Evangelische Kirchengemeinde Hürth und Evangelische Kirchengemeinde Köln-Lindenthal feierten ein gemeinsames Tauffest
Gut 400 Menschen feierten Ende Juni einen besonderen und eindrucksvollen Gottesdienst mit 18 Taufen unter freiem Himmel im Strandbad Otto-Maigler-See in Hürth. Das erste Tauffest an diesem Gewässer war ein Gemeinschaftsprojekt der Evangelischen Kirchengemeinde Hürth und der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal. Die Kooperation zwischen beiden nannte die Hürther Pfarrerin Christiane Birgden anschließend „super – wir waren gleich ein Team, und das brauchten wir für diese Großveranstaltung“.
Schatten war sehr begehrt an diesem heißen Juni-Tag. Deshalb verließ man in der direkten Vorbereitung den Uferbereich und trug Altar und Bänke etliche Meter in das Gelände hinein. Mit der Hürther Vikarin Janneke Botta und dem Lindenthaler Pfarrer Armin Beuscher an ihrer Seite, hatte Birgden zu Beginn den 16 Helfenden herzlich gedankt. Ebenso Christoph Hausmann, der das Strandbad betreibt. Hausmann habe das Projekt toll gefunden und die Gemeinden auch durch den Verzicht auf die Eintrittsgebühren großartig unterstützt.
Ein Gottesdienst an einem anderen Ort
„Was ist dieser Taufgottesdienst“, sei sie im Vorfeld gefragt worden, begrüßte Birgden. Ihre Antwort: „Ein Gottesdienst an einem anderen Ort.“ Und sie schlug einen Bogen vom See Genezareth, Jesus´ Taufort, ins Rheinland. Nicht allein das Ambiente mit Bäumen und Sträuchern, Wiese, Sand und Seeblick war für einen Gottesdienst ungewohnt. Eher ungewöhnlich ist es auch, wenn für die Liturgie verantwortliche Personen auf jegliche Fußbekleidung verzichten, Sonnen- und Regenschirme das Bild prägen, Decken und Luftmatratzen als Sitzgelegenheiten dienen, zahlreiche Badegäste zu Lande und im Wasser sich interessiert bis gleichgültig gegenüber dem Geschehen zeigen.
In seinem Impuls zum Taufort sprach Beuscher von dem besonders beeindruckenden „Erlebnis einer Taufe an einem Baggersee in der Nähe von Heidelberg“. Beim Baden sei der damalige Student mit Freunden Zeuge von Erwachsenentaufen geworden: „Junge Frauen und Männer in weißen Kleidern mit Händen zum Himmel, Gott lobend. Das war irritierend und inspirierend zugleich.“ Seit über dreißig Jahren gehe ihm diese Idee nicht aus dem Kopf: „Einmal an einem richtig schönen, coolen Ort, wo sich die Menschen auch sonst wohl fühlen und Kraft schöpfen, an einem See, unter freiem Himmel eine Taufe zu feiern.“ Dass es heute gelinge, freue ihn sehr. „Mitten im Leben, unter Gottes weitem Himmel, das Leben dankbar annehmen. Für jeden kleinen und großen Menschen danken, erinnern, dass wir Gottes Töchter und Söhne sind und so an die Taufe Jesu im Jordan anknüpfen. Möge die Gottes-Kraft in uns wirken und uns erfüllen.“
Musikalische Gestaltung – Posaunenchor des Südens
Nach der von Birgden gestellten und von allen Eltern und Paten bejahten Tauffrage, ging es für die insgesamt 18 jungen und älteren Täuflinge mit ihren Familien und Freunden ans Ufer und für die meisten weiter in das flache Wasser des Sees hinein. Dort vollzogen Birgden, Botta und Beuscher gleichzeitig und mehrfach den Taufakt. Den unmittelbar Beteiligten sowie den etwas entfernt Zuschauenden, bot sich ein außergewöhnliches Bild. Insgesamt wird vielen dieses Tauffest als ein „eindrückliches Erlebnis“ in Erinnerung bleiben.
Ein wichtiges Element bildete die musikalische Gestaltung. Statt einer Orgel ertönten Posaunen. In dem für das Projekt gebildeten „Posaunenchor des Südens“ wirkten Bläserinnen und Bläser aus Hürth, Lechenich, Lindenthal und Zollstock mit. Leiterin Uta Fischer hatte einige der Bläsersätze eigens für das Ereignis neu arrangiert. Kantorin Veronika Metzger sang die Lieder an, ermutigte beschwingt und erfolgreich die Besuchenden vernehmbarer mitzuwirken. Selbstredend drehten sich einige der Stücke um das Thema Wasser, um dessen tatsächliche, wie symbolische Bedeutung. Es erklangen unter anderem: „Ohne Wasser können wir nicht leben“, „Ins Wasser fällt ein Stein“ und, zum Abschluss, der instrumental interpretierte Bläck Fööss-Klassiker „Dat Wasser vun Kölle“.
Erinnerungen an die eigene Taufe
Es wurde nicht nur getauft, sondern auch auf sinnliche Weise an die eigene Taufe erinnert. Dafür schöpften Beuscher, Birgden und Botta unter den Klängen des Liedes „Du bist ein Gott, der mich anschaut“ mit Kirchentagsbechern lebendiges Wasser aus dem See. Viele Helfende aus den Gemeinden Hürth und Lindenthal trugen die Gefäße in die Reihen, wo sich die Besuchenden segneten beziehungsweise segnen ließen und auch ein wenig erfrischten. „Spüren wie freundlich Gott ist, wir zueinander und zu uns selbst sein können“, hatten zuvor die Liturgen zur Teilnahme am Wasserritus eingeladen.
In einem Impuls zur Tauferinnerung sagte Beuscher: „Wasser steht für Lebendigkeit. Jesus ist Wasser des Lebens, der Glaube ist die Quelle des Lebens, deshalb taufen wir und sagen damit: Gott nimmt uns an, er will uns verwandeln, erneuern, das Alte ist vergangen, siehe es ist alles neu geworden. Gott ist die Quelle des Lebens. So können wir unsere Quellen in uns entdecken, so können wir zu Quellenorten füreinander werden. Gott sagt sein Ja zu uns, zu dir und zu mir.“ Gottes großes Ja werde über uns bei der Taufe zum ersten Mal ganz deutlich ausgerufen. „Und bei jeder Taufe werden wir daran erinnert. Ich gehöre zu Gottes Familie. Bin sein geliebtes Kind – ob ich gerade mal drei Monate alt bin oder 93 Jahre alt.“
So mag es auch damals am Jordan gewesen sein
„Es war voll, und es war heiß, so heiß, dass wir kurz vor Beginn nochmal umbauen mussten, weil wir die Leute – verständlicherweise – nicht aus dem Schatten heraus bekamen“, sagte Christiane Birgden nach dem Ereignis. „Als wir mit der Planung vor eineinhalb Jahren begonnen haben, haben wir uns immer wieder Gedanken darüber gemacht, was wir machen, wenn es regnet. Dass wir den heißesten Tag des Sommers erwischen würden, damit haben wir nicht gerechnet!“ Überwältigend empfand sie den „Moment, an dem wir alle im Wasser standen. Die Sonne brannte heiß. So mag es gewesen sein, damals am Jordan.“
Foto(s): Engelbert Broich