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„Es gibt noch viel zu tun….“ Interview mit Brigitta Neumann, der neuen Geschäftsführerin der „Stiftung einfach helfen“ in der Diakonie Michaelshoven

Die Stiftung einfach helfen des Diakonie Michaelshoven e.V. hat seit 1. April mit Birgitta Neumann eine neue Geschäftsführerin. Die Redaktion des neuen Magazins „M“ aus Michaelshoven sprach mit Birgitta Neumann über erste Erfahrungen, Ziele, Wünsche und konkrete Maßnahmen – mit freundlicher Genehmigung der Redaktion hier bei uns online.

„Als ich noch Leiterin des Elisabeth-Fry- Hauses war, kam einmal im Monat eine Dame. Sie war sicherlich bereits 70 Jahre alt und lebte – ihrem Aussehen nach zu urteilen – eher in sehr bescheidenen Verhältnissen. Jeden Monat brachte sie mir zehn Euro mit den Worten ‚Das ist für die Frauen, die hier leben‘. Irgendwann fragte ich sie einmal, was sie dazu bewege, jeden Monat dieses Geld zu spenden, obwohl sie anscheinend selbst nur wenig zu leben habe. Darauf antwortete sie: ‚Wissen Sie, seit 1945 weiß ich, was es heißt, wohnungslos zu sein. Da geht es mir doch heute richtig gut.'“

Dies ist nach eigenen Schilderungen eine der eindrucksvollsten Begegnungen von Birgitta Neumann mit einem Menschen, der anderen etwas Gutes getan hat. Seit Anfang April diesen Jahres hat sie nun in ihrer Funktion als Geschäftsführerin der Stiftung einfach helfen Kontakte zu vielen Spendern und Förderern der Diakonie Michaelshoven und bekommt hautnah mit, dass viele Menschen bereit sind zu helfen. Ihre bisherigen Erfahrungen als Leiterin des Geschäftsbereichs Integrationshilfen kommen ihr dabei zugute: „Vorher hatte ich vor allem mit Menschen in kritischen Lebenssituationen zu tun. Die damit verbundenen Erfahrungen helfen mir in meiner jetzigen Funktion dabei, die Probleme dieser Menschen interessierten Bürgern auch authentisch vermitteln zu können.“

Intensive Gespräche
Diese authentische Vermittlung ist dringend notwendig, denn ein Ziel, das sich Birgitta Neumann mit ihrem Team gesetzt hat, ist es, für die Diakonie Michaelshoven viele neue Freunde und Förderer zu gewinnen. Dabei geht es nicht nur um die großen Unternehmen. Jede Form von Spende ist der Stiftung willkommen, denn auch kleine Beträge helfen. Fast täglich sucht die gelernte Sozialpädagogin deshalb zurzeit die Gespräche mit den Menschen und Unternehmen in Köln und der Region, sei es mit dem Bürgermeister einer anliegenden Kommune, der Jubilarin aus der Kirchengemeinde oder dem Unternehmer eines ortsansässigen Möbelgeschäftes. Manchmal kein leichtes Unterfangen: „Häufig werde ich gefragt, ob die Diakonie denn nicht genug Geld habe, da sie ja Kirchensteuer erhalte. Die Diakonie Michaelshoven erhält jedoch als selbstständiger, diakonischer Verein keinerlei Kirchensteuermittel und muss die Projekte, die nicht über die öffentliche Hand refinanziert werden, selbst finanzieren“, so Birgitta Neumann. Deutschland weise zwar ein ausgesprochen gutes Versorgungsnetz auf. Sobald jedoch eine spezifische Hilfe oder ein Angebot, das nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, benötigt werde, sei es kaum möglich, die Finanzierung zu sichern. Deshalb müssten wichtige Hilfen wie zum Beispiel ein spezielles psychologisches Beratungsangebot für Migrantinnen, Nachhilfeunterricht für Kinder, die im Heim leben, therapeutisches Reiten für Menschen mit Behinderungen oder das monatliche Kulturangebot für finanziell schwache Senioren über Spenden finanziert werden.

Neue Aufgaben
Die Stiftung einfach helfen besteht seit gut einem Jahr. Unter der bisherigen Leitung von Birgit Heide, die Ende 2008 in das Amt des theologischen Vorstands der Diakonie Michaelshoven wechselte, wurden bereits Strukturen gelegt und erste Projekte verwirklicht. Dennoch sieht die neue Geschäftsführerin noch viele Herausforderungen: „Die Stiftung macht seit einem Jahr eine hervorragende Arbeit, die der Diakonie Michaelshoven zugute kommt. Doch die Stiftungslandschaft ist in Bewegung, es gibt mehr Konkurrenz und die Gelder werden immer knapper. Daher gibt es viel zu tun.“ Neben Einzelspendern werden so beispielsweise auch gezielt Menschen gesucht, die durch Zustiftungen die Arbeit der Stiftung auf Dauer sichern. Das zugestiftete Kapital bleibt auf Dauer erhalten und über die Zinserträge wird Menschen, die Hilfe brauchen, geholfen. Und auch für die Menschen, die die Diakonie Michaelshoven auf diese Weise finanziell unterstützen, bietet dieses Modell Vorteile: „Diese Unterstützungsform ist vor allem für die Personen attraktiv, die neben der humanitären Hilfe auch steuerlich eine Ersparnis suchen“, erklärt Birgitta Neumann.

Viel Transparenz
Aber natürlich geht es Birgitta Neumann nicht nur darum, neue Spender und Förderer zu gewinnen. Ein wichtiges Anliegen ist es der Geschäftsführerin auch, die Menschen, die die Diakonie Michaelshoven in der Vergangenheit unterstützt haben, auf dem Laufenden zu halten, was Projektfortschritte und -planungen anbelangt. „Wir sind diesen Personen zu großem Dank verpflichtet. Von daher möchten wir diese künftig regelmäßig und ausführlich darüber informieren, wie die Gelder investiert wurden und was bereits erreicht werden konnte.“

Ehrenamt
Ein weiteres Thema, das Birgitta Neumann sehr am Herzen liegt, ist der Ausbau der ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Diakonie Michaelshoven. Daher wurde das Stiftungsteam – bestehend aus Birgitta Neumann, Katrin Peter, Andreas Steiner und Alois Beutlhauser – um die neue Mitarbeiterin Gaby Wienen ergänzt. „Viele helfende Hände tragen bereits jetzt ehrenamtlich zur Förderung und Betreuung der Menschen in unseren Einrichtungen bei“, sagt Neumann, „das Ehrenamt wird aber in Zukunft noch wichtiger, denn auch vor uns macht der demografische Wandel und die Tatsache, dass die öffentliche Hand nicht mehr die gesamte Verantwortung für die soziale Versorgung der Menschen übernehmen kann, nicht halt. Ohne die Menschen, die sich ehrenamtlich für jene einsetzen, die in Not geraten sind, wird unsere Gesellschaft daher in Zukunft nicht mehr auskommen können.“ Ob ein ehrenamtlicher Mitarbeitender ein- oder zweimal im Monat, eine Stunde pro Woche oder projektbezogen mitarbeite, sei dabei unwichtig: „Wir und unsere Bewohner freuen uns über jeden Menschen, der uns unterstützt, indem er uns seine Zeit schenkt“, so Neumann.

Mut für die Zukunft
Mit Enthusiasmus blickt die 43-Jährige auf ihre ersten Erlebnisse und Erfahrungen als Geschäftsführerin der Stiftung einfach helfen zurück: „Auch wenn ich erst seit zwei Monaten in diesem neuen Amt bin, bin ich jedoch erstaunt, wie offen und zugewandt mir die Menschen begegnen, wenn es um die Unterstützung unserer Angebote und Projekte geht. Das zeigt mir, dass die uneigennützige ältere Dame, die jeden Monat etwas spendete, kein Einzelfall war, und das macht mir viel Mut für die Zukunft.“

Text: M - Das Magazin aus Michaelshoven
Foto(s): M - Das Magazin aus Michaelshoven