Die Evangelische Studierendengemeinde Köln (ESG) steht vor einem besonderen Semester: Weil ihr Gebäude an der Bachemer Straße umgebaut wird, ist sie bei der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) zu Gast. Am Dienstag starteten die beiden Gemeinden ökumenisch ins neue Uni-Halbjahr.
Um „Aufbrüche“ drehte sich der gemeinsame Semestereröffnungs-Gottesdienst, passend zu den Veränderungen, die es bei der ESG in diesem Jahr gibt. „Ein Aufbruch ist immer etwas Ambivalentes“, sagte der evangelische Studierendenpfarrer Jörg Heimbach in der Krypta der KHG-Kirche. Er sei immer ein Bruch mit Altem, Liebgewonnenem – aber auch ein Zeichen von Freiheit, von Weite, fast ein Stück Auferstehung.
Ökumenische Weggemeinschaft
So blicken die Hochschulpfarrerinnen und -pfarrer sehr optimistisch auf die neue „ökumenische Weggemeinschaft unter einem Dach“, wie ESG-Pfarrerin Christiane Neufang die Kooperation nennt: „Wir haben die Chance, in neuen Räumen neuen Menschen zu begegnen.“ Das Semesterprogramm entwickelten Interessierte aus beiden Hochschulgemeinden gemeinsam. Genutzt werden die Räume und die Kirche Johannes XXIII. der KHG in der Berrenrather Straße in Sülz.
Gemeinsam als Kirche
Die Erneuerung des Gebäudes der ESG ist unumgänglich. Der Bau stammt aus den 50er Jahren und ist in einem entsprechend sanierungsbedürftigen Zustand. Das Haus wird umfassend renoviert, unter anderem werden die Räume neu zugeschnitten. Für mindestens drei Semester wird das Gebäude nicht nutzbar sein. Geplant ist, dass die ESG während der gesamten Zeit bei der KHG unterkommt. „Die Kooperation ist fast schon eine Folge der kontinuierlich guten Zusammenarbeit, etwa bei den Erstsemester-Veranstaltungen, wo wir gemeinsam als Kirche an den Hochschulen auftreten“, sagt Neufang.
Chor und Gottesdienste bleiben
Wichtige Elemente aus dem ESG-Programm werden die Studierenden bei der KHG behalten: Jede Woche gibt es dienstagabends einen Gottesdienst, auch der Chor der ESG bleibt bestehen. Andere Dinge ändern sich. Am schwersten fällt sicherlich der Verzicht auf das Wohnheim, das die ESG in der Bachemer Straße betreibt. Wegen des Umbaus mussten nun alle ausziehen und leben auf die ganze Stadt verteilt in anderen WGs und Zimmer. „An der ESG hängen viele Erinnerungen, dort sind viele Freundschaften entstanden, tiefe Gespräche geführt und Probleme gemeinsam überstanden worden“, sagte Neufang. Auch auf die Sandkapelle im Untergeschoss des ESG-Gebäudes werden die Studierenden in der Zeit des Umbaus verzichten müssen.In diesem stimmungsvollen Raum feierte die ESG bisher ihre wöchentlichen Andachten.
Ein Stück Heimat mitgenommen
In ihren neuen Unterschlupf in der Wiethasestraße 54-56 hat sich die Gemeinde ein Stück Heimat mitgenommen. Pfarrer Jörg Heimbach schüttete beim Eröffnungsgottesdienst in der KHG eine Kiste Sand aus der Sandkapelle in eine Schale. „Etwas Altbekanntes mitzunehmen, macht den Aufbruch leichter“, sagte er. Der Sand sei dabei ein Symbol: Einerseits stehe er für die Wüste, für Verzicht, für schwere Schritte, andererseits aber auch für den Strand, für das Meer, für Weite und Freiheit – die neue Zeit wird für die Studierenden der ESG sicherlich beides bedeuten. Und nach etwa drei Semestern geht es zurück in das frisch renovierte Gebäude.
Foto(s): Julius G. Fiedler