Orte der Gemeinschaft hinzuweisen. Wo möglich, müssten sie erhalten werden.

Schon früh gab es Pläne für einen Kirchbau
Jürgen Jäger erinnerte in seinem Grußwort an die Entstehungsgeschichte des evangelischen Kirchengebäudes in Gleuel. Eine ausführlichere Darstellung findet sich in der von ihm mit verfassten Festschrift. Die Einweihung der Martin-Luther-Kirche fand fast auf den Tag genau vor 50 Jahren statt, am 10. März 1957. Bereits Ende der zwanziger Jahre gab es erste Pläne für einen Kirchenbau, für einen festen Ort für die Evangelischen in Gleuel. Sie gehörten damals zur Evangelischen Kirchengemeinde Frechen. Gottesdienst wurde in der Volksschule abgehalten, später in der katholischen Pfarrkirche. Der Frechener Pfarrer Heinrich Weller war es, der bis 1939 sowohl für die Bauplanung, als auch die entsprechende Finanzierung sorgen sollte. Bereits damals erwarb er das heutige Grundstück Am Hofacker. Aber nicht allein der Kriegsausbruch verhinderte die Realisierung. Die Währungsreform 1948 „fraß“ das angesparte Vermögen auf.

Rettung kam aus den USA
Auch angesichts der in Gleuel und Umgebung zahlreich ansässig gewordenen Flüchtlinge aus dem Osten forcierte Wellers Nachfolger, Pfarrer Dr. Walther Bienert, erneut die Kirchbauidee. Ein Kirchbauverein wurde gegründet, der rasch zahlreiche Eingänge verbuchen konnte. Aber trotz der großen Unterstützung der Muttergemeinde, der Kölner Kirchenkreis-Synode und anderer, auch weltlicher Spender schien eine Realisierung des Projekts in weiter Ferne zu liegen. „Damals waren 30.000 DM zusammen gekommen“, so Jürgen Jäger. „Das reichte nicht.“ Die Rettung kam in Form einer 40.000 DM-Spende. Vermittelt hatten sie der damalige Kölner Superintendent Encke sowie der Kölner Bankier Robert Pferdmenges. Die Spende floß aus den USA über Pferdmenges, anlässlich seines 75. Geburtstages, nach Gleuel. Sie stammte aus der Aktion „Wooden Church Crusade“ (Kreuzzug für Holzkirchen), die amerikanische Christen nach dem Krieg ins Leben gerufen hatten. „Für jeden der damals 48 amerikanischen Bundesstaaten sowie Washington D.C. sollte jeweils eine Holzkirche entlang der damaligen Grenze zur DDR als Zeichen des Friedens finanziert werden“, erläutert Jäger den Hintergrund. 25 evangelische und katholische Kirchen seien tatsächlich gebaut worden, bis das bundesdeutsche Wirtschaftswunder die amerikanische Spendenbereitschaft erlahmen ließ.

„Geistiger Schutzwall gegen Kommunismus“
Die Idee zu der Fundraising Company „Wooden Church Crusade Inc.“ hatte der deutsche Baron Henning von Royk-Lewinski. Aber erst mit einem amerikanischen Journalisten, der in einer Kampagne die geplanten Kirchenbauten als „geistigen Schutzwall gegen Kommunismus und Bolschewismus“ bewarb, kam die anfangs schleppende Aktion ins Rollen. Wie die meisten der durch den „Wooden Church Crusade“ unterstützen Bauten wurde aber auch die Martin-Luther-Kirche weder aus Holz, noch an der innerdeutschen Grenze errichtet.

Unter großer Anteilnahme im März 1957 eingeweiht
Gebaut nach dem Entwurf des Architekten Friedel Steeg, wurde sie im März 1957 von Präses Heinrich Held unter großer Anteilnahme der Gläubigen eingeweiht. Damit verbunden „war die Übergabe der Martin-Luther-Kirche in den Besitz der neu gegründeten Evangelischen Gemeinde (Groß-)Hürth“, so Jäger. Als symbolischen Akt habe der Frechener Pfarrer Bienert dem Hürther Kollegen Keller vor dem Gottesdienst der Kirchenschlüssel überreicht. Mit der Teilung der Kirchengemeinde Hürth zum 1. Januar 1966 wurde die Johannes-Kirchengemeinde Gleuel, die aber erst zwei Jahre später ihre erstes eigenes Preybyterium wählen konnte, selbständig. Noch heute umfasst die Gemeinde neben Gleuel die Orte Sielsdorf, Altstätten und Berrenrath. Ihre Mitgliederzahl beträgt derzeit circa 2100. In den sechziger Jahren wurde das Zentrum Am Hofacker um einen Gemeindehaustrakt mit einem kleinen Saal und Pfarrbüro sowie Toilettenbereich ergänzt. 1976 erhielt der 200 Menschen fassende Kirchraum ein Taufbecken, das seitdem zwischen Altar und Altarfenster steht. Nach wie vor sitzen die Besuchenden auf den ersten Holzbänken.

Eternitverkleidung entfernt, Turm wieder freigelegt
Einen wichtigen Schritt bildete die 2002 abgeschlossene Erweiterung des Gemeinderaumes. Der multifunktional nutzbare, mit dem Kirchenraum zu verbindende Versammlungsraum, wuchs um insgesamt 70 Quadratmeter. Er bietet seitdem rund hundert Menschen Platz. „Wir haben uns an die Architektur der 50er Jahre, an ihr Material, ihre Farbgebung angelehnt. Der Anbau bildet mit dem vorhandenen Baukörper eine Einheit, fügt sich harmonisch ein, und verleugnet trotzdem nicht seine Eigenständigkeit. Die gerundete Form mit dem gegenläufigen Pultdach schließt das Gebäude als Einheit zum Gartenbereich ab. Zugleich trägt der neue Teil, indem er sich unter den Altbau schiebt, zur Stabilisierung desselben bei“, sagte Jäger. Zugleich erfuhren die Fassade der Kirche sowie des alten Gemeindehausteils eine Sanierung. Das Äußere der Kirche wurde in ihren originären, weiß getünchten Zustand versetzt. Das heißt, man entfernte die zwischenzeitlich angebrachte Eternitverkleidung, legte auch den Turm mit seinen Schallöffnungen wieder frei. Die damals geäußerte Hoffnung, die reich mit Naturlicht versorgten, hellen Räumlichkeiten würden für einen angenehmeren Aufenthalt im Gemeindezentrum sorgen, hätten sich erfüllt, so Jäger. „Die Gemeindeglieder haben die Renovierung begrüßt, fühlen sich hier wohl.“

Gemeinde lädt ein zum Tauferinnerungs-Gottesdienst
Anlässlich des 50-jährigen Kirchbaujubiläums lädt die Gemeinde an Himmelfahrt, 17. Mai, 10.30 Uhr, zu einem Tauferinnerungsgottesdienst. Das Angebot richtet sich insbesondere an junge Familien mit Kindern. Auf den Gottesdienst folgt ein Barbecue mit Musik. Am 16. Juni steht im Gemeindezentrum eine lange Kinonacht an. Sie beginnt um 17 Uhr mit einem Film aus den 50er Jahren für Kinder. Über das weitere Programm können die Gemeindeglieder zuvor selber abstimmen.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich