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Es gibt eine neue Synagoge in Köln!

Mitte Juli war ein Feiertag für die Synagogengemeinde Köln: Zwei prächtig geschmückte neue Thora-Rollen waren in das Jüdische Wohlfahrtszentrum an der Ottostraße gebracht worden. Mit Gesang und Tanz brachten Mitglieder der Synagogen-Gemeinde Köln und andere Gäste die Rollen vom Ehrenfeldgürtel aus über die Nußbaumerstraße in das Gebäude. Durch das so genannte „Einbringen“ der Rollen wurde aus dem Betsaal eine Synagoge. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger als: Damit gibt es in Köln eine neue Synagoge. Sie liegt in Neu-Ehrenfeld, in dem Areal zwischen Otto-, Röntgen-, Krupp- und Nußbaumerstraße – und dort war immer schon ein Zentrum jüdischen Lebens in Köln, mit einer sehr wechselhaften Geschichte.

Die Geschichte
Das „Israelitische Asyl“- im Volksmund „Jüddespidohl“ genannt – wurde 1908 eingeweiht. Die Anlage zwischen Otto-, Röntgen-, Krupp- und Nußbaumerstraße in Köln-Ehrenfeld umfaßte auf 21.500 qm die Wirtschaftsgebäude, ein Krankenhaus, eine Infektionsstation und ein Altenheim (insgesamt 200 Betten). 1936 erfolgte das Verbot der Aufnahme von nicht jüdischen Patienten, obwohl das Krankenhaus lediglich zu 20% mit jüdischen Patienten belegt war. 1942 wurde die Anlage durch Gestapo und SS geräumt, die Kranken und Bettlägrigen wurden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. 1943 wurde der Gebäudekomplex zur Versorgung von Zwangsarbeit leistenden russischen Kriegsgefangenen beschlagnahmt.

Neuanfang der jüdischen Gemeinde Köln
1945, nur wenige Wochen nach der Befreiung durch die Amerikaner, entwickelte sich in den Trümmern des „Asyls“ der Neuanfang der jüdischen Gemeinde Köln. 1950 wurde der größere Teil des Geländes durch die Bundesrepublik übernommen und an die belgischen Streikräfte weitergegeben, die die Anlage bis 1995 als Militärkrankenhaus nutzten. 1952 wurde der im Krieg beschädigte Teil des Krankenhauses im Stil der 50er Jahre durch den Architekten Helmut Goldschmidt wieder aufgebaut. Nach den Plänen der Architekten Professor Ulrich Coersmeier und Professor Alfred Jacoby soll das Krankenhaus nun zu einem Wohlfahrtszentrum ausgebaut werden. Es wird, an der Aufgabe von Zedakah (Wohltätigkeit) orientiert, eine Verbindung von öffentlichen, halb-öffentlichen und privaten Bereichen, von Altenpflegeheim, Kindertagesstätte, Grundschule und Sozialabteilung geschaffen. Einen besonderen Stellenwert erhält dabei das transparent gestaltete Foyer als Begegnungsstätte und würdevoller Rahmen für Kulturarbeit und Veranstaltungen.

Die Einweihung der neuen Synagoge
Es ist ein Wunder, dass wir heute hier sein können,“ sagte Netanael Teitelbaum, Gemeinderabbiner von Köln, der Kölnischen Rundschau, die weiter schrieb: “ In der Tat war es ein ganz besonderer Tag für die jüdische Gemeinde Kölns: Zwei prächtig geschmückte neue Thora-Rollen wurden in das Jüdische Wohlfahrtszentrum an der Ottostraße gebracht. Jeden Samstag, am Sabbat, wird aus den Rollen ein Text aus den Büchern Moses vorgetragen. Gestiftet wurden die in Israel beschriebenen Thora-Rollen von Professor Dr. Georg Kurz, seit vielen Jahren Sprecher der Gemeindevertretung. Die Spende steht in der Tradition seiner Familie, die sich schon immer stark in der Gemeinde engagiert hatte.“

Text: Synagogengemeinde Köln/Al-Mana
Foto(s): Herbert Sachs/Synagogengemeinde Köln