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Evangelische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene legt Tätigkeitsbericht 2014 vor

Die Evangelische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit ihren Beratungsstellen in Köln, Bergisch Gladbach (Bensberg) und Frechen hat ihren Tätigkeitsbericht für das Jahr 2014 jetzt vorgelegt. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 4.672 Personen von den Teams in den drei Stellen beraten.

Das Bestehen der Beratungsstelle ist weiterhin gesichert. „Die Finanzsituation war auch 2014 stabil. Allerdings belasten die Tarifsteigerungen den Haushalt der Kölner Stelle, so dass 2015 Gespräche zur Erhöhung des städtischen Zuschusses geführt werden“, erklärt Dr. Juliane Arnold, Leiterin der Evangelischen Beratungsstelle.

Auf Initiative der Schwangerschaftskonflikt-Beratungsstellen sei es nach vielen Jahren gelungen, mit der Vergabe von Verhütungsmitteln für Kölner ALG-II-Empfängerinnen zu beginnen, heißt es im Vorwort des Berichts. Die erwerbslosen Frauen könnten sich gerade die teureren aber sicheren Verhütungsmittel nicht leisten. Auch in diesem Jahr soll die Vergabe weitergeführt werden.

Einblick in die Paarberatung
Neben statistischen Ergebnissen enthält das Heft sehr lesenswerte Berichte aus der Praxis. Das Team der Kölner Beratungsstelle gewährt einen Einblick in die Paarberatung „sicher inhaltlich nicht erschöpfend, aber auf der Grundlage jahrelanger Erfahrung“, heißt es dort. Man erfährt, dass im Idealfall beide Partner zusammen zu einem ersten Gespräch kommen sollten. In diesem Erstgespräch werden dann die Themen, an denen miteinander gearbeitet werden soll, verabredet und weitere Termine vereinbart. Stellt sich heraus, dass ein anderes Setting als das Paargespräch gewünscht wird – zum Beispiel ein Einzelgespräch -, wird dies mit der Beraterin oder dem Berater ebenfalls abgestimmt. Ein Paargespräch dauert in der Regel zwischen 75 und 90 Minuten, je nachdem, ob ein Thema zu Ende gebracht werden konnte.

Raum für Zuhören und Verstehen schaffen
Großen Wert legt die Beratungsstelle auf Neutralität bzw. Allparteilichkeit der Beratenden. Ebenso wird darauf geachtet, dass der Berater oder die Beraterin den unterschiedlichen Standpunkten des Paares mit Respekt begegnet. Er oder sie sollte das Paargespräch so strukturieren, dass wichtige Themen vertieft werden können und durch fachliche Intervention ein Raum fürs Zuhören und Verstehen geschaffen wird. Dazu gehöre auch, Impulse von außen zu setzen, welche die Paare von „innen“ nicht geben können, weil sie sich oftmals in einem Teufelskreis von Rückzug, Schuldzuweisung und Rechtfertigung befinden. Die Berater verstehen sich darüber hinaus als „Anwälte der Kinder“, die den Streitigkeiten der Eltern häufig nichts entgegensetzen können.

Das Ende einer Beratung
Eine Beratung ist dann beendet, wenn ein Klient der Meinung ist, dass er allein zurechtkommen kann. In einem Abschlussgespräch wird dann das Erreichte reflektiert und noch bestehende Probleme angesprochen. Natürlich könne es auch Verweise etwa zu einer Einzeltherapie oder Mediation geben, informiert die Dokumentation. Manche Paare würden eine Beratung auch abbrechen oder einfach wegbleiben, häufig, wenn Trennung eine Rolle spiele.

Veränderte Bedingungen und Ansprüche
Die Arbeit mit und im „Mikrokosmos Familienzentrum“ beschreibt auch das Team der Beratungsstelle in Bensberg, das eng mit sieben Familienzentren zusammenarbeitet. Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung gibt es dort Angebote zu vier Schwerpunkten: Sprechstunden für Eltern, Veranstaltungen (Elternabende, Elterncafés oder Elternkurse), Fachgespräche mit den Fachkräften der Familienzentren sowie Koordinierungs- und Konzeptionsgespräche im Zusammenhang mit Familienzentren.

Veränderte Bedingungen und Ansprüche an Familien und Betreuungseinrichtungen für Kinder würden sich in den Anfragen der Familienzentren an die Beratungsstellen widerspiegeln. Denn das pädagogische Handeln der Erzieherinnen und Erzieher geschehe in einem Spannungsfeld vielfältiger, oft widersprüchlicher Erwartungen, die von Kindern, Eltern, Trägern und der Allgemeinheit an sie herangetragen würden. Der Wunsch nach Toleranz, Kommunikation und klaren Absprachen stoße nicht selten an äußere Rahmenbedingungen wie zum Beispiel begrenzte personelle Ressourcen, Gruppendynamik innerhalb der Kindergruppe oder Zeitdruck, was konstruktive Aushandlungsprozesse zusätzlich erschwere. Diese Veränderungen nehmen die Mitarbeitenden in der Erziehungsberatung wahr, weshalb ihr Beratungsangebot neben konkreten Fall- und Erziehungsberatungen immer mehr zu einer Prozessbegleitung werde.

Vernetzungsarbeit als wichtiges Arbeitsprinzip
Auch die Frechener Beratungsstelle beschreibt die Notwendigkeit der Vernetzungsarbeit, die konzeptionell schon immer ein wichtiges Arbeitsprinzip dargestellt hat. In den vorhandenen Einrichtungen der Jugendhilfe, in fachlichen und politischen Arbeitskreisen und Gremien vor Ort werden die Angebote der Beratungsstelle regelmäßig vorgestellt. Verschiedene Stadtteile werden aufgesucht, in denen man in Kontakt zu den Menschen kommt, die vor Ort mit den Hilfesuchenden arbeiten. Über das persönliche Gespräch mit Multiplikatoren kann am besten geprüft werden, wann die Frechener Beratungsstelle mit ins Boot kommen sollte. Diese „kooperative Kontaktpflege“ ermögliche „kurze Wege“ und wirksame Hilfestellungen für alle Ratsuchenden, so der Tätigkeitsbericht.

Beratung ist freiwillig, kostenfrei und unterliegt der Schweigepflicht
In der Evangelischen Beratungsstelle arbeiten Fachkräfte, die alle eine therapeutische (Zusatz-)Ausbildung haben. Sie beraten unabhängig von Religionszugehörigkeit, Weltanschauung, sexueller Identität und Staatsangehörigkeit alle Menschen, die Hilfe brauchen. „Unsere Beratung ist grundsätzlich freiwillig, kostenfrei und unterliegt der Schweigepflicht“, betont Arnold.

Der Tätigkeitsbericht 2014 kann über die Beratungsstellen bezogen werden:

Evangelische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Tunisstraße 3 (Eingang Schwertnergasse), 50667 Köln
Telefon 0221/25 77 461
Fax 0221/25 16 43
E-Mail: beratungsstelle@kirche-koeln.de

Milchborntalweg 4, 51429 Bergisch Gladbach (Bensberg)
Telefon 02204/540 04
E-Mail: beratungsstelle-bensberg@kirche-koeln.de

Blindgasse 6, 50226 Frechen
Telefon 02234/170 25
E-Mail: beratungsstelle-frechen@kirche-koeln.de

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Ev. Beratungsstelle