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Erstmals auf einem Kirchentag im Angebot: Das Zentrum Liebe. Ein Fazit von Superintendent Rolf Domning

Die Beratungsstellen hatten die Idee, schließlich wurde es zu einem Projekt der Rheinischen Landeskirche, angesiedelt in der Kartause – nämlich dem ganzen Gelände des ehemaligen Kartäuserklosters in der Südstadt, im Innenhof, auf der Wiese, im Foyer, auf der Treppe, in der Kartäuserkirche, im Haus der Evangelischen Kirche, an der Mauer um das Gelände, auf der Bühne…. Von Anfang an, in den Projektgruppen, bei Idee, Konzept und den einzelnen Realisierungsschritten, beim Bühnenaufbau mit eigenen Händen, beim Transport von Getränken und Essen, in den Gottesdiensten, als „Hausherr“ der Kirche: Superintendent Rolf Domning.

Ihr Fazit, Her Domning?
„Toll, gigantisch, besser als meine kühnsten Erwartungen!“

Und er erzählt, dass es anfangs doch viele skeptische Stimmen gegeben habe: Zu abgelegen – wer will denn den weiten Weg von Messe oder Poller Wiesen in die Südstadt auf sich nehmen?“ Das Thema: „Zu speziell, entspricht nicht so ganz den Erwartungen eines Kirchentagspublikums“.

„Faszinierend“ sei auch gewesen zu sehen, wie sich das Projekt dann aus dem Stadium der Idee in die Praxis hinein entwickelt hat. „Und dann steht man da plötzlich und merkt: ‚Ja, das hat den Nerv der Zeit getroffen‘,“ zeigt sich Domning noch immer ganz ungläubig über den offensichtlichen Erfolg, den das Zentrum Liebe in den Medien, bei den Besucherinnen und Besuchern wie auch unter den Verantwortlichen erfahren hat.

Tatsächlich entwickelte das Projekt sehr schnell seine eigene Dynamik: „Anfangs hatte niemand dran gedacht, uns auch diese ‚Wegen-Überfüllung-geschlossen-Schilder‘ zu liefern. Doch schon die Auftaktveranstaltungen waren „toll“, erzählt Domning begeistert. Und sehr gut besucht.

Etwa der Gottesdienst für Paare: „Da haben wir gefragt: ‚Wer ist 1 Jahr zusammen?‘ – Da stand die ganze Kirche, bei 10 und 20 Jahren waren es immer noch ungeheuer viele.“ Und mit jedem Jahr wuchs der Applaus für die Paare, die immer noch standen. „Da kamen die Menschen hinterher zu mir und sagten, was für ein wunderbares Gefühl es war, dass dieses Zusammenleben auch mal gewürdigt wurde“, erzählt Domning und sagt: Mir ist keine andere Gottesdienstform bekannt, in der es so was gibt.“ Ganz bewusst hatte man sich – natürlich nicht nur für diesen Gottesdienst entschieden, als „Paare“ alle Menschen zu definieren, die zusammen sind, egal, ob verheiratet oder nicht, hetero- oder homosexuell. „Das war eine unglaublich tolle Atmosphäre, heiter, fröhlich, voller Dankbarkeit.

Weitere Angebote: Es gab Workshops oder den „Liebesführerschein“, in dem ein Paartherapeut erläuterte, wie sich Paare verstehen und missverstehen können. Unter dem Titel „Das Lied der Liebe kennt viele Melodien“ gab der Autor Peter Bürger „eine befreite Sicht der homosexuellen Liebe, Sozialarbeiter und Heilpädagogen berieten bei Generationenkonflikten, etwa wenn die Eltern alt werden oder wenn die Kinder in die Pubertät kommen.

„Fröhlich und heiter“ sei es während des ganzen Kirchentags im Zentrum Liebe zugegangen. „Da gab es Paare, die haben ganze Tage hier verbracht, von morgens bis abends.“ Und bedankten sich dann bei Domning: „Wir werden ganz viel mit nach Hause nehmen“, zitiert er solch ein Paar. Überhaupt: „Die Menschen blieben bei den Veranstaltungen bis zum Ende, kaum jemals habe ich einen mittendrin weggehen sehen“, sagt Domning. Überrascht war er auch darüber, wie gut besucht etwa die Bibelarbeit in der Kartäuserkirche war. Den Höhepunkt erreichte der Andrang bei dem „erotischen Gottesdienst“ mit Armin Beuscher am Samstag: 400 Menschen in der Kirche, 500 vor der Kirchentür – die wegen Überfüllung nicht mehr reinkamen. Das Schild dafür war wenigstens mittlerweile geliefert worden.

Und die Organisation für solch eine Großveranstaltung?
„Die war hervorragend. Die Orga-Leitung des Kirchentags hatte uns ein festes Team geschickt, die waren hier gleich integriert, auch mit unseren eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das lief unglaublich gut“, sagt Domning und bedankt sich ausdrücklich bei allen.
„Gigantisch“ nennt er schließlich das Abschlussfest mit der aus den Stunksitzungen hervorgegangenen Band Köbes Underground. Er räumt ein: „Okay, es mag den einen oder anderen Besucher gegeben haben, der konnte mit dem Dialekt nichts anfangen“ – aber dazu ist man doch schließlich in Köln, oder?

Abschließendes Urteil, Ausblick
„Eigentlich waren wir vorher schon entgegen aller Einwände extrem zuversichtlich, dass dies ein gutes Kirchentags-Projekt werden würde. Aber die Realität hat dann alle Erwartungen noch weit übertroffen, im positiven Sinn.“ Und Domning erzählt, dass aus der Projektleitungsgruppe des Kirchentags auch schon Interesse signalisiert worden sei, das Zentrum Liebe vielleicht beim nächsten Kirchentag in Bremen wieder aufzugreifen. Die Premiere allerdings, die fand in Köln statt. Beim 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag.

Text: Maria Al-Mana
Foto(s): EKiR